Bei der Stellung wird der Gesundheitsstatus junger Männer erhoben: Sie werden immer kurzsichtiger, lautet der Befund.

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Wien – In Österreich erhält jeder Staatsbürger vor seinem 18. Geburtstag einen Brief vom Bundesheer, in dem zukünftige Rekruten über die sogenannte Stellung informiert werden. Zwei Tage lang dauert das Prozedere, in dem die körperliche und psychische Tauglichkeit der potenziellen Jungsoldaten und Zivildiener ermittelt wird.

Die Daten von rund 1,5 Millionen stellungspflichtigen jungen Männern haben nun der Epidemiologe Thomas Waldhör und sein Forscherteam von der Med-Uni Wien ausgewertet. Die Analyse zeigte, dass sich der Anteil von Rekruten, die an Kurzsichtigkeit leiden, zwischen 1983 und 2017 beinahe verdoppelt hat. Im Jahr 1983 waren 13,8 Prozent der Stellungsteilnehmer kurzsichtig, 35 Jahre später lag ihr Anteil bei 24,4 Prozent.

Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, können keine Kausalschlüsse für die Ursache dieser Entwicklung abgeleitet werden, betont Studienleiter Thomas Waldhör. Allerdings legt ein Detailergebnis den Schluss nahe, dass die verstärkte Nutzung von Smartphones, Tablets und Computer ihre Spuren auf den Augäpfeln der jungen Männer hinterlassen hat.

Auf Displays starren

Frühere epidemiologische Studien zeigten bereits, dass Menschen mit einem hohen Bildungsgrad deutlich häufiger kurzsichtig sind als Menschen, die ein niedriges Bildungsniveau aufweisen. Als Grund vermuteten Wissenschafter, dass höher gebildete Personen deutlich mehr Zeit mit Lesen verbringen, das wiederum fördert Myopie.

Mittlerweile lässt sich dieser Unterschied nicht mehr so klar beobachten, auch bei jungen Männern mit niedrigerem Bildungsniveau hat die Kurzsichtigkeit deutlich zugenommen, heißt es in der Studie der Med-Uni Wien. Konkret von 11,4 Prozent im Jahr 1983 auf 21,7 Prozent im Jahr 2017. In der höher gebildeten Vergleichsgruppe stieg der Anteil von 24,5 auf 29,6 Prozent.

Die Forscher vermuten, dass die zunehmende Nutzung von Displays in allen Bildungsgruppen für diese Entwicklung verantwortlich ist. Junge Menschen, die sich mindestens eine Stunde täglich im Freien aufhalten, werden hingegen weniger oft kurzsichtig. (gueb, 12.2.2020)