Soziale Kontakte und Netzwerke können großen Einfluss auf die Entscheidung haben, ein Kind zu bekommen.

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Dass das soziale Umfeld Einfluss auf die eigene Familienplanung haben kann, lässt sich häufig im persönlichen Umfeld beobachten. Ob es eine solche "Ansteckung" in einem statistisch relevantem Ausmaß tatsächlich gibt, war bisher allerdings unklar. Ein internationales Forscherteam ist nun dieser Frage nachgegangen und hat dabei erstmals netzwerkübergreifende Effekte festgestellt.

Hilfreiche Registerdaten

Grundlage der Untersuchung war unter anderem das System of Social Statistical Datasets (SSD), eine Datenquelle, in der verschiedene Registerdaten aller Einwohner der Niederlande verknüpft sind. Der Datensatz enthält Angaben über Geschwister und über Arbeitgeber, sodass das Forschungsteam beide Bereiche miteinander verbinden konnte.

"Mit diesen Daten konnten wir zeigen: Es ist wahrscheinlicher, ein Kind zu bekommen, wenn Geschwister, Kolleginnen und Kollegen eines bekommen", fasst Henriette Engelhardt-Wölfler von der Universität Bamberg die in der Fachzeitschrift "Demography" präsentierten Resultate zusammen.

Kettenreaktion bei Schwangerschaften

Darüber hinaus konnten die Wissenschafter erstmals sogenannte Spillover-Effekte über Netzwerkgrenzen hinweg nachweisen. Damit ist eine Art Kettenreaktion gemeint: Wird eine Person von Kolleginnen oder Kollegen mit dem Kinderwunsch angesteckt, beeinflusst sie wiederum ihre Geschwister. Und diese haben Einfluss auf ihre eigenen Kolleginnen und Kollegen.

Umgekehrt bekommen Personen im gebärfähigen Alter, die kaum Geburten in ihrem Umfeld miterleben, mit niedrigerer Wahrscheinlichkeit Kinder. Die Mechanismen, die der "Ansteckung" zugrunde liegen, konnten mit den vorliegenden Daten nicht detailliert untersucht werden. (red, 12.2.2020)