Zuverlässig
Glück ist bei Rilke stets das höchste Gut. Beeindruckend: welche Worte er dafür findet, warum man es nie wird erlangen können – unpeinlicher als bei Rilke geht Herzschmerz nicht. Zum Valentinstag stets ein zuverlässiger, aber zu Unrecht verniedlichter Bringer.
Rainer Maria Rilke: "Glück", 127 Seiten, ISBN 978-3-458-36051-3, 7,20 Euro
5 von 6 Punkten
Expressiv
Die Gedichte des Renaissance-Universalisten Michelangelo Buonarroti fand auch der exakt 400 Jahre später geborene Thomas Mann noch gut. Sie rütteln so ungeheuer am Gemüt wie grob behauene Bildwerke.
Michelangelo: "Gedichte und Briefe", 96 S., ISBN 978-1-4068-3250-1, 25,95 Euro
4 von 6 Punkten
Aufrichtig
Die Liebe zu einem Menschen spiegelt sich bei Brecht immer in der Liebe zur Menschheit. Also holt er erst einmal aus, spricht über die Arbeit, das Saufen. Gerne auch vulgär, nie prüde, immer klar. Es sind durchwegs aufrichtige Liebesschwüre.
Bertolt Brecht: "Gedichte über die Liebe", 239 S., ISBN 978-3-518-37501-3, 9,30 Euro
3 von 6 Punkten
Rotzfrech
Mittelhochdeutsch klingt viel herziger, als es von der Vogelweides Verse waren: Bitte vor dem Abschreiben unbedingt die Übersetzung lesen, denn seine Minne aus dem 13. Jhdt. ist rotzfrech und nur für gefestigte Beziehungen geeignet.
Walther von der Vogelweide: "Gedichte", 304 S., ISBN 978-3-596-26052-2, 10,30 Euro
2 von 6 Punkten
(Sascha Aumüller, RONDO, 13.2.2020)