Wird Südkorea den Verlockungen des Pinguins (Anm.: Linux-Maskottchen) erliegen?

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Die Wiener Linux-Initiative "Wienux" und das "Limux"-Projekt in München mögen vielleicht Geschichte sein, aber dennoch bleibt Linux für offizielle Stellen weiter eine Alternative. So auch in Südkorea. Dort könnte sich in absehbarer Zeit die Regierung von Windows verabschieden.

Den Vorstoß hat 2019 das Innenministerium gemacht. Im Mai kündigte es an, einen solchen Wechsel prüfen zu wollen. Scheinbar waren die Ergebnisse erfreulich. Denn nun evaluiert das Ministerium für Strategie und Planung einen Umstieg für die gesamte Regierung, schreibt ZDNet.

Windows 10 Umstieg kostet 600 Millionen Euro

Insgesamt betreibt die oberste Verwaltung des Landes rund 3,3 Millionen PCs, von denen der Großteil künftig mit Linux laufen könnte. Ein wichtiger Grund für diesen möglichen Schritt ist die Ersparnis von Softwarelizenzkosten und die Reduktion der eigenen Abhängigkeit von einer einzelnen Firma.

Aufgeworfen wurde die Frage mit dem Ende des Supports für Windows 7 am 14. Jänner. Auf Windows 10 zu wechseln würde Kosten in der Höhe von 780 Milliarden Won (etwa 600 Millionen Euro) verursachen. Der Betrieb eines Open-Source-Systems könnte deutlich billiger kommen.

Bereits Erfahrung mit Linux

Erfahrungen hat man bereits. Das nationale Sicherheitsbüro und das nationale Polizeibüro nutzen schon Linux in Form von Harmonica OS 3, das auf der bekannten Distribution Ubuntu basiert. Das Verteidigungsministerium und das Ministerium für öffentliche Verwaltung und Sicherheit hingegen arbeite mit dem Debian-Derivat Gooroom Cloud OS.

Die Verwaltung der Post hingegen läuft mit TMax OS, ebenfalls ein Linux-System, wenn auch eines, das in der Vergangenheit wegen Verstößen gegen Open-Source-Lizenzen kritisiert wurde.

Keine komplette Trennung

Entscheidet man sich für einen Wechsel, wird man sich aber nicht völlig von Windows trennen. Derzeit verwenden Regierungsbeamte häufig zwei Rechner. Einer dient für interne Arbeiten und ist auch nur ans Intranet der jeweiligen Organisation angebunden, Der zweite Rechner ist mit dem Internet verbunden. Künftig sollen die "Online-PCs" mit Linux laufen. Bis 2026 sollen die meisten Beamten einen Laptop nutzen, auf dem Windows für interne Tätigkeiten zum Einsatz kommt und ein via Cloud bereitgestellter, virtueller Linux-Desktop für alles andere.

Wie umfassend die Migration von Windows zu Linux letztlich ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Möglicherweise, vermutet ZDNet, geht es der Regierung vor allem um ein Druckmittel, um Rabatte von Microsoft für den künftigen Kauf von Windows-Lizenzen zu erhalten. (gpi, 11.02.2020)