In Thailand gibt es bisher 32 bestätigte Coronavirus-Fälle. Am Samstag wurde ein Verdachtsfall in Niederösterreich bekannt. Der Mann war zuvor in Thailand auf Urlaub.

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Peking – Die Zahl neuer Infektionen und Todesfälle durch das Coronavirus in China ist erneut gestiegen. Wie Chinas Gesundheitskommission am Montag mitteilte, wurden landesweit 97 neue Todesfälle bestätigt. Damit sind bisher mehr als 908 Menschen in China dem Virus zum Opfer gefallen. Die Zahl der neu nachgewiesenen Erkrankungen stieg auf 40.171 Fälle. Damit starben mehr Menschen durch das neuartige Coronavirus als bei der ebenfalls durch ein Coronavirus verursachten Sars-Epidemie 2002/2003 mit weltweit 774 Toten.

Allein in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei, wo das Virus ursprünglich in der Stadt Wuhan ausgebrochen war, kamen 2.618 Infektionen und 91 Todesfälle hinzu. Außerhalb des chinesischen Festlands sind im Rest der Welt mehr als 300 Erkrankungen bestätigt.

Am Wochenende wurden rund 6.200 medizinische Fachkräfte sind mit 47 Charterflügen in die schwer vom Coronavirus betroffene chinesische Stadt Wuhan gebracht. Dies sei der vom Umfang her größte Transport medizinischen Personals seit Ausbruch der neuartigen Lungenerkrankung in China, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag unter Berufung auf die zivile Luftfahrtbehörde ACCA.

Außerordentliches Ratstreffen am Donnerstag

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Sonntag für Donnerstag ein außerordentliches Ratstreffen der Gesundheitsminister der EU angekündigt. Dabei geht es um abgestimmte Maßnahmen auf EU-Ebene zum Schutz gegen das Coronavirus, wie er in einer Aussendung sagte.

"Ich habe die Einberufung dieses außerordentlichen Ratstreffens auf EU-Ebene unterstützt, denn nur gemeinsam können wir gegen die globale Ausbreitung des Coronavirus effektive Maßnahmen setzen", so Anschober. Bei dem Treffen gehe es um ein einheitliches Vorgehen, das "auf der fachlichen Basis der am Dienstag und Mittwoch in Genf stattfindenden ExpertInnenkonferenz der WHO" besprochen und geplant werden soll.

Österreicher ausgeflogen

Zwei Wochen nach der Verhängung der Quarantäne über Wuhan sind in der Nacht auf Sonntag die letzten sechs Österreicher aus der chinesischen Millionenstadt ausgeflogen worden. Sie wurden mit einem Charterflugzeug aus Wuhan nach Großbritannien gebracht und sind gegen Sonntagmittag bereits in Berlin gelandet. Das teilte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Guschelbauer, mit. Bei ihnen handelt es sich um ein Paar aus Kärnten sowie um eine Mutter mit drei Kindern.

Die Österreicher waren nach der Landung in Großbritannien am Vormittag mit einer Maschine der Deutschen Luftwaffe nach Berlin weitertransportiert worden. Mit ihnen waren 20 deutsche Staatsbürger sowie Niederländer, Luxemburger und Rumänen an Bord. Eine Maschine der Tyrol Air Ambulance hat die sechs Österreicher am Nachmittag nach Wien weitertransportiert.

Tests im Hygienezentrum Wien

Unmittelbar nach der Landung wurden die China-Heimkehrer von der Wiener Berufsrettung in das Hygienezentrum Simmering überstellt. Dort wurden unverzüglich Nasen- und Rachenabstriche durchgeführt, um die ersten Tests in die Wege zu leiten. Das Kärntner Paar wurde in weiterer Folge mit dem Roten Kreuz in seine Heimat gebracht, wo es in Quarantäne bleibt. Die Mutter und ihre drei Kinder bleiben hingegen in Wien. "Das Prozedere ist genau gleich wie am vergangenen Wochenende", hieß es beim Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV). Die sechs Personen seien "dem Anschein nach gesund", heißt es aus dem Außenministerium. Sie zeigen derzeit keine Symptome.

