In Seenot geratene Menschen müssen gerettet werden, besagt das Internationale Seerecht. Trotzdem ertrinken beinahe täglich Menschen im Mittelmeer.

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Zuletzt ist die Diskussion über den Umgang mit geflüchteten Menschen an den EU-Außengrenzen und im Mittelmeer durch die Eskalation an der türkisch-griechischen Grenze wieder aufgeflammt. Aktuell sollen sich mehr als 13.000 Menschen im Grenzgebiet aufhalten und dort teilweise mit Tränengas vom Übertritt in die EU abgehalten werden. Dass die Flucht über das Mittelmeer nach Europa oft tödlich verläuft, zeigen die Zahlen.

So sind laut der Plattform Missing Migrants, die von der UN-Migrationsorganisation International Organization for Migration (IOM) betrieben wird, allein im Jahr 2019 mindestens 1.899 Menschen beim Versuch der Flucht im Großraum Mittelmeer ums Leben gekommen oder verschwunden. Im Durchschnitt wurden vergangenes Jahr pro Tag also mindestens fünf Personen im Mittelmeer als tot registriert oder als vermisst gemeldet.

Seit Beginn des Jahres 2020 liegt dieser Zähler bei 193 Personen (Stand 4.3.2020). Zwar geht seit dem Höhepunkt der Migrationsbewegung 2015 die jährliche Zahl der vermissten und verstorbenen Personen zurück, das Sterben der Menschen im Mittelmeer reißt trotzdem nicht ab. Insgesamt geht man seit 2014 von fast 20.000 Menschen aus.

Im Vergleich dazu sind seit dem 1. Jänner 13.229 geflüchtete Menschen (Stand: 3.3., Quelle UNHCR) in Europa angekommen, davon ist der Großteil, nämlich 11.725, über das Meer geflohen. Diese Personen haben die Flucht demnach überlebt.

Weltweites Problem

Laut UNHCR, dem Flüchtlingshochkommisariat der Vereinten Nationen, befanden sich weltweit Ende 2018 rund 70,8 Millionen Menschen auf der Flucht. Diese Zahl inkludiert Binnenflüchtlinge, die gezwungen waren, ihren aktuellen Wohnort zu verlassen und umzuziehen, Menschen, die in ein anderes Land flüchten mussten, und Menschen, die in einem anderen Land Asyl beantragten. Nicht nur bei der Flucht nach Europa sterben Menschen, sondern auch in anderen Erdteilen kommen viele Vertriebene um.

Um diesem immer größer werdenden Problem zu begegnen, hat die UNHCR infolge der großen Flüchtlingsbewegung 2015 im Jahr 2018 den globalen Flüchtlingspakt und den globalen Migrationspakt ins Leben gerufen. Ziel dieser unverbindlichen Übereinkommen ist, eine schnelle und angemessene Reaktion der Staatengemeinschaft auf zukünftige Migrationsbewegungen möglich zu machen. Dass sie in Zukunft häufiger auftreten werden, gilt als sehr wahrscheinlich, denn durch die Erderwärmung und den daraus resultierenden Meeresspiegelanstieg könnten laut einer Prognose des Weltklimarats IPCC im Jahr 2100 bis zu 280 Millionen Menschen flüchten müssen. (Emil Biller, 5.3.2020)