Von aktuellen Strömungen der Malerei unbeeindruckt, war für Herbert Brandl stets das Naturmotiv zentral.
Foto: Franz Schachinger

Zwei Katzen starren auf eine Wand. Beten sie da etwas an? Ob sie wirklich Katzen sind, weiß man aber gar nicht. Vielleicht sind es auch Füchse oder Hyänen. Ähnliche Skulpturen aus Bronze begegnen einem in der Schau Herbert Brandl. Exposed to Painting im Belvedere21 immer wieder. Die Retrospektive zeigt Arbeiten des Grazer Künstlers aus den letzten zwanzig Jahren.

Tierköpfe werden darin Büsten ähnlich auf Podeste gestellt, darunter auch ein pinker Gorillakopf mit aufgerissenem Maul. Zwischen großformatigen Gemälden finden sich später auch hässliche Kreaturen. Auf dem Boden kauernd, scheint ihnen der Platz auf dem Podest verwehrt. Andere hingegen schaffen es auf die Leinwände, die meisten davon hat Brandl jedoch für seine Landschaften reserviert. Vor allem Berggipfel und Bergflüsse verdichten sich darauf zu wildem Blau und Weiß und gleiten oft ins Abstrakte ab.

Tierköpfe, Mohnblumen und Berggipfel

Sie sind es, die Brandl zum "Bergmaler" machen, wie ihn Kurator Rolf H. Johannsen nennt. Er weist auch auf die nicht betitelten Werke des Gegenwartsmalers hin: "Herbert Brandl geht es nie um einen konkreten Berg oder eine konkrete Blume, sondern um die Motive an sich."

Diese Blumen von Brandl sind meterhohe Stiefmütterchen- und Mohnblumengewächse, die aber nicht, wie Johannsen findet "fast bedrohlich" wirken, sondern vielmehr kitschig – zu brav, zu realistisch sind. Dort, wo Brandls Motive keine mehr sind und ins Abstrakte abdriften, liegt die eigentliche Stärke seiner Werke.

So auch in dem beinahe vier Meter hohen Triptychon, das er für die aktuelle Schau geschaffen hat. Knalliges Bunt ist da mit dicken Pinselfahrern – Pinselstriche zu sagen wäre untertrieben – auf die raumfüllenden Leinwand gemalt, als einzige Arbeit trägt sie einen Titel: Apokalypse zur schönen Aussicht. Diese Aussicht wird durch die weiß-glatte Jetset-Installation von Eva Grubinger gebrochen, die im Lichthof darunter seelenruhig vor sich hin protzt.

Literarische Schlachtung vor Idylle

Aber zurück zu den Katzen: Denn eigentlich starren diese nicht auf eine Wand, sondern auf einen Text des Autors Christoph Ransmayr. Dieser hat mehrere für die Ausstellung ausgewählt, und sie begegnen einem immer wieder. An manchen Stellen ergänzen sie das Gesehene, greifen es lyrisch auf. Woanders brechen sie bewusst die Naturidylle:

"Wenn sein Beil dem gefesselten Vieh krachend zwischen die Augen fuhr, wurde jedes andere Geräusch so nebensächlich, daß selbst das Rauschen des Wassers für einen Augenblick auszusetzen und sich in Stille zu verwandeln schien." Eine notwendige Kommunikationsform zwischen Natur und Abstraktion. (Katharina Rustler, 6.2.2020)