Nach dem Täter wird noch gefahndet.

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Jerusalem/Gaza – Gut eine Woche nach Vorstellung des amerikanischen Nahostplans eskaliert der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern erneut. Bei zwei Anschlägen in Jerusalem wurden insgesamt 15 Personen verletzt und ein Angreifer getötet. Bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten im Westjordanland gab es nach palästinensischen Angaben außerdem zwei Tote.

Der erste Vorfall ereignete sich gegen 02 Uhr (Ortszeit) in einem belebten Stadtviertel rund um den alten Bahnhof von Jerusalem. Ein "Terrorist" sei mit einem Auto in eine Gruppe Soldaten gerast, die im Zentrum Jerusalems einer "militärischen Aktivität" nachgegangen seien, teilte die israelische Armee am Donnerstag mit. Zwölf Soldaten sowie zwei Zivilisten seien verletzt worden. Der Fahrer flüchtete. Die radikalislamische Hamas bezeichnete den Angriff als "Antwort" auf den Nahostplan von US-Präsident Donald Trump.

Hamas spricht von "zweckmäßiger Antwort"

Israelische Soldaten suchten "derzeit den flüchtigen Fahrer", erklärte die Armee weiter. Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte, der Vorfall werde als "Terroranschlag untersucht". Der Ambulanzdienst sprach von insgesamt einem Schwerverletzten, zwölf leicht und einem "moderat" Verletzten, die ins Krankenhaus gebracht wurden.

Die radikalislamische Hamas nannte den Angriff einen "Akt des Widerstands" und eine "zweckmäßige Antwort" der Palästinenser auf "Trumps Verkündung" seines Nahostplans. Auf ein Bekenntnis zu der Attacke verzichtete die Miliz jedoch.

Zur möglichen politischen Motivation des Täters oder der Täterin wurde zunächst nichts bekannt. In der Vergangenheit hat es jedoch immer wieder von Palästinensern verübte Anschläge mit Autos auf israelische Soldaten oder Zivilisten gegeben.

Bei einem weiteren Anschlag in Jerusalem wurde ein israelischer Polizist verletzt. Ein Polizeisprecher sagte: "Ein Terrorist hat das Feuer auf einen Grenzpolizisten eröffnet." Andere Polizeibeamte hätten in der Altstadt nahe dem Tempelberg auf den Angreifer geschossen und ihn außer Gefecht gesetzt.

Militärische Auseinandersetzungen seit Trumps Nahostplan

Seit der Vorstellung von Trumps Nahostplan vor mehr als einer Woche gab es an der Grenze Israels zum Gazastreifen fast täglich militärische Auseinandersetzungen. Militante Palästinenser attackierten den Süden Israels mit Raketen, Mörsergranaten oder Brandballons, worauf Israel seinerseits mit Vergeltungsangriffen reagierte.

Am Donnerstag wurde bei schweren Ausschreitungen zwischen Palästinensern und israelischen Streitkräften im von Israel besetzten Westjordanland ein 19-jähriger Palästinenser getötet. Er sei von israelischen Soldaten erschossen worden, berichteten palästinensische Medien. Außerdem soll ein palästinensischer Polizist getötet worden sein.

Bereits am Mittwoch war in der im Westjordanland gelegenen Stadt Hebron ein 17-jähriger Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen worden. Nach Angaben der israelischen Armee handelte es sich bei dem Getöteten um einen "gewalttätigen Randalierer", der mit einem Molotowcocktail bewaffnet gewesen sei.

Trumps Nahostplan sieht eine "realistische Zweistaatenlösung" mit Jerusalem als "ungeteilter Hauptstadt" Israels vor. Die Palästinenser sollen dem Plan zufolge unter Bedingungen die Möglichkeit erhalten, einen eigenen Staat zu gründen – allerdings ohne das strategisch und wirtschaftlich wichtige Jordantal im Westjordanland und ohne Ostjerusalem als Hauptstadt. Die Palästinenser hatten Trumps Plan umgehend abgelehnt. Die radikalislamische Hamas im Gazastreifen kündigte an, sich "in allen Formen" gegen den Plan "zur Wehr zu setzen". (APA, 6.2.2020)