Erwünschte und unerwünschte Erwärmung: Auf dem langen Weg zur Herstellung einer solchen Pfanne fällt auch Fluoroform an, das den Treibhauseffekt verstärkt.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Fluoroform oder HFC-23 ist eine Verbindung, die als Nebenprodukt bei der Herstellung von Chlordifluormethan anfällt, der Ausgangsbasis für die Herstellung von Teflon. Und für dieses Nebenprodukt gibt es seinerseits eine Reihe von Verwendungszwecken: sei es beim Plasmaätzen in der Halbleiterherstellung oder als Kältemittel.

Allerdings hat Fluoroform auch eine Schattenseite – es ist ein Treibhausgas, und zwar ein sehr potentes. "Die Emission einer Tonne dieser Substanz richtet ebenso viel Schaden an wie die Emission von 12.000 Tonnen CO2", sagt der Atmosphärenforscher Andreas Engel von der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Es gilt daher, die Emissionen dieser Verbindung gering zu halten.

2017 berichteten die beiden Hauptproduzenten Indien und China, dass so gut wie kein HFC-23 mehr in die Atmosphäre gelangt sei. Infolgedessen sollten die Emissionen des Treibhausgases in der Atmosphäre zwischen 2017 und 2015 einen 90-prozentigen Rückgang zeigen. Tatsächlich haben Atmosphärenforscher nun aber Rekordwerte gemessen, wie die Uni Frankfurt berichtet. Das Team um Kieran Stanley von der Universität Bristol präsentierte seine Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe von "Nature Communications".

Von Montreal zu Kigali

Die Reduktion von Fluorkohlenwasserstoffen (FKWs) wie Fluoroform ist eine Zielsetzung des Kigali-Abkommens. Dieses wurde 2016 als Nachtrag zum Montreal-Abkommen geschlossen, bei dem es um die bekannteren Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs) gegangen war, die die Ozonschicht schädigen. Das tut Fluoroform nicht – dafür wirkt es als Treibhausgas.

Obwohl China und Indien das Anfang 2020 in Kraft getretene Abkommen nicht ratifiziert haben, hatten sie nach eigenen Angaben die Emissionen massiv reduziert. "Unsere Studie legt nahe, dass es China nicht gelungen ist, HFC-23 in dem angegebenen Maß zu reduzieren", sagt Stanley. Ob es Indien gelungen ist, seine Emissionen zu reduzieren, müssen weitere Messungen zeigen.

"Dies ist nicht das erste Mal, dass Kontroversen über die Emission von HFC-23 entstehen", sagt Stanley. Zwischen 2005 und 2010 hatten die Industrienationen mit der UN-Rahmenkonvention der Vereinten Nationen über Klimaänderung für die Schwellenländer Anreize geschaffen, ihre Emissionen zu reduzieren. Zwar ging die Emissionen des gefährlichen Treibhausgases währenddessen zurück. Doch schuf das System falsche Anreize, weil die Hersteller ihre Prozesse nicht optimierten, sondern mehr schädliche Nebenprodukte erzeugten, um mehr Fördermittel für deren Vernichtung einstreichen zu können. (red, 6. 2. 2020)