Ein Auftragsmord im Rotlicht-Milieu erschüttert den Hamburger Kiez: Franziska Weisz (Julia Grosz) und Wotan Wilke Möhring (Thorsten Falke) ermitteln – hier mit Jonathan Kwese Aikins (Thomas Okonjo).

Foto: ORF/ARD/Christine Schroeder

Früher war alles besser. Da zählte noch Handschlagqualität. Sogar in übel beleumdeten Gegenden wie der Hamburger Reeperbahn. Im neuen Tatort-Fall aus Hamburg, Die goldene Zeit (Sonntag, 20.15 Uhr, ORF 2, ARD), bekommen es die Kommissare Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) mit einem Auftragsmord im Rotlichtmilieu zu tun. Der Sohn des früheren Kiezkönigs Pohl wurde erstochen. Der mittlerweile ziemlich bediente Papa hatte in St. Pauli lange das Zepter in der Hand, kontrollierte die Unterwelt in einer Zeit, in der selbst die wirklich bösen Buben so etwas wie Ehrgefühl hatten.

Aber die Zeiten ändern sich. Jetzt haben auf der Reeperbahn albanische Clans das Sagen. Deren Slim-Fit-Chefs hängen in angesagten Shisha-Bars ab, dunkle, stinkige Kiez-Kneipen sind nur noch etwas für Nostalgiker. Einer davon ist Michael Lübke (Michael Thomas), Zuhälter und Falkes Kumpel von früher, als der Kommissar noch als Türsteher sein Auslangen fand. Lübke will den Mord am Sohn seines früheren Bosses Pohl auf eigene Faust rächen, zieht Falke mit rein, der auch nicht dagegen gefeit ist, die Vergangenheit ein bisserl rosaroter zu malen, als sie war. Da tut der kühle, analytische Blick von Kollegin Grosz gut.

Menschenhandel, Bandenkriege, mafiöse Strukturen: Autor Georg Lippert und Regisseurin Mia Spengler packen viel rein in diesen Fall, sie räumen vor allem mit oft verklärten Klischees über St. Pauli auf. Und wir erfahren, was es mit Falkes Leidenschaft für Milch auf sich hat. Danke dafür! (Astrid Ebenführer, 8.2.2020)