Hollywoodstar Kirk Douglas in "Spartacus" (1960).

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Dieses Foto von Douglas wurde im Jahr 2011 aufgenommen.

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Los Angeles – Breites Grinsen, herausfordernder Blick, ein markantes Kinn mit Grübchen. Ein Schauspieler, der seine Figuren mit körperlichem Aus- und Nachdruck entwickelte: der getriebene Reporter in Billy Wilders "Ace in The Hole" (1951), der Maler Vincent van Gogh in Vincente Minnellis grellem Biopic "Lust for Life" (1956) oder der aufständische Sklave Spartacus im gleichnamigen Historienfilm von 1960.

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Bereits Mitte der Fünfzigerjahre hatte Kirk Douglas seine eigene Firma gegründet. Der erste Film der Bryna Productions – benannt nach Douglas' Mutter – war André de Toths Western "The Indian Fighter". Die Titelfigur war bereits ganz auf seine Star Persona zugeschnitten – der Draufgänger, der Überflieger, einer, der mitunter auch an seinen eigenen Ambitionen scheitert. Douglas, der seit 1952 keinen Studiovertrag mehr hatte, arbeitete in den nächsten zwei Jahrzehnten mit vielen namhaften Regisseuren wie Howard Hawks, Raoul Walsh, John Sturges, Billy Wilder und William Wyler, mit Stanley Kubrick und Vincente Minnelli.

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Douglas' Stern auf dem "Walk of Fame".
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Gleich zweimal tauchte er in Minnellis melodramatische Selbstreflexion des Filmgeschäfts ein: 1952 bei "The Bad and the Beautiful" in der Rolle eines Produzenten, zehn Jahre später als kaputter Ex-Star, der noch eine Chance erhält, sich mit einem Projekt in Rom zu rehabilitieren ("Two Weeks in Another Town").

Sein anhaltend publikumswirksamster Film wurde jedoch "Spartacus" – ein Herzensprojekt und ein untypisches Heldenepos: Der Hauptdarsteller Douglas fungierte auch als Initiator und Produzent. Er engagierte den verfemten linken Autor Dalton Trumbo. Und er gewann Stanley Kubrick, mit dem er zuvor beim Antikriegsfilm "Paths of Glory" (1957) gearbeitet hatte, sowie einen Allstar-Cast von Laurence Olivier über Peter Ustinov und Charles Laughton bis Jean Simmons und Tony Curtis.

Kämpferischer Spartacus mit Zartheit

Erzählt wird eine Geschichte der Menschwerdung, die Entwicklung vollzieht sich vom Satz "Ich bin kein Tier" zum legendären "Ich bin Spartacus." Das ist jene Identität, die sich schließlich alle geben, die gegen die Versklavung durch die Römer kämpfen. Noch heute überrascht außerdem die Zartheit, mit der Douglas seinen kämpferischen Helden ausstattet und die vor allem in der Liebesgeschichte Ausdruck findet.

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Douglas mit seinem Ehrenoscar 1996.
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1960, als "Spartacus" ins Kino kam, hatte Douglas bereits eine beeindruckende Karriere hinter sich: Als Issur Danielovich wurde er am 9. Dezember 1916 in Amsterdam, NY, geboren. Seine Eltern waren arme jüdische Einwanderer aus Russland, sie hatten schon drei Töchter, drei weitere sollten auf den einzigen Sohn noch folgen. Die Eltern hatten nicht lesen und schreiben gelernt, ihre Kinder schickten sie in die Schule.

Die Namen wurden bald an die neue Umgebung angepasst – der Sohn hieß jetzt Izzy Demsky. Er machte beim Schultheater mit und entdeckte, was er später werden wollte. Sein Studium finanzierte er aber noch als Gärtner, Hausmeister und Preisringer, an der American Academy of Dramatic Arts erhielt er ein Stipendium. Während dieser Zeit erfanden Kollegen den Künstlernamen Kirk Douglas (ein gewisser Karl Malden war Teil dieser Truppe), mit Eintritt in die Kriegsmarine wurde dieser amtlich.

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Kirk Douglas mit seiner Frau Anne Buydens im Sahara Hotel in Las Vegas (1954).
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Seine ehemalige Kommilitonin Lauren Bacall vermittelte dem Newcomer nach dem Krieg seine erste Filmrolle, 1946 in Lewis Milestones "The Strange Love of Martha Ivers". Douglas war inzwischen dreißig Jahre alt. Eindruck machte er mit seinem unheimlichen Auftritt in Jacques Tourneurs Film Noir "Out of the Past" ein Jahr später.

Als taffer Boxer in Mark Robsons Drama "Champion" (1949) wurde er schließlich zum Star. 1951 wurde seine erste Ehe mit der Schauspielerin Diana Dill geschieden – aus der Verbindung stammen die Söhne Michael und Joel. 1954 heiratete Douglas zum zweiten Mal, die Ehe mit Anne Buydens, die er als Presseagentin seines Films "Act of Love" kennenlernte, hielt. Das Paar bekam ebenfalls zwei Söhne, der jüngste, Eric Anthony, starb 2004 erst 46-jährig.

Douglas mit der italienischen Schauspielerin Silvana Mangano in "Ulisse" (Regie: Mario Camerini, 1954).
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In den 1980er-Jahren wechselte der Schauspieler noch einmal das Metier, er schrieb Romane und mehrere Autobiografien – eine davon, "My Stroke of Luck", konzentriert sich auf seine (spirituelle) Wiederherstellung nach einem Schlaganfall 1996; die letzte erschien 2007 und heißt "Let's Face It: 90 Years of Living, Loving, Learning". Einen Auftritt vor Millionenpublikum hatte der damals 94-Jährige als greiser Womanizer bei der Oscar-Verleihung 2011, wo er die Trophäe, für die er selbst dreimal nominiert war und die er schließlich 1996 ehrenhalber "für 50 Jahre als kreative und moralische Größe in der Filmgemeinde" verliehen bekam, an die beste Nebendarstellerin Melissa Leo (Fighter) überreichte. Am 5. Februar verstarb Douglas 103-jährig in Beverly Hills. (Isabella Reicher, 6.2.2020)