Bis zum Ferienbeginn am kommenden Freitag will man in Vorarlberg eine rechtskonforme Lösung für den Notenstreik finden.

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Frastanz – Die Zeit drängt, denn am Freitag beginnen in Vorarlberg die Semesterferien. Das bedeutet, die Schülerinnen und Schüler erhalten ihr Semesterzeugnis in Form einer Schulnachricht. Gemäß eines Erlasses des Bildungsministeriums sollen die Leistungen ab der zweiten Klasse Volksschule nun wieder mit Ziffernnoten bewertet werden. Aber genau dagegen wehrt man sich an der Volksschule Lustenau Kirchdorf, wie DER STANDARD berichtete.

Eltern und Lehrer hatten dort mit Rückendeckung des Direktors beschlossen, allen Kindern pauschal einen Zweier zu geben, um damit eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit der noch von der türkis-blauen Regierung beschlossenen Rückkehr zu Ziffernnoten anzustoßen.

Eltern von Drittklässlern lehnen Notenzeugnis ab

Zumindest in der Volksschule Frastanz Hofen hat der Denkanstoß funktioniert. Dort hat rund die Hälfte aller Eltern der Drittklässler beschlossen, die Notenzeugnisse ihrer Kinder nicht annehmen zu wollen. Zugleich haben sie ein an das Bildungsministerium gerichtetes Manifest verfasst, in dem sie schulautonome Entscheidungsmöglichkeiten für alternative Leistungsbeurteilung ohne Ziffernnoten fordern. Auch in Frastanz steht der Direktor hinter der Aktion. Man arbeite seit Jahren an einer Schulreform, die auch eine Leistungsdokumentation anstatt des Ziffernzeugnisses vorsehe, so seine Begründung.

Während der Protest in Frastanz allein von den Eltern ausgeht, sind in der Volksschule Lustenau Kirchdorf die Lehrpersonen maßgeblich involviert, was die Bildungsdirektion auf den Plan rief. "Wir führen sehr intensive und konstruktive Gespräche mit der Lustenauer Schulleitung, um bis Freitag eine rechtskonforme Lösung zu finden", heißt es dazu aus der Bildungsdirektion. Wie die aussehen könnte, ist noch offen.

Vorarlberg will Thema erneut mit Ministerium diskutieren

Vorarlbergs Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) versteht den Unmut der Lehrer und Eltern: "Seit über 15 Jahren haben mehr als zwei Drittel unserer Schulen bis zur dritten Klasse nur verbal bewertet." Man habe dazu viel in die Entwicklung investiert – Arbeit, die durch den Erlass des Ministeriums hinfällig werde.

Schon im Zuge der türkis-grünen Koalitionsverhandlungen habe man aus Vorarlberger Sicht auf die Problematik des Erlasses hingewiesen, sagt Schöbi-Fink. Sie will die umstrittene Rückkehr zu Ziffernnoten und Sitzenbleiben in den Volksschulklassen nun erneut in Wien zum Thema machen. Denn im Bildungsministerium sieht man weiterhin "keine unmittelbare Notwendigkeit" zu handeln, da bundesweit bislang nur zwei Vorarlberger Schulen dagegen protestieren. (ars, 5.2.2019)