Fast 700 Wildbienenarten, davon 46 Hummelarten, gibt es in Österreich. Die wenig beachteten Verwandten der Honigbiene übernehmen einen bedeutenden Anteil der Bestäubungsleistung auf unseren Äckern. Vier Prozent der europäischen Bienen sind gefährdet. Möglicherweise könnte diese Zahl noch größer sein, doch über die Hälfte aller Arten liegen nicht genügend Daten zur Feststellung ihres Gefährdungsstatus vor. Besonders der Klimawandel und der Lebensraumverlust durch Verbauung und Intensivierung der Landwirtschaft macht den Bienen zu schaffen. Denn viele Arten benötigen spezielle Ökosysteme oder sind auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert.

Eine Hummel im Fütterungsversuch
Foto: Technische Universität München/D.G. Mahsberg

Erdhummeln schmecken den Fettgehalt

Welchen Einfluss die Zusammensetzung des Pollens auf das Verhalten und die Gesundheit von Bienen haben kann, untersuchte eine aktuelle Studie an der Technischen Universität München. Die Forscher fütterten Erdhummeln (Bombus terrestris) mit Pollen, der mit Fettsäuren oder Proteinen angereichert wurde. Beide Nährstoffe kommen natürlicherweise in Pollen vor, können sich aber in ihren Anteilen zwischen verschiedenen Pflanzenarten unterscheiden.

In der Studie, die im Wissenschaftsjournal "Ecology Letters" erschienen ist, wurde zunächst getestet, ob die Hummeln den Unterschied zwischen einem hohen oder niedrigen Anteil dieser Nährstoffe schmecken können. Dabei stellte sich heraus, dass sie zwei Nahrungsquellen nicht auseinander halten konnten, wenn diese im Proteingehalt variierten. War jedoch der Fettgehalt verschieden, konnten die Hummeln sie unterscheiden.

Lieber tot als fett

Im nächsten Schritt fütterten die Wissenschafter die Hummeln mit nur einer Sorte von Pollen. Stand ihnen der Pollen mit erhöhtem Proteingehalt zur Verfügung, fraßen die Hummeln davon genauso viel wie von dem normalen Pollen, was keinen Einfluss auf ihr Überleben oder ihre Vermehrung hatte. Stand ihnen allerdings nur der Pollen mit hohem Fettgehalt zur Verfügung, fraßen sie davon deutlich weniger als vom normalen Pollen, wodurch sie auch weniger der anderen Nährstoffe erhielten. Diese Hummeln legten weniger Eier und starben früher.

Wurde den Hummeln die Wahl zwischen den verschiedenen Pollen gelassen, bevorzugten sie den mit niedrigem Fettgehalt. "Die Bienen schmecken, was gut für sie ist, und sammeln entsprechend", schließt die Studienleiterin Sara Leonhardt aus den Ergebnissen. Nun sollen weitere Untersuchungen aufklären, welche Nährstoffzusammensetzungen in verschiedenen Blüten zu finden sind. Denn die richtige Auswahl an Nahrungsquellen kann offenbar über das Überleben von Wildbienenarten entscheiden. (Friederike Schlumm, 10.2.2020)