Die ist nicht Calumma nasutum, sondern Calumma emelinae.
Foto: Miguel Vences (TU Braunschweig)

Vor wenigen Tagen erst haben deutsche Paläontologen neue Erkenntnisse zur Chamäleon-Gattung Calumma veröffentlicht, die man heute nur noch auf Madagaskar findet – dort, wo insgesamt etwa die Hälfte aller bekannten Chamäleonarten lebt. Ein Fossilienfund der 18 Millionen Jahre alten Spezies Calumma benovskyi in Kenia belegte aber, dass auch diese inseltypische Gattung ihren Ursprung auf dem Festland hatte.

Nun legt ein Team von Forschern aus Deutschland und Madagaskar mit einer weiteren Studie zur Gattung Calumma nach. Sie dreht sich um das nach seinem charakteristischen Nasenfortsatz benannte Chamäleon Calumma nasutum, das bereits im Jahre 1836 beschrieben worden war. Schon länger vermuten Biologen, dass sich hinter dieser vermeintlichen Spezies in Wirklichkeit ein sogenannter Artenkomplex verbirgt, dass also mehrere ähnlich aussehende Spezies über einen Kamm geschoren wurden. Die neue Studie im Fachjournal "Vertebrate Zoology" bestätigt dies.

Zwei Weibchen von Calumma radamanus treffen aufeinander, das unter wirkt eingeschüchtert erbleicht.
Foto: David Prötzel (ZSM/LMU)

Intensive Feldforschung über die letzten 15 Jahre in teils entlegenen Waldgebieten von Nord- bis Südmadagaskar ergab, dass die nur etwa 15 Zentimeter langen Chamäleons verschiedenen Spezies zugeordnet werden müssen. Durch Untersuchung von Schädelknochen und Geschlechtsorganen mittels Micro-Computertomografie sowie die Analyse von DNA-Sequenzen konnten schließlich drei neue Arten identifiziert werden: Calumma emelinae von der Ostküste Madagaskars, C. tjiasmantoi aus dem Südosten und C. ratnasariae aus dem Norden.

Seit Beginn der Arbeiten im Jahr 2014 hat sich die Zahl der ursprünglich unter C. nasutum zusammengefassten Spezies damit von sieben auf 16 erhöht. Für die gesamte Familie der Chamäleons bedeutet dies einen Artenzuwachs von über vier Prozent. Leider ist es allerdings nur ein Zuwachs im taxonomischen Sinne: Die Zerstörung von Lebensräumen lässt auch die Chamäleonbestände schrumpfen. Dass diese in noch mehr Einzelspezies zerfallen als gedacht, erhöht die Gefährdung sogar: Wäre es eine einzige Art, könnte man eine gefährdete Population durch Import-Tiere aus einer anderen beleben. Wenn sich die Tiere nicht miteinander fortpflanzen können, funktioniert diese Strategie allerdings nicht. (red, 5. 2. 2020)