In Wien – hier die Prater-Hauptallee – wurden Parks und Wälder wegen des Sturms Sabine gesperrt.

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Wien – In Österreich sowie sonst in Mittel- und Südeuropa sei "kein Trend zu mehr Stürmen" messbar, sagt Nikolas Zimmermann, Meteorologe beim Wetterdienst Ubimet.

Im Gegenteil: In Wien sei die Häufigkeit solcher Extremwetterereignisse seit den 1950er-Jahren sogar geringfügig zurückgegangen, so lautet die angesichts der Behinderungen und Schäden durch Sturm Sabine in Teilen Europas scheinbar paradoxe Expertenansicht.

Das Sturmtief Sabine hinterließ 30.000 Haushalte in Oberösterreich ohne Strom.
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Immer mehr Winde mit Orkanstärke, also mit 117 km/h oder mehr, gebe es hingegen in Nordeuropa und auf den Britischen Inseln: eine Verschiebung, die laut Zimmermann durchaus mit der Klimaerwärmung zu tun haben kann. Mit den höheren Durchschnittstemperaturen würden offenbar auch die Wetterverhältnisse Richtung Norden rutschen.

Wetterbewusstsein größer

Eindeutig größer geworden ist laut dem Fachmann wiederum "das Bewusstsein der Menschen" in Hinblick auf Wetterextreme wie etwa Stürme. Im Vergleich zu früheren Jahrzehnten werde weit mehr unternommen, um Schäden und Unfälle zu vermeiden.

Die vorübergehende Einstellung des Bahnfernverkehrs in Deutschland wegen des Sturms Sabine sei eine solche Maßnahme, detto das Schließen öffentlicher Parks und Wälder in vielen Städten und Gemeinden.

Mehr Versicherungen

Das habe unter anderem mit dem Umstand zu tun, "dass es heute im öffentlichen Raum viel mehr versicherte Güter gibt", sagt der Ubimet-Mitarbeiter. Das habe die Vorsicht erhöht.

Die am Montag registrierten Windgeschwindigkeiten bezeichnet er als "hoch, aber nicht rekordverdächtig". Am stärksten hatte es am Morgen in Feldberg im deutschen Baden-Württemberg mit 177 km/h geweht. Im Flachland stand die niederbayrische Gemeinde Fürstenzell mit 154 km/h an der Spitze, in Österreich der Mühlviertler Ort Rohrbach mit 125 km/h.

Wetterprognose besser

"Wesentlich besser als noch vor zehn, zwanzig Jahren" seien heute außerdem die Wetterprognosen. Mehr und leistungsstärkere Satelliten sowie Computersysteme mit größerer Rechenleistung ermöglichten eine präzise "numerische Wettervorhersage". Noch in den 1990er-Jahren sei man in Europa "von manchem Orkan überrascht worden".

Dieses Mehr an Effektivität sei angesichts der Klimaerwärmung ein großer Vorteil, sagt Zimmermann. Vor Sturm Sabine etwa habe man schon eine Woche im Voraus gewarnt, denn das "sehr umfangreiche Tiefdruckgebiet, das derzeit über Europa liegt und das bis hinauf nach Skandinavien reicht", sei unter genauer Beobachtung.

Drei Namen für einen Sturm

Und zwar auf den Britischen Inseln ebenso wie in Deutschland und Skandinavien, was zu einer verwirrenden Namensvielfalt geführt hat: Aus – in England – Sturm Chiara wurde – in Deutschland – Sturm Sabine sowie – in Skandinavien – Sturm Elsa. (Irene Brickner, 10.2.2010)