Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder (li.) und Künstlervereinigung-Präsidentin Tanja Prušnik sind im renovierten Künstlerhaus dank Finanzier Hans Peter Haselsteiner (re.) künftig Nachbarn. Ob man dieselbe Klientel oder recht verschiedene Gäste begrüßen wird, wird sich noch zeigen.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Bei der Sanierung des Künstlerhauses, hier der Blick ins Treppenhaus, wurden weder Kosten noch Mühen gescheut. Die Wandgestaltung sowie der neue Terrazzoboden stellen einstige Originalpläne und -zustand wieder her.

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Ein Monat ist es noch hin bis zur Eröffnung des sanierten Künstlerhauses am Wiener Karlsplatz. Die Innenräume am "technisch avanciertesten Standard" sind fertig, nur der Boden am Vorplatz wird noch gepflastert. Am Freitag wurde der Kooperationsvertrag zwischen den Parteien unterzeichnet und übergab Finanzier Hans Peter Haselsteiner das Haus an seine Nutzer. Anlass genug für eine Pressekonferenz.

Wer hier künftig Platzhirsch ist, wurde dabei rasch klar, es ist nicht der zurückhaltende Bauunternehmer. Der blickte bescheiden auf das Projekt zurück. Zwar sei es mit 57 Millionen Euro Sanierungskosten etwas teurer geworden als geplant und habe mit drei Jahren Bauzeit zudem länger gedauert, aber: "Ich habe eine Freude".

Getrübt wurde die nur von zwei Wermutstropfen. Erstens von dem einen Drittel der Künstlervereinigung, das 2015 nicht für seinen Einstieg votiert hatte und infolge eine "veritable Auseinandersetzung angezettelt" und das Projekt "hinten und vorne schlecht" gemacht habe. Und zweitens von der Polemik um seine Dauerleihgabe an die Albertina. Er finde es nicht für selbstverständlich, dass ein "Weltmuseum" das Haus bespielt.

Kein Schulterklopfen nötig

Schulterklopfen will er als Mäzen keines, er halte es für eine Pflicht von Menschen, die wohlhabend wurden, ihren Reichtum außerhalb der Steuerpflicht für die Öffentlichkeit einzusetzen. "Es wäre nur schön, wenn man nicht dafür beschimpft wird."

Keine Schimpf bekam er naturgemäß von Künstlerhauspräsidentin Tanja Prušnik und Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder. Der bekommt nicht nur mehr Platz in den Räumen, sondern nahm sich auch die meiste Redezeit, in der er unter anderem hervorhob, dass Haselsteiner neben laufenden Betriebs- auch Wartungs- und Instadhaltungskosten übernimmt.

Das bedeutet allerdings nicht, dass die Künstlervereinigung ihr Obergeschoß ohne eigenen finanziellen Aufwand bespielen wird. Die Regelung gilt nur für die allgemeinen Betriebskosten bis hin zur Garderobe. Ausstellungsabhängige Kosten trage die Künstlervereinigung selbst, konkretisiert deren Geschäftsführer Peter Zawrel auf Nachfrage: "Den Strom für die Scheinwerfer zahlen wir selbst."

Laufende Verhandlungen

Wie die Erlöse aus Kombitickets zwischen beiden Partnern aufgeteilt werden, ist noch nicht klar. Der Eintritt in die Albertina Modern werde wohl teurer als der in Ausstellungen der Künstlervereinigung, sagt Zawrel. Ob und wie sich das im Schlüssel niederschlagen soll, werde noch verhandelt.

Auf das Brut, das bisher im Seitenflügel seine Spielstätte hatte, angesprochen, sagte Haselsteiner, er fände Theater eine gute Ergänzung zum Ausstellungsbetrieb. Auch wenn er aus Vernunftgründen die freie Szene und deren Provokation befürworte, fühle er sich davon aber im Herzen "nicht oder zu wenig angesprochen", um sich dafür zu engagieren. Deswegen habe er die Übernahme der Renovierungskosten für den französischen Saal immer abgelehnt. Seine dem Brut bereits angekündigte finanzielle Unterstützung für eine neue Spielstätte konkretisierte er: Er werde der Stadt Wien beim neuen Standort "insoweit helfen, als ihre Kosten nicht höher sein sollen als sie hier im Haus waren".

Bei der Nachnutzung der Räume wolle er sich auch von Schröder keinen Druck machen lassen. Vielleicht gebe es zu Ostern Ergebnisse, was machbar sei. (Michael Wurmitzer, 7.2.2020)