Donald Trump hat guten Grund, zufrieden zu sein. Das Amtsenthebungsverfahren gegen ihn hat im Senat mit einem glatten Freispruch geendet. Die US-Wirtschaft läuft weiterhin gut, was Trump in seiner Rede zur Lage der Nation seinen großen Leistungen als Präsident zugeschrieben hat. Und die Demokraten haben mit dem Auszählfiasko bei ihrer eigenen Kandidatensuche einen schlimmen Fehlstart hingelegt.

Dazu kommt, dass das Ergebnis eine Schlappe für Joe Biden darstellt, den Trump unter den Demokraten am meisten fürchtet, und seinen Wunschgegner, den Sozialisten Bernie Sanders, gestärkt hat. Auch in den Umfragen verspürt Trump nach Monaten der Stagnation einen leichten Aufwind.

Das Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump hat mit einem Freispruch geendet.
Foto: EPA/Oliver Contreras

Doch nicht alles ist wohlauf im Trumpland. Das Impeachment ist vorbei, aber anders als vom Weißen Haus erhofft, haben die Demokraten alle zusammengehalten, während bei den Republikanern Mitt Romney für die Absetzung gestimmt hat. Der republikanische Präsidentschaftskandidat von 2012 ist heute ein Außenseiter in seiner Partei und muss nun die Rache der Trump-Anhänger fürchten. Aber er vertritt jenen Teil der konservativen Wählerschaft, der für Trump 2016 nur unwillig gestimmt hat und den der Präsident für seine Wiederwahl braucht.

Für einige republikanische Senatoren wird es nun schwieriger werden, ihren Wählern zu erklären, warum sie den Präsidenten freigesprochen haben, ohne Zeugen zu laden oder neu verfügbare Dokumente anzufordern. Trumps Ex-Sicherheitsberater John Bolton, der ihn in einem bisher unveröffentlichten Buch schwer belastet, wird sicher nicht ewig schweigen. Der erhoffte Triumph beim Impeachment ist ausgeblieben und die Ukraine-Affäre noch nicht ausgestanden.

Die Demokraten haben Trump zwar in Iowa einen aufgelegten Elfmeter geliefert. Aber das Spiel hat gerade erst begonnen, und die restlichen 85 Minuten können noch viele Überraschungen bringen. Das Iowa-Fiasko wird bald vergessen sein, und sein größter Gewinner ist möglicherweise der Milliardär Michael Bloomberg, der erst im März zum Super Tuesday in den Wahlkampf einsteigt. Wenn Biden untergeht, dann könnte sich er, und nicht der junge Peter Buttigieg, als beste Alternative für moderate Demokraten erweisen. Bloomberg ist nicht nur wegen seines unerschöpflichen Reichtums ein gefährlicher Gegner für Trump. Er ist jener Erfolgsunternehmer, der zu sein Trump stets vorgegeben hat.

So beliebt vorzeitige Prognosen zur US-Politik auch sein mögen: Der Ausgang der Wahlen im November ist völlig offen. Trump hat laut Umfragen eine klare Mehrheit gegen sich, dafür aber die Chance, dank des verkorksten Wahlsystems auch mit einem großen Stimmenrückstand die Wiederwahl zu schaffen. Die Wirtschaftslage spricht derzeit für ihn, doch dies kann sich rasch ändern, und viele Amerikaner spüren vom Aufschwung wenig. Und selbst wenn die Demokraten noch monatelang streiten: Wenn ihr Kandidat im Sommer einmal feststeht, wird der Hass auf Trump die Partei und ihre Wählerschaft einen.

Trump ist ein großartiger Wahlkämpfer, der instinktiv weiß, wie man die Ängste und Wünsche der ländlichen weißen Wähler ansprechen kann. Aber gerade diese Emotionalität ist seine Achillesferse. Alle Krisen seiner Amtszeit waren selbst verursacht. Dass ihm keiner seiner Fehltritte bisher geschadet hat, heißt nicht, dass seine Glückssträhne ewig anhält. (Eric Frey, 7.2.2020)