Ferdinand Feldhofer: "Ich komme zu etwas Funktionierendem. Das gilt es weiterzuführen."

Wien – Nach 2.456 Tagen und einem Abstecher in die Privatwirtschaft kehrt Ferdinand Feldhofer in sein langjähriges Habitat zurück. Nach dem Karriereende als Profi von Sturm Graz, Rapid und Wacker Innsbruck hat sich der inzwischen 40-Jährige als Jungtrainer auf der Spielwiese SV Lafnitz ausgetobt. Sein Engagement beim Bundesligisten WAC sieht er als nächsten logischen Schritt.

Der WAC hat in den vergangenen Monaten mit großen Siegen und der ersten europäischen Gruppenphase die erfolgreichste Zeit der Klubgeschichte erlebt. Die Latte für seine Bundesliga-Feuertaufe hätte sich der frühere Innenverteidiger also auch niedriger legen können. Doch das ist nur eine Sichtweise, die von Feldhofer ist es nicht. "Warum sollte man das schlecht sehen? Ich komme zu etwas Funktionierendem. Das gilt es weiterzuführen."

Logische Entscheidung

Den Dorfklub Lafnitz hat "der Ferdl", wie sie ihn dort wie früher als Spieler nannten, von der Regionalliga in die zweite Liga geführt. "Ich hatte in Lafnitz eine super Zeit, konnte viel probieren, mich selber super fortbilden – ich habe die Uefa-Pro-Lizenz abgeschlossen." Mit derzeit Platz vier brachte er den Klub nah ans wahrscheinliche Maximum heran, und in Wolfsberg suchte Präsident Dietmar Riegler einen neuen Trainer. Und so sitzt Feldhofer wenige Tage vor dem Frühjahrsauftakt als WAC-Trainer im Bus Richtung Kroatien. Die Kärntner haben in der Nähe von Zagreb kurzfristig noch ein Trainingslager eingeschoben. Und Feldhofer spricht, befragt nach der Fallhöhe, nicht von einer mutigen, sondern für ihn logischen Entscheidung. "Der Zeitpunkt für den nächsten Schritt passt sehr gut."

Der WAC hat zuletzt auf Know-how aus dem Hause Red Bull gesetzt. Nachdem Gerhard Struber im November vom englischen Zweitligisten Barnsley abgeworben wurde, schien ein weiterer Trainer aus dem Pool des Serienmeisters wahrscheinlich. Die Wahl fiel auf Feldhofer, der in keinem Naheverhältnis zum RB-Netzwerk steht. Den zuletzt praktizierten Stil will er aber fortführen. "Weil es eine Spielweise ist, für die ich stehe und die ich mit Lafnitz schon praktiziert habe. Wäre ich ein Trainer, der nur auf Ballbesitz setzt und sich hinten reinstellt, wäre ich hier nicht Trainer geworden." Feldhofer betont aber auch, dass jeder Trainer seine eigenen Vorstellungen habe.

Liga-Rückkehrer Cheikhou Dieng

Auf diese wollte er nicht näher eingehen. Er erzählt sie lieber seiner Mannschaft, die Auslands-Abgänge von Leistungsträgern wie Verteidiger Michael Sollbauer, Marcel Ritzmaier und Anderson Niangbo verkraften muss. Ihre Ersatzleute Miguel Vieira und Ex-Dortmunder Milos Jojic (beide leihweise) sowie Liga-Rückkehrer Cheikhou Dieng – zuletzt alle auf der Gehaltsliste von Istanbul Basaksehir – bringen Potenzial, aber keine Matchpraxis mit.

Es sei schwer gewesen, in der Winterpause passende Spieler zu finden, sagt Feldhofer, "wobei wir mit den geholten sehr zufrieden sind." Das ist offenbar auch der Führende der Torschützenliste Shon Weissman (17 Tore), der zuletzt meinte, dass der Club mit Jojic als Tabellenführer überwintert hätte. "Man darf das nicht immer ganz ernst nehmen", wiegelte Feldhofer ab. Man habe neue Spielertypen dazu bekommen. "Daran werden wir den bestmöglichen Spielstil anpassen, um dann auch wirklich erfolgreich zu sein."

"Es ist für den WAC nicht selbstverständlich"

Am Saisonziel hat sich nichts geändert. Die zunächst angestrebte Meistergruppe der Top Sechs ist für die Kärntner vier Runden vor der Teilung mit zehn Punkten Vorsprung auf die Austria praktisch fix. "Dass wir nicht Sechster von sechs Mannschaften werden wollen, versteht sich von selbst. Und was möglich ist, das wissen wir aus dem Vorjahr nur zu gut", erinnert Feldhofer. Damals ging das begehrte Fix-Ticket für die Europa League an den WAC.

Solche Erfolge regelmäßig zu erwarten, entspricht laut dem 13-fachen Teamkicker, der 277-mal in der Bundesliga gespielt hat, keiner seriösen Grundlage. "Ich weiß, dass die Öffentlichkeit glaubt, dass der WAC jetzt jedes Jahr ganz vorne mitspielen muss." Falsch gedacht. "Es ist für den WAC eben nicht selbstverständlich, sondern etwas ganz Besonderes und unterstreicht die sehr gute Arbeit der letzten Jahre." Feldhofer spricht von fünf "weitaus größeren" Vereinen als dem WAC in der Liga. Der TSV Hartberg zählt da nicht dazu. Die Steirer sind am Samstag im Lavanttal der erste WAC-Prüfstein im Jahr 2020. (APA, 11.2.2020)