Wegen des Coronavirus sind die Straßen in Peking leer.

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Krankenhauspersonal in einem Spital in Wuhan.

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Wuhan – Die Zahl der Todesopfer durch das Coronavirus ist in China auf mehr als 1.100 gestiegen. Am Mittwoch starben dort weitere 97 Menschen an den Folgen der Infektion, gab die Nationale Gesundheitskommission in Peking bekannt. Die Gesamtzahl der Infektionsfälle wuchs in Festlandchina auf mehr als 44.200.

Allerdings sind die Zahlen aus China wenig aussagekräftig, generell wird von Experten eine sehr hohe Dunkelziffer vermutet. So sind die Möglichkeiten begrenzt, auf das neue Virus zu testen. Die meisten Todes- und Infektionsfälle treten nach wie vor in Hubei auf, wo die Epidemie im Dezember ausgebrochen ist. Die Behörden haben die Provinz weitgehend von der Außenwelt abgeschottet.

In Peking waren am Dienstag die Straßen fast leer.
DER STANDARD

Die Ärzte im Epizentrum der Coronavirus-Epidemie in der Millionenstadt Wuhan stehen vor einer kaum zu bewältigenden Herausforderung: Seit Wochen müssen sie eine stetig wachsende Zahl von Patienten behandeln und riskieren dabei, mangels ausreichenden Schutzes selbst angesteckt zu werden. "Sie sind erschöpft und stehen unter enormem Druck", berichtet eine Ärztin aus einem großen Krankenhaus von Wuhan, das nur schwere Fälle aufnimmt. "Meine Kollegen haben keine Zeit zum Essen oder Trinken, sie schaffen es nicht einmal, auf die Toilette zu gehen", erzählt die Ärztin, die ihren Namen aus Angst vor Repressalien nicht nennen will.

Den Gang aufs Klo verkneifen

Der Tod des Augenarztes Li Wenliang am vergangenen Freitag, der als Erster vor dem neuen Virus gewarnt hatte und sich dann selbst bei einem Patienten ansteckte, warf ein Schlaglicht auf die Gefahren, denen die Ärzte in der Stadt ausgesetzt sind. Am selben Tag räumte Wuhans stellvertretender Bürgermeister Hu Yabo einen täglichen Mangel von 56.000 Masken und 41.000 Schutzanzügen ein.

Jiao Yahui von der chinesischen Gesundheitskommission berichtet, dass viele Ärzte unter ihren Schutzanzügen Windeln tragen und sich den Gang auf die Toilette verkneifen, um einen Wechsel der raren Anzüge hinauszuzögern. Viele Mediziner und Pfleger auf den Isolierstationen tragen demnach bis zu neun Stunden lang ihre Schutzkleidung, obwohl sie eigentlich alle vier Stunden lang gewechselt werden müsste. "Natürlich heißen wir diese Methode nicht gut, aber sie haben keine andere Wahl", sagt Jiao.

US-Schnelltests funktionieren nicht

Ein US-Schnelltest zur Diagnose des Coronavirus, der bereits von 36 Ländern bestellt wurde, funktioniert nicht richtig. Das räumte am Mittwoch die US-Gesundheitsbehörde CDC ein, die den Test entwickelt hat.

Die CDC hatte in der vergangenen Woche damit begonnen, die Schnelltests an zertifizierte Labore in allen 50 US-Bundesstaaten zu schicken. Der Behörde zufolge haben 36 Länder den Test bestellt, der innerhalb von vier Stunden eine Diagnose liefern soll.

Zwei weitere Virus-Erkrankte in Bayern

Außerhalb Chinas gibt es mehr als 400 Infektionsfälle in rund 25 Ländern. In Bayern wurden inzwischen zwei weitere Ansteckungen mit Covid-19, wie die vom Virus 2019-nCoV ausgelöste Krankheit laut WHO nun offiziell heißt, nachgewiesen. Die Zahl der in Deutschland bestätigten Infektionsfälle stieg damit auf 16.

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Hierzulande liegen hingegen keine Fälle vor. "Von den bisher in Österreich durchgeführten 105 Tests waren bisher alle negativ", versicherte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Am Donnerstag findet in Brüssel der Sonderrat der EU-Gesundheitsminister auf Basis der Expertenkonferenz der Weltgesundheitsorganisation statt. Ziel sei eine koordinierte Strategie gegen eine Ausbreitung der Krankheit, so Anschober. "Das ist daher kein Grund für Panik, sondern für einen besonders sorgfältigen Schutz und volle Transparenz."

Unter den Menschen auf einem in Japan unter Quarantäne stehenden Kreuzfahrtschiff wurden weitere 39 Infektionen bestätigt. Laut Gesundheitsminister Katsunobu Kato stieg damit die Zahl der Infektionsfälle an Bord der Diamond Princess auf mindestens 174.

Auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess, das in Japan unter Quarantäne steht, sind 39 weitere Menschen positiv auf das Virus getestet worden.
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Das Schiff mit rund 3.700 Menschen an Bord wurde Anfang vergangener Woche nach seinem Eintreffen in Yokohama unter Quarantäne gestellt. Zuvor war ein Passagier, der die Diamond Princess in Hongkong verlassen hatte, dort positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Weniger tragisches Opfer: Der für 19. April geplante Formel-1-Grand-Prix von China ist wegen des Coronavirus auf vorerst unbestimmte Zeit verschoben worden. (APA, 12.2.2020)