Graz – Es geht um zwei Lager, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Eine Gruppe aus Klimaaktivisten und der Autohersteller Magna – beide sehen die Notwendigkeit, in Sachen Klima- und Umweltschutz handeln zu müssen. Dass beide unterschiedliche Ansätze in Bezug auf notwendige Maßnahmen verfolgen, überrascht wenig. Doch scheiden sich die Geister sogar in Details am (Straßen-)Rande.

Jüngst blockierte die Klima-Protestgruppe "System Change, not Climate Change" die beiden Eingänge des Magna-Werks in Graz-Thondorf. Der STANDARD berichtete. Einige der rund 90 Demonstranten ketteten sich an Metallgestänge und Laternen. Sie fordern eine "tiefgreifende Verkehrswende des Magna-Werks". Angemeldet waren die Demos der Polizei zufolge nicht. Bei derartigen Protestaktionen fällt üblicherweise Müll an, doch es herrscht Uneinigkeit, wer diesen beseitigt(e).

Unter anderem blieb dieses rot-blaue Fass nach der Protestaktion über.
Foto: Christian Bock

Aufräumarbeiten

"Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut", sagt Firmensprecher Rej Husetovic. Man habe die Aktion zur Kenntnis genommen. Weniger Verständnis als für die Meinungsfreiheit zeigt Husetovic für die "nun notwendigen Aufräumarbeiten". Magna räume die Überbleibsel der Aktion weg. Er bezieht sich auf Fässer, Kisten und eine Plane, die zum Einsatz kamen. Ein Foto, das dem STANDARD vorliegt, dokumentiert die Überreste neben der Straße.

Einen diametral anderen Standpunkt vertreten die Klimaschützer: "Direkt nach der Aktion fehlten uns die logistischen Mittel und die Energie, um alle Überreste wegzuräumen", sagt ein Sprecher. Zwei Tage darauf hätte die Gruppe jedoch einen Aufräumtrupp losgeschickt, der alles beseitigt habe, was noch da war. "Mit dem Müllargument lässt sich natürlich gut Stimmung gegen Klimaschützer machen", meint der Sprecher, der nicht namentlich genannt werden möchte.

"Die meinen es wirklich ernst mit dem Umweltschutz (Ironie)" – so kommentierte der Magna-Mitarbeiter, der dieses Foto schoss, die Überbleibsel von der Protestaktion.
Foto: Mitarbeiter von Magna

Ziviler Ungehorsam

"Wir sind Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung und wollen zu einem gesellschaftlichen Wandel beitragen. Aktionen des zivilen Ungehorsams wie in Graz sehen wir als legitimes Mittel." Zu weiteren geplanten Aktionen dieser Art will sich der Sprecher noch nicht äußern. Überdies prangert die Gruppe in einem offenen Brief die Profitgier und die mangelnde Bereitschaft zu einer ökologischen Transformation großer Konzerne an. Man stelle sich nicht gegen die Mitarbeiter, sondern gegen die Konzernspitze.

Auch dafür hält sich das Verständnis bei Magna in Grenzen. "Wir nutzen am Standort Graz ausschließlich grünen Strom, die Lkws am Betriebsgelände sind strombetrieben, und wir bauen ein vollelektrisches Auto", sagt Magna-Sprecher Husetovic. Einmal mehr bleibt also lediglich die Konstante der Uneinigkeit. (and, 8.2.2020)