Der Journalist Gunnar Krupp wollte wissen, was eigentlich passiert, wenn er ein Stockfoto von sich selbst ins Netz stellt. Für das vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) produzierte Format "Strg_F" lud er also ein Foto auf der Plattform Pixabay hoch, auf der es möglich ist, Bilder kostenlos anzubieten – und konnte sich bald darauf bei verschiedensten Plattformen wiederfinden.

Der erste Teil.
STRG_F

Straftäter, Werbebanner, Buchcover

Beispielsweise wird er als Badminton-Profi dargestellt, mit dem ein Interview geführt wird, als Werbesujet für Tees mit potenzsteigender Wirkung, aber auch als pädophiler Straftäter. In einem weiteren Video recherchierte er Monate nach der ersten Veröffentlichung die weiteren Verwendungszwecke – und fand sich etwa als Profilbild auf Tinder und bei Youtube-Nutzern wieder. Oder aber auf einem Buchcover – und als Gesicht einer Werbung im "Handelsblatt".

Der zweite Teil.
STRG_F

Keine Kontrolle

Dabei zeigt Krupp, wie wenig Kontrolle man als Nutzer darüber hat, wie ein Bild verwertet wird, wenn es einmal im Netz angeboten wird. Ein berühmtes Beispiel dafür ist der ungarische Elektroingenieur András Arató. Ein Fotograf hatte vor zehn Jahren Urlaubsfotos des Mannes im Netz entdeckt und ihn gefragt, ob er für ein paar Stockfotos zur Verfügung stehen würde.

Ein TED-Talk mit "Hide the Pain Harold".
TEDx Talks

Diese Fotos, die Arató etwa beim Telefonieren, vor dem Computer oder bei Turnübungen zeigen, machten den heute 75-Jährigen zum Internetstar: als "Hide the Pain Harold" – Stockfotos eines älteren Herrn, der in verschiedenen Situationen eigentlich recht harmlos, aber etwas gequält in die Kamera lächelt. Das Meme kam laut Imgur 2011 auf und wurde in den darauffolgenden Jahren immer populärer. Arató befeuert sein Meme mittlerweile auch selbst – auch weil es ihn störte, dass so viele Menschen seine Fotos ohne sein Einverständnis als Profilfotos verwendeten. (red, 7.2.2020)