Chiara Hölzl führt zwar im Gesamtweltcup, sieht dessen Gewinn aber nicht als Ziel.

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Harald Rodlauer ist sehr gerne bei der Polizei, will aber auch als Trainer sein Herzblut geben.

Sturmtief Petra drohte die Skispringerinnen am Abheben zu hindern. Der Heimweltcup der Österreicherinnen auf der Normalschanze in Hinzenbach stand auf der Kippe, die Präparation der Anlage im Hausruckviertel musste vorwiegend mit Depotschnee wiederholt werden – 400 Helfer haben es möglich gemacht. Heute Nachmittag (14 Uhr) steigt also die Qualifikation für die beiden Weltcupspringen am Samstag (14.15) und Sonntag (14.30, jeweils ORF 1).

Seit 2012 sprangen die Frauen in Hinzenbach an sechs Wochenenden um Punkte im Weltcup, für Österreich stehen bisher drei Siege durch Daniela Iraschko-Stolz zu Buche. Die Steirerin gewann 2012 doppelt und einmal 2014. Der vierte Heimsieg ist fällig, in dieser Saison gingen schließlich acht der bisher elf Einzelsiege an Österreicherinnen – vier an die im Weltcup führende Salzburgerin Chiara Hölzl, drei an die Vorarlbergerin Eva Pinkelnig und einer an Sara Kramer aus Salzburg.

Maren Lundby hält als Einzige dagegen

Dagegenhalten konnte da nur Olympiasiegerin und Weltmeisterin Maren Lundby, die in der Vorsaison auch zweimal in Hinzenbach gewann. Im Gesamtweltcup geriet die Norwegerin auf dem Weg zur Titelverteidigung zuletzt ins Hintertreffen, Hölzl liegt 15 Zähler vor ihr, versichert aber ebenso wie Pinkelnig, die Drittplatzierte, nicht an den Gesamtsieg zu denken. Es gehe auch in Hinzenbach vor allem um Punkte für den Nationencup.

Der diesbezügliche Dreh kommt aus dem Trainerteam um Coach Harald Rodlauer (53). Der Nationencup sei die Vision, "da ist jeder einzelne Punkt wichtig, jede Platzierung". Rodlauer, bereits zwischen 2011 und 2014 Chefcoach der Skispringerinnen und nach einem vier Jahren dauernden Ausflug zu den Herren zur Vorsaison zurückgekehrt, will jede seiner Athletinnen wie die Nummer eins behandelt wissen. "Jede soll die gleiche Aufmerksamkeit bekommen, jede soll sich auch individuell und als Persönlichkeit entwickeln können."

Der Steirer Rodlauer war ein akzeptabler Skispringer, als Trainer ist der Polizist, der seinem Beruf immer noch zu 50 Prozent nachgeht und auch während des Winters regelmäßig als Bezirksinspektor in der Dienststelle Niklasdorf bei Leoben wirkt, seit Jahren höchst erfolgreich. Als Trainer der italienischen Kombinierer führte er 2010 Alessandro Pittin zu olympischem Bronze. Danach baute er rund um Daniela Iraschko das Team der österreichischen Skispringerinnen auf, ehe ihn Andreas Felder ablöste, der heute die Männer um Stefan Kraft trainiert. Schon die Comebacksaison Rodlauers bei den Frauen verlief mit drei Top-Ten-Plätzen im Gesamtweltcup, drei Tagessiegen und drei Medaillen bei der WM in Seefeld erfolgreich.

Keine Überraschung

Die aktuelle Dominanz überrascht den Coach nicht, "obwohl wir nichts anders gemacht haben. Wir haben nach gleichem Plan an der technischen Weiterentwicklung gearbeitet und einfach den Schwung mitgenommen." In Romed Moroder hat Rodlauer seinen Partner aus italienischen Kombinierertagen an der Seite. Nicht nur die dreifache Saisonsiegerin Pinkelnig singt dem Mann aus dem Grödnertal Loblieder.

Der sportliche Erfolg soll sich, begünstigt durch vorhergesagtes Schönwetter in Hinzenbach, auch in der öffentlichen Anteilnahme manifestieren. Weltcupspringen der Frauen sind auch wegen mancher Austragungsorte recht idyllische Veranstaltungen.

Zuletzt war wieder über die Einführung einer Vierschanzentournee für Frauen parallel zur Traditionsveranstaltung der Männer diskutiert worden. Mit mangelnder Leistungsdichte, das sagt als Berufener auch Rodlauer, kann nicht argumentiert werden. Schlussendlich geht es ums Geld. Selbst das im Grunde unterdotierte Skispringen der Herren schlägt jenes der Damen um Längen. Stefan Kraft führt nicht nur im Weltcup, sondern auch beim Preisgeld. Der Salzburger verdiente mit u. a. zwei Siegen und sieben zweiten Plätzen bisher 135.300 Schweizer Franken. Landsfrau Chiara Hölzl hält nach u. a. vier Siegen, zwei zweiten und drei dritten Plätzen bei 33.040 Franken. (Sigi Lützow, 7.2.2020)