Viele gehen für ihr Einfamilienhaus Kompromisse ein – etwa, was die Anbindung angeht.

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Das Einfamilienhaus ist das Wohnideal vieler Österreicher. Denn die – oft noch ungeborenen – Kinder sollen so aufwachsen, wie man selbst groß geworden ist. Für diesen Traum gehen viele arbeiten, dafür verschulden sie sich auf Jahrzehnte – und dafür gehen sie am Ende fast immer Kompromisse ein.

Denn Grundstücke in zentralen Lagen und obendrein noch mit guter Öffi-Anbindung sind für Jungfamilien unerschwinglich geworden. Daher weichen sie für den Hausbau in periphere Lagen aus. So ist man später im Wohnalltag zwar stets auf das Auto angewiesen, dafür schaut einem niemand in den Garten.

Oft ist der Traum vom Einfamilienhaus nicht zu Ende gedacht. Häuser werden zu groß geplant – meist ohne Hilfe von Architekten –, weil Häuslbauer vergessen, dass Kinder schneller erwachsen werden als alle Umzugskartons ausgepackt sind.

Leben im Alter

Auch an das Leben im Alter wird oft nicht gedacht: Auf Barrierefreiheit wird vergessen, ebenso auf die Möglichkeit eines späteren Umbaus in ein Mehrgenerationen- oder WG-Haus und die Einliegerwohnung für die Pflegekraft. Dafür wird der Pool fix eingeplant.

In manchen Familien führt der große Traum auch zu Enttäuschungen, weil später keines der Kinder jenes Haus haben will, für das die Eltern einst hart gearbeitet und auf viel verzichtet haben. Und kaufen will diese Häuser oft auch niemand. Zumindest nicht um den Preis, den die Verkäufer sich vorstellen.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Dieser Wohntraum ist zu respektieren. Aber er wird sich ändern müssen. Das ist der Auftrag an Häuslbauer, Bauunternehmen und Architekten. Es braucht viel mehr Wohnformen, die die Sehnsucht nach Privatsphäre stillen, nach Mitbestimmung beim Bau und einem Leben im Grünen. Und den Mut, sich darauf einzulassen. (Franziska Zoidl, 7.2.2020)