Norbert Hofer versucht es auf Tiktok. Ich habe es einfach nicht geschafft.

Foto: Norbert Hofer

Der 30. Geburtstag naht mit sehr schnellem Schritt. Aus beruflichen und auch privaten Gründen will man aber trotzdem bei sämtlichen boomenden Plattformen dabei sein. Der Snapchat-Account war schnell erstellt, Twitch zählt mittlerweile zu meinen liebsten Diensten, und auf Reddit bin ich sowieso seit einigen Jahren. Mit einer Plattform werde ich aber einfach nicht warm: Tiktok. Vielmehr ist sie die schrecklichste und schlimmste Social-Media-App, die ich jemals genutzt habe.

Ich bin Tiktok-Spätzünder. Den chinesischen Dienst gibt es ja bereits seit 2016. Auf der Plattform können User kurze Videos teilen und diese mit Musik unterlegen. In den sogenannten "Highlights" werden besonders sehenswerte Clips in Dauerschleife gezeigt. Ein Algorithmus soll dabei sorgen, dass die Interessen des Users möglichst gut bedient werden. Angesichts meiner Vorschläge bezweifle ich aber sehr stark, dass intelligente Maschinen in den nächsten Jahrzehnten die Weltherrschaft an sich reißen.

Mario-Barth-Schmähs und Norbert Hofer

Kurze Food-Hacks zählen wohl noch zu den spannendsten Dingen, die mir Tiktok als Highlight serviert. In der restlichen Zeit werde ich mit "Pranks", unlustigen Social-Media-Experimenten von Menschen mit Gesichtstattoos, tanzenden Minderjährigen, Mario-Barth-Schmähs und Videos eingedeckt, die man zuerst mit Likes versehen muss, damit die "Geschichte" weitererzählt wird. Dazwischen grinst dann auch noch FPÖ-Chef Norbert Hofer aus dem Handy. Jeder weitere Wisch zur nächsten Story ist nur eine zusätzliche Enttäuschung.

Seit ich Tiktok installiert habe, frage ich mich, ob es an mir oder der App liegt. Werde ich immer verbitterter, sodass ich in ein paar Jahren über die "Jugend von heute" raunze? Eigentlich wollte ich nie so werden. Schon immer habe ich allen widersprochen, die in den neuesten Internet-Plattformen den Untergang der Menschheit gesehen haben. Bei Tiktok bin ich mir nun nicht mehr sicher. Bei dieser App kommen die schlimmsten Social-Media-Trends zusammen und bilden eine schier unaushaltbare Masse.

Vielleicht steckt ja auch Kalkül dahinter. Schließlich mache ich die App immer wieder auf, weil die Inhalte einem Unfall gleichkommen. Man kann einfach nicht wegschauen. Der nächste Social-Media-Trend kommt aber bestimmt. Auch hier werde ich wohl mit Verspätung dabei sein und mein Bestes geben, um nicht nur das Negative zu sehen. Bei Tiktok ist es mir einfach nicht gelungen, eine Löschung ist unausweichlich. Ich werde wohl alt. (Daniel Koller, 9.2.2020)