Paris – Das Orkantief Sabine hat in Teilen Europas zu ersten Ausfällen und Verzögerungen im Bahn- und Flugverkehr geführt.

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Die Deutsche Bahn stellt ihren Fernverkehr wegen des Orkans bundesweit ein, berichtete die "Süddeutsche" am Sonntagnachmittag. Die Deutsche Bahn habe sich dazu entschieden, "beginnend in NRW nach und nach alle Züge des Fernverkehrs bundesweit an größeren Bahnhöfen enden zu lassen", zitiert die Zeitung ein Statement. Die Bahn empfiehlt auf ihrer Website Reisenden, bis Dienstag geplante Fahrten im Fernverkehr auf einen anderen Tag zu verschieben.

Auswirkungen hat das auch auf den österreichischen Zugverkehr: Nahezu der gesamte Nachtzugverkehr von oder nach Deutschland fällt aus, berichten die ÖBB auf Twitter. Jener Nightjet, der Passagiere von Innsbruck nach Brüssel bringen sollte, wird über Nacht am Innsbrucker Hauptbahnhof als Hotelzug abgestellt, der Nightjet von Wien nach Hamburg bleibt am Westbahnhof als Hotelzug.

Eingeschränkter Bahnverkehr

In der Westschweiz hat Sabine Montagfrüh bereits zu Problemen im Bahnverkehr geführt. Die Strecken zwischen Le Noirmont und Tavannes sowie zwischen Saignelégier und Le Noirmont waren unterbrochen. Es musste mit Verspätungen und Zugausfällen gerechnet werden. Einschränkungen durch den Sturm gab es ferner auf der Strecke Pruntrut – Bonfol, wie den Bahnverkehrsinformationen der SBB zu entnehmen ist. Zu Behinderungen im Bahnverkehr kam es darüber hinaus auf den Strecken zwischen Glovelier und La Chaux-de-Fonds. Die Linien werden von den Chemins de fer du Jura betrieben. Auf dem Streckennetz der SBB gebe es derzeit keine Beeinträchtigungen, sagte ein SBB-Sprecher.

Auch die britische Eisenbahngesellschaft hat Fahrgästen geraten, wegen des Sturms von nicht unaufschiebbaren Zugreisen vorerst abzusehen. Zudem wurden in Großbritannien für Sonntag dutzende Flüge abgesagt oder verspäteten sich.

Dutzende Flüge in Österreich gestrichen

In Österreich fielen am Sonntag 29 Flüge zwischen dem Flughafen Wien und westeuropäischen Destinationen wie London, Amsterdam und mehreren deutschen Städten ausgefallen, sagte Flughafensprecher Peter Kleemann. Am Montag werden nach derzeitigem Stand 30 Flüge ausfallen.

Der Sprecher betonte, dass es sich um vereinzelte Ausfälle handle, gemessen an der Gesamtzahl von 600 Starts und Landungen pro Tag in Wien. Es seien auch nicht alle Flüge von oder zu den jeweiligen Destinationen betroffen. Von den Ausfällen betroffen seien am Montag Flüge nach Amsterdam, Basel, Brüssel und Oslo sowie in die deutschen Städte Köln, München, Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart und Berlin.

Der Flughafen Wien empfiehlt Reisenden, sich bei ihrer Fluglinie über den Status gebuchter Flüge zu informieren. Aktuelle Informationen dazu seien auch über die Homepage des Flughafens abrufbar. Dort hieß es am Sonntagabend, dass es aufgrund des Sturmtiefs über Europa am Montag "zu Beeinträchtigungen bei einzelnen Flugverbindungen kommen kann".

Sturm ab Montag über Österreich

Der Sturm soll Österreich am Montag erreichen. Es bleibt mild, dennoch ist mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 km/h zu rechnen. Der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zufolge ist das Sturmtief mit jenem von vergangener Woche vergleichbar, ziehe aber auch heftige Unwetter nach sich.

