Rund 600 Millionen Menschen verfolgten weltweit vor dem Fernseher, als am 20. Juli 1969 erstmals Menschen auf dem Mond landeten. Neil Armstrong, Edwin "Buzz" Aldrin und Michael Collins entschieden mit der Apollo-11-Mission das Rennen um diesen Meilenstein gegen die Sowjetunion zugunsten der USA.

Ein bedeutender Schritt war es auch für das noch junge Zeitalter der Computer, die damals noch weit davon entfernt waren, in praktisch jedem Haushalt und Büro zu stehen. Denn der größte Teil der Steuerung von Raumschiff und Landemodul erledigten nicht mehr die Astronauten selber, sondern der "Apollo 11 Moon Landing Guidance Computer", kurz AGC. Seit damals hat sich die Technik freilich drastisch weiter entwickelt. Heutzutage, so errechnet der Apple-Entwickler Forrest Heller, bieten manche USB-Handyladegeräte mehr Rechenpower, als der Steuerungscomputer von anno dazumal.

Verglichen hat Heller das AGC-System mit drei verschiedenen Chargern: Dem 18-Watt-Ladegerät für Google Pixel-Handys, dem Huawei Supercharge-Adapter (40 Watt) und dem Powerport Atom PD2 (18 Watt) von Anker, das gleich zwei Geräte aufladen kann.

Edwin "Buzz" Aldrin spaziert über die Mondoberfläche.
Foto: NASA

560-mal schnellerer Prozessor

Letzteres kostet im Handel rund 20 Euro und bietet die klar rechenstärkste Hardware in Form eines CYPD4225-Chip von Cypress. Die integrierte Recheneinheit taktet mit 48 MHz, verfügt über acht KB RAM und bedient sich von einem Onboardspeicher mit 128 KB. Der Prozessor nutzt das ARM Cortex-M0-Design, das häufig im Bereich einfacherer Microcontroller Verwendung findet. Allein in Sachen Rechentakt sticht man AGC, das auf einen MHz kommt, klar aus. Umgerechnet es auf ein Speicheräquivalent von vier KB RAM und 72 KB Speicher. Wenn man sich ansieht, wie viele Rechenzyklen eine Instruktion benötigt, ist der neuere Chip über 560-mal schneller.

Der direkte Vergleich ist in manchen Bereichen jedoch nicht möglich. AGC kann Divisionen durchführen und direkt Berechnungsergebnisse in den Speicher schreiben, während ein Cortex-M0-Prozessor dafür zuerst mit einem eigenen Befehl gefüttert werden muss. Während sein Arbeitsspeicher dafür einfacher gestaltet ist und er nicht zwischen Speicherbänken wechseln muss, ermöglicht dieses dem AGC dafür, mehr Speicheranweisungen direkt in arithmetische Befehle umzuwandeln. Dennoch kann der modernere Chip laut Heller um 19 bis 78 Prozent mehr Befehle speichern und wäre damit wohl in der Lage, ein Steuerungsprogramm zu speichern, das mit jenem des Apollo 11-Systems vergleichbar ist.

Der Anker Powerport Atom PD2.
Foto: Anker

Das Ladegerät gewinnt

Unter Berücksichtigung anderer Begebenheiten und Nichtberücksichtigung der Möglichkeiten, mit angeschlossenen Geräten zu kommunizieren (da es hier an Daten für AGC fehlt), gewinnt das Anker-Ladegerät schließlich als einziger unter den Chargern den Leistungsvergleich. Die vier Rechner des Apollo-11-Raumschiffs ließen sich allerdings nicht mit einem einzelnen Ladegerät ersetzen, weil sie sich an vier verschiedenen Orten an Bord befanden.

Gedacht war dies auch als redundante Lösung: Jeweils drei der Computer spuckten Ergebnisse für die gleichen Berechnungen aus und der vierte entschied, welches Ergebnis herangezogen wurde. Nach Hellers Ansicht würde es heute keinen Sinn machen, das damalige System mit mehreren modernen Microcontrollern zu emulieren, da es dadurch nicht zuverlässiger wäre. Eine Ansicht, die Kollegen von ihm allerdings nicht uneingeschränkt teilen.

Kein wissenschaftlicher Vergleich

Überhaupt ist der Vergleich natürlich nur als Annäherung und nicht als wissenschaftliche Untersuchung zu sehen. Sie zeigt vor allem, welche Fortschritte die Computertechnologie in den letzten 50 Jahren gemacht hat.

Dass die Hardware des Ladegeräts leistungsfähig genug für eine Mondmission der alten Schule wäre, heißt natürlich nicht, dass man sie dafür auch hätte heranziehen können, wenn sie damals existