Sozialminister Anschober zeigt Verständnis für die Anliegen der Pflegebediensteten.

Foto: APA/HANS PUNZ

Wien – Im Kollektivvertragskonflikt in der Sozialwirtschaft, in dem die Gewerkschaft die flächendeckende 35-Stunden-Woche fordert, hofft Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) auf den Abschluss eines mehrjährigen Kombipakets. In einem Jahr könnte es dabei Lohnerhöhungen geben, in einem anderen eine "leichte Verkürzung" der Arbeitszeit, meinte er Dienstagabend im ORF-"Report".

Insgesamt müssten die Arbeitsbedingungen verbessert werden, sagte Anschober: "Beide Seiten wissen, dass wir mit der jetzigen Situation nicht durchkommen." Zu den von der Gewerkschaft am Dienstag begonnenen Warnstreiks sagte Anschober: "Ich habe Verständnis".

Kein Verständnis für Abschiebung von Pflegelehrlingen

Durch den Personalnotstand sei man am Beginn einer Mangelsituation. Anschober will deshalb auf jene 30.000 Pflegekräfte zugehen, die zwar ausgebildet sind, ihren erlernten Beruf aber nicht ausüben. Unverständnis äußerte er, dass man junge Asylwerber in Ausbildung zur Altenpflege abschiebe. "Es ist so, dass ich meine Haltung in diesen Fragen nicht an der Garderobe zum Ministerrat abgebe", meint er generell in Migrationsfragen.

Bei der Bezahlung im Sozialbereich müsse man etwas tun, meinte Anschober angesprochen auf das Burgenland mit dem dort angepeilten Netto-Mindestlohn von 1.700 Euro. Der Minister kritisierte das derzeit extrem föderalisierte Pflegesystem und forderte etwa die Finanzierungsflüsse zu zentralisieren.

Bezüglich der Finanzierung lehnte er eine klassische Pflegeversicherung wie in Deutschland als "Unsinn" ab. Diese sei viel zu teuer und sorge für Schwierigkeiten im sozialen Bereich. Ziel sei es, längere Zeit die Finanzierung durch die öffentliche Hand sicherzustellen. Sowohl den Grünen als auch der ÖVP sei es mit der Pflegereform jedenfalls wirklich ernst. (APA, red, 11.2.2020)