Wieder im Einsatz: Heidi Klum (links).

Foto: ProSieben

Müssen mit Demütigungen nicht nur am Laufsteg rechnen: GNTM-Teilnehmerinnen.

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Fünfzehn Jahre. Hätten Sie das gedacht? Ganze 15 Jahre lang sehen wir uns bereits bei nur sachte schwächelnder Quote eine Show an, in der junge Frauen vor allem eines machen: geradeaus gehen. Diese Aufgabe klingt nicht wahnsinnig komplex, dürfte aber erheblich schwieriger sein, als man meint. "Ich hätte nicht gedacht, dass Dschientiem so krass wird", sagt eine, nachdem sie am Geradeauslaufen auf ziemlich hohen Schuhen klagvoll gescheitert ist.

Dschientiwas? Ach, GNTM, die Kurzform von Germany’s Next Topmodel mit Supermodel Heidi Klum. Die tritt seit 15 Jahren den Beweis an, dass es keiner Moderatorenausbildung oder angenehmer Sprechstimme bedarf, um im Fernsehbusiness was zu reißen, Hauptsache, man beherrscht den "Walk", also das stolperfreie Stelzen über einen Laufsteg.

Für die teils minderjährigen Kandidatinnen des Casting-Formats ist Heidi natürlich das große Vorbild, obgleich der Traum vom Modeldasein oder der TV-Karriere für die "Meedchen" nur mehr eine untergeordnete Rolle spielt, die Teilnahme dient vorrangig dem Ausbau ihrer Instagram-Gefolgschaft. Dafür lassen sie sich in Unterwäsche vor der Kamera und ein paar Millionen Fernsehzuschauern notschlachten ("Du kannst ja gar nicht laufen, wie so’n Oktopus!"), ein paar Tränchen sind schließlich immer gut für die Quote. Und genau hier liegt das Problem: Die öffentliche Demütigung junger Frauen ist durch die Verlockung kurzfristigen Ruhms in den letzten 15 Jahren scheinbar legitimiert worden. So krass ist dieses Dschientiem. (Nana Siebert, 5.2.2020)