Der Leidensdruck ist extrem groß: Clusterkopfschmerzen werden von betroffenen Patienten oft als unerträglich heftig erlebt.

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Der Clusterkopfschmerz ist ein Leiden, von dem zum Glück nur wenige Menschen betroffen sind. Konkret 0,1 Prozent der Bevölkerung, das sind etwa 8.500 Patienten in Österreich. Es ist vermutlich die heftigste Kopfschmerzart, die es überhaupt gibt. Geburtsschmerzen seien dagegen leichter auszuhalten, berichten etwa betroffene Frauen. "Die Symptome dürfen nicht mit denen einer Migräne verwechselt werden, da sich die Therapie der beiden Erkrankungen wesentlich unterscheidet", sagt Nenad Mitrovic, Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft.

Die Kopfschmerzattacken erfolgen niemals allein, sondern immer in Gruppierungen, sogenannten Clustern. Die bohrend-stechenden Schmerzattacken treten einseitig auf und können bis zu drei Stunden dauern. Typische Symptome sind außerdem ein tränendes, gerötetes Auge, ein hängendes Lid, eine verengte Pupille und eine verstopfte oder laufende Nase. Patienten leiden zusätzlich an einer massiven Ruhelosigkeit.

Die Clusterkopfschmerzen kommen in einem regelmäßigen Rhythmus wieder, zum Teil täglich, mitunter sogar jeweils zur gleichen Tageszeit. Betroffene haben über mehrere Wochen hinweg bis zu acht Schmerzattacken pro Tag. Anschließend sind die meisten Patienten über Monate bis Jahre beschwerdefrei.

Was gegen Clusterkopfschmerzen hilft

"In der Akutphase können verschiedene Mittel die Intensität und Dauer der Attacken reduzieren: Das Inhalieren von hundertprozentigem Sauerstoff über eine Maske kürzt die Attacken deutlich ab. Fast achtzig Prozent der Patientinnen und Patienten erfahren unter zwölf Liter Sauerstoff pro Minute nach einer Viertelstunde eine deutliche Besserung der Beschwerdesymptomatik oder sind sogar schmerzfrei im Vergleich zu zwanzig Prozent der Patienten unter Placebo", sagt Mitrovic.

Die großen Vorteile dieser Therapie sind einerseits die hohe Effektivität und anderseits das Fehlen von Nebenwirkungen. Von einer exzessiven Sauerstoffverwendung rät der Mediziner allerdings ab, da einige Patienten dadurch eine deutliche Frequenzzunahme der Kopfschmerzattacken erleben können. "Eine vergleichbare Wirkung entfalten auch Sumatriptan-Spritzampullen zu sechs Milligramm, die sich die Patienten selbst mit einem Pen injizieren können. Die Ansprechrate liegt hier nach zwanzig Minuten bei etwa fünfundsiebzig Prozent der Patienten. Auch Nasensprays wie Zolmitriptan (fünf bis zehn Milligramm, Anm.) und Sumatriptan (20 Milligramm, Anm.) waren in den Studien deutlich besser wirksam als Placebo", ergänzt Mitrovic.

Den Nasenspray empfiehlt der Schmerzmediziner bei einer Unverträglichkeit der subkutanen Sumatriptan-Injektion. Nebenwirkungen wie Brustschmerz, Schwindel und Missempfindungen sind unter Triptanen nicht häufig, Kontraindikationen wie vorangegangene Myokardinfarkte und Schlaganfälle müssen jedoch beachtet werden.

Ansätze zur Prophylaxe

Verapamil ist laut Mitrovic die Substanz der Wahl in der Prophylaxe des Clusterkopfschmerzes. Nach zwei Wochen haben sich bei 80 Prozent der Patienten die Kopfschmerzattacken um 50 Prozent reduziert. "Auch Kortikoide können zusätzlich über mehrere Tage als Kurzzeitprophylaxe verwendet werden, bis zu 80 Prozent der Patienten sprechen auf Kortikoide gut an. Die Dosis soll über einen Zeitraum von zwei Wochen langsam ausgeschlichen werden", empfiehlt der Schmerzmediziner. Über einen längeren Zeitraum verursachen sie aber Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Diabetes oder Infektionen.

"Clusterkopfschmerzen sind extrem belastend, bei den meisten Patienten können jedoch die Kopfschmerzattacken erfolgreich behandelt werden. Ein kleiner Anteil der Patienten spricht leider nicht ausreichend auf die Therapie an, sodass hier sowohl eine intensivere Basisforschung als auch die Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten wünschenswert wäre", resümiert Nenad Mitrovic. (red, 8.2.2020)