In Österreich gab es bisher keinen Coronavirus-Fall, aber aktuell drei Verdachtsfälle in Kärnten, Wien und Niederösterreich. Aus dem Wiener Krankenanstaltenverbund hieß es, bei dem Wiener Fall handle es sich um eine Chinesin, die vom 20. bis 29. Jänner auf Heimatbesuch in China war. Ein Mann, der am Freitag von einer Thailand-Reise nach Niederösterreich zurückgekehrt war, wurde vom Krankenhaus Wiener Neustadt ins Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien überstellt.

DER STANDARD

Der Niederösterreicher soll in Thailand in einem Hotel genächtigt haben, in dem sich auch chinesische Staatsbürger aus Wuhan aufgehalten haben sollen. In Thailand gibt es bisher 32 bestätigte Coronavirus-Fälle, wie die Zeitung "Bangkok Post" am Samstag berichtete. Das ist einer der höchsten Infektionsraten außerhalb Chinas.

Erste ausländische Todesopfer in China

Im Kampf gegen die Ausbreitung stabilisiert sich die Lage in der Region Hubei allerdings. Die Zahl der Neuerkrankungen sei seit vier Tagen stabil, teilte die Weltgesundheitsorganisation am Samstag mit. Der Leiter des WHO-Notfallsprogramms, Mike Ryan, bezeichnete die Stabilisierung der Zahl der neuen Coronavirus-Fälle "gute Nachricht". Allerdings handle es sich nicht um einen Rückgang. "Das können einfach nur vier Tage Ruhe vor dem Sturm sein", sagte Ryan der Nachrichtenagentur "Reuters".

Das sich rasant ausbreitende Virus hat bisher in Festlandchina und Hongkong mehr als 720 Todesopfer gefordert, darunter nach offiziellen Angaben vom Samstag erstmals auch Ausländer. Ein 60-jähriger US-Bürger mit chinesischen Wurzeln starb in einem Krankenhaus in Wuhan. Ebenfalls in einem Krankenhaus in Wuhan starb ein Japaner, der sich vermutlich mit dem Coronavirus infiziert hatte.

37 Fälle in Europa

Über 34.500 Menschen sind nach Angaben der chinesischen Behörden mit dem Erreger infiziert. In Europa gab es bisher 37 bestätigte Infektionen. In Österreich gab es bis Samstag keinen bestätigten Krankheitsfall, aber drei Verdachtsfälle in Wien, Niederösterreich und Kärnten.

Frankreich warnte angesichts der Entwicklung der Coronavirus-Epidemie seine Bürger vor Reisen nach China. Von Besuchen werde "außer aus zwingenden Gründen" abgeraten, teilte das französische Außenministerium mit. Zuvor erklärte das Gesundheitsministerium, dass in einem französischen Skiort fünf Briten mit dem Virus diagnostiziert worden seien. Damit stieg die Zahl der Infektionen in Frankreich auf insgesamt elf.

Wegen des sich rasant ausbreitenden Virus beschlossen auch die Behörden in Hongkong neue Maßnahmen: Sie verhängten eine obligatorische zweiwöchige Quarantäne für alle aus Festland-China ankommenden Reisenden.

Passagiere der "Word Dream" aus Quarantäne entlassen

In der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong durften 3.600 Passagiere und Besatzungsmitglieder nach tagelanger Quarantäne am Sonntag ein Kreuzfahrtschiff verlassen. Die "Word Dream" war vergangenen Mittwoch in der Finanzmetropole festgesetzt worden, da bei drei früheren Passagieren das Virus nachgewiesen worden war. Zudem litten drei Besatzungsmitglieder an Fieber. Der ursprüngliche Verdacht auf eine Infektion mit der Lungenkrankheit bestätigte sich bei ihnen jedoch nicht.

An Bord des unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes im japanischen Yokohama sind inzwischen weitere 60 Fälle des neuen Coronavirus festgestellt worden. Das gab das Gesundheitsministerium am Montag bekannt. Damit erhöht sich die Zahl der Infizierten an Bord des Schiffes auf mindestens 130. Die übrigen der insgesamt 2.666 Passagiere und 1.045 Crew-Mitglieder sollen noch bis zum 19. Februar an Bord bleiben, da die Untersuchungen auf den Erreger weitergehen. (APA, red, 8.2.2020)