Das Land Salzburg hat die Bevölkerung gewarnt: Nicht nur auf den Bergen wird es sehr stürmisch, sondern auch in der Stadt Salzburg sowie im Flach- und Tennengau, wo am Montag der Wind laut ZAMG 100 km/h erreichen kann. In der Stadt Salzburg werden am Montag Friedhöfe, Parks, die Stadtberge, die Hellbrunner Allee sowie die Parkanlage und der Zoo in Hellbrunn aus Sicherheitsgründen gesperrt. Diese Maßnahme gelte von der Früh weg bis zur Entwarnung, erklärte der Leiter des Amts für Öffentliche Ordnung am Sonntag.

Sabine soll auch Regen und Schnee bringen. In den nördlichen Staulagen regnet es zunächst am Montag bis zu 30 Milliliter pro Quadratmeter. Die Schneefallgrenze sinkt im Lauf des Tages von 1.500 auf 1.100 Meter und in der Nacht auf Dienstag auf 700 Meter. Erst am Mittwoch ist Entspannung angesagt, es bleibt aber windig.

Flugausfälle in Europa

Europaweit haben einige Airlines sowie Flughäfen inzwischen Flüge bzw. Starts und Landungen gestrichen. Eurowings hat fast alle Flüge für die Dauer des Sturmtiefs abgesagt. Man streiche die Verbindungen von den Flughäfen Hamburg, Berlin, Hannover, Dortmund, Düsseldorf, Köln und Stuttgart, teilte die Lufthansa-Tochter mit. Lediglich von München und Stuttgart aus gebe es noch vereinzelt Flüge. Fluggäste sollten nicht mehr zu den betroffenen Flughäfen anreisen. Eurowings strebt an, den Flugbetrieb am Montag wiederaufzunehmen. Die Lufthansa strich Verbindungen zwischen Brüssel und München sowie Frankfurt am Main.

Die Flughäfen von Brüssel, München, Bremen, Hannover, Hamburg, London sowie Amsterdam meldeten bereits Ausfälle und haben bis zu 120 Starts und Landungen gestrichen. Weitere Annullierungen sowie Verspätungen könnten hinzukommen.

In Großbritannien hinterlässt Sabine bereits deutliche Spuren.
Foto: APA/AFP/GLYN KIRK

Auch die Deutsche Bahn rechnet mit Einschränkungen. Der Fernverkehr zur Nordsee wurde eingestellt. Am Ärmelkanal kam es zu Verspätungen und Ausfällen der Schiffsverbindung zwischen Calais und Dover.

In Deutschland bereits Sturm- und Orkanböen

Bereits am Sonntagnachmittag erreichte das Sturmtief die norddeutsche Küste. Verbreitet wurden Sturmböen von bis zu 100 km/h und einzelne Orkanböen bis zu 110 km/h erreicht, sagte Felix Herz vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

Heftiger Wind in Großbritannien. Die Frisur hält nicht – weder bei Mensch noch bei Tier.
Foto: EPA

Fußball abgesagt

In der deutschen Bundesliga wurde das Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln am Sonntagnachmittag ist wegen des Sturmtiefs abgesagt. Man könne eine sichere Abreise der Fans nicht gewährleisten, hieß es in der Begründung. Das rheinische Derby sollte um 15.30 Uhr angepfiffen werden. In der Premier League wurde das Duell zwischen Manchester City und West Ham United verschoben – ebenfalls aus Sicherheitsgründen für alle Beteiligten.

Auch andere Veranstaltungen fielen dem Orkan zum Opfer. In London fiel ein Zehn-Kilometer-Lauf mit erwarteten 25.000 Teilnehmern aus, zahlreiche Parks wurden geschlossen. Die Queen sagte in Sandringham einen Kirchgang ab. Zudem erwartete die britische Wetterbehörde Schäden an Gebäuden und Stromausfälle sowie Überschwemmungen.

Das Wasser kommt sogar von unten.
Foto: Epa

Irland und Frankreich

In Irland warnten die Wetterbehörden vor Überschwemmungen in Küstennähe. In der westlichen Stadt Galway wurde eine Veranstaltung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2020 bereits am Samstagabend abgesagt.

In Frankreich erwarteten die Wetterdienste, dass vor allem der Norden und der Nordwesten von starken Böen betroffen sein werden. In den Vogesen wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h erwartet. Die Behörden rieten davon ab, in Wälder zu gehen und Autos unter Bäumen zu parken. (APA, red, 9.2.2020)