Eintönige Fließbandarbeit ohne Perspektive zum Aufstieg, das frustriert insbesondere Arbeitnehmerinnen.

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Wien – Welche Arbeit in welcher Branche macht am ehesten zufrieden, welche nicht? Bankangestellte, Lehrer und Ärzte sind so halbwegs happy mit ihrer Arbeit. Sehr gut geht es dem Personal in medizinischen Assistenzberufen und im Bereich Marketing, und sehr happy sind überwiegend auch jene, die Entscheidungen treffen können, also etwa Geschäftsführer. Das hat die Arbeiterkammer Oberösterreich in (AK OÖ) ihrem aktuellen Arbeitsklimaindex festgestellt.

Knapp 400.000 aller in Österreich Beschäftigten sind ihm zufolge sehr unzufrieden mit ihrer Arbeit. Das sind vor allem Arbeiter in Fabriken, auf dem Bau und im Lager sowie Reinigungskräfte und Menschen, die in der Gastronomie jobben. Wer nur die Pflichtschule absolviert hat, ist am ehesten sehr unzufrieden. Die Berufsbiografie der Unzufriedensten sieht überwiegend auch nicht rosig aus: Mehr als 40 Prozent klagen über schlechte Gesundheitsbedingungen, 57 Prozent über Zeitdruck, und 56 Prozent waren schon einmal arbeitslos.

Noch so lange arbeiten?

Fortgeschrieben in die Zukunft heißt das: Fast 70 Prozent dieser Gruppe schätzen ihre Arbeitsfähigkeit als nicht gut ein und glauben nicht, dass sie bis zum Pensionsantrittsalter arbeiten können werden. In der Altenpflege sind es sogar noch mehr, in der Reinigungsbranche sind es 65 Prozent.

Die mittelmäßig zufriedenen Bankangestellten sind da wesentlich optimistischer: Fast 80 Prozent sehen sich bis zur vorgeschriebenen Pension arbeiten. Bei den Lehrern glauben daran rund 70 Prozent. Allerdings: Das ist eine Altersfrage. Die Jungen sind optimistisch für ihr Berufsleben bis zur Rente. Ab 35 setzt aber offenbar der Frustknick ein, denn bei den 36- bis 40-Jährigen glauben im Durchschnitt aller Arbeitnehmer nur noch knapp 50 Prozent, dass sie bis zur Pension arbeiten können werden.

Frage an die Sozialforscher der Institute Sora und Ifes, die etwa 4.000 Arbeitnehmer befragt haben: Bedeutet das, dass Menschen, die im Job unzufrieden sind, ihr Leben insgesamt als unglücklich empfinden? "Nein", lautet die Antwort. Lebensunglück sei für die meisten vorübergehend, allerdings halte sich Arbeitsunzufriedenheit länger. Der Einfluss der Lebenszufriedenheit auf die Arbeitszufriedenheit sei sehr gering.

Woran liegt also die Arbeitsunzufriedenheit? Rund 27 Prozent der sehr Unzufriedenen reicht das Einkommen nicht. Insgesamt stärker zeigt sich aber als Phänomen, dass soziale Faktoren wie Isolation und Einsamkeit in der Arbeit, mangelnde Zugehörigkeit und niedriger sozialer Status das Problem sind. Umgekehrt spiegelt sich bei den Zufriedenen, dass Weiterbildungsmöglichkeit und Aufstiegschance zu den positiven Wirkungsfaktoren gehören.

Perspektiven und das Klima

Die AK OÖ macht auch das sozialpartnerschaftliche Betriebsklima verantwortlich: Die zehn Prozent der Unzufriedensten hätten am seltensten einen Betriebsrat oder eine Personalvertretung. Zudem seien atypische Beschäftigungsverhältnisse, Befristungen und Verträge via Zeitarbeitsfirma auf dem Vormarsch. Die Unzufriedenheit in der Gastronomie wird zusätzlich mit dem "oft rauen Ton in der Branche" begründet.

Aber Achtung, bitte nicht alle und alles in einen Topf: Auch in der Gastronomie gibt es in dieser Untersuchung ein paar Prozent, die mit ihrer Arbeit zufrieden sind. Es hängt also offenbar an einem Bündel von Faktoren – Jobinhalt, gesellschaftliche Anerkennung, als fair empfundene Entlohnung und auch an allem, was zum Führungsstil und zur Unternehmenskultur gehört.

Besser ist es damit offenbar nicht durchgängig geworden: Laut AK OÖ war die Schere zwischen den Zufriedensten und den Unzufriedensten in den vergangenen 20 Jahren noch nie so weit offen wie heute. (kbau, 10.2.2020)