Der Eiffelturm, die Provence ... Frankreich war 2019 mit 90,2 Millionen Gästen das meistbesuchte Land der Welt. Österreich kommt mit 31,7 Millionen auf Rang zwölf.

Foto: imago/Joana Kruse

Für jeden, der in den letzten Jahren Venedig, Barcelona oder Dubrovnik besucht und die Menschenmassen vor Ort gesehen hat, ist die Feststellung, dass es noch nie so viele Touristen gegeben hat, wohl keine Überraschung. Bestätigt wird das durch die neuesten Statistiken der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO): 2019 hat eine Rekordzahl von 1,5 Milliarden Auslandsreisen gesehen. Das entspricht einer Steigerung um vier Prozent gegenüber 2018. Es sieht also fast so aus, als habe die Flightshaming- Bewegung keine großen Auswirkungen.

Folgt man den Zahlen der UNWTO, so ist die meistbesuchte Nation der Welt nach wie vor Frankreich. Nach 89,4 Millionen im Jahr 2018 durchbrach es 2019 die 90-Millionen-Marke durch mehr Ankünfte aus Übersee (bei dieser Besuchergruppe erzielte das Land eine Steigerung von 0,9 Prozent). Spanien verzeichnete ebenfalls ein (moderates) Wachstum von 1,2 Prozent und kam von 82,8 auf 83,8 Millionen Besucher.

Anstieg und Rückgang

Zahlreiche Länder widersetzten sich jedoch dem globalen Trend und verzeichneten bemerkenswerte Anstiege und ebenso dramatische Rückgänge. Für einige Ziele sind die Statistiken für 2019 unvollständig – das Vereinigte Königreich zum Beispiel hat bislang nur Zahlen für die ersten neun Monate des Jahres geliefert –, aber sie bieten immer noch einen guten Hinweis darauf, welche Orte im Aufwind sind und welche nicht.

Ein ordentliches Tempo legen dabei Länder in Zentralasien vor: So verzeichnete Usbekistan ein Plus von 27,3 Prozent, Kasachstan konnte sich über zehn und Aserbaidschan über 11,4 Prozent mehr Besucher freuen. Grund dafür dürften gelockerte Visabestimmungen sein. Im Fall von Kasachstan hat sicher auch die eine oder andere veröffentlichte Reisestory für positive PR gesorgt.

Comeback der Karibik ...

Zu den Comeback-Kids zählen Destinationen in der Karibik – vor allem jene, die 2017 von Wirbelstürmen verwüstet wurden. Anguilla zählte 96,8 Prozent mehr Ankünfte, St. Maarten 91 Prozent, Dominica 56 und die Amerikanischen Jungferninseln 42,8 Prozent. Sie zeigen, dass die Region auch diesen Belastungen standhalten kann.

Der Aufstieg der chinesischen Reisenden ist gut dokumentiert. Im Jahr 2000 unternahm die Bevölkerung des Landes nur 10,5 Millionen Auslandsreisen. Jetzt sind es mehr als 150 Millionen. Davon profitierten vor allem Länder, die für Chinesen quasi um die Ecke liegen, etwa Japan. Das Land ist deswegen seit 2010 eines der am schnellsten wachsenden Reiseziele der Welt. Aber auch Südkorea, Vietnam, die Philippinen, Laos und Myanmar konnten von der neuen Reiselust der Chinesen profitieren. Vor allem Myanmar tut sich dabei hervor: Das Land ist mit einem Zuwachs von 40,2 Prozent (von 2018 auf 2019) die am schnellsten wachsende Reisedestination der Welt. Allerdings steht dies angesichts der Coronavirus-Krise heuer auf wackeligen Beinen.

... und der Türkei

Zurück auf der Landkarte vieler Reisender sind auch Tunesien und Ägypten – einen Anstieg um 21,1 Prozent konnte man dort verzeichnen. Einen Lauf legt auch die Türkei hin: 1990 kamen 4,8 Millionen ausländische Touristen ins Land, 2019 waren es 52,2 Millionen. Der Einbruch rund um das Jahr 2016 scheint ausgebügelt.

Wenig verwunderlich ist, dass Hongkong einen Rückgang an Touristen verzeichnet. Proteste, politische und wirtschaftliche Unsicherheiten trugen auch in Südamerika dazu bei, dass Reisende ausblieben. So gab es in Ecuador 14,3 Prozent weniger Ankünfte, in Chile waren es im vergangenen Jahr 20,9 Prozent.

Einen interessanten Sonderfall stellt Palau dar: Der idyllische Inselarchipel hat es sich mit China verscherzt, weil er mit Taiwan, das von China als abtrünnige Provinz angesehen wird, enge Kontakte pflegt. Die Konsequenz: Es kommen keine Chinesen mehr, was Palaus Tourismus ins Minus zieht. (max, 12.2.2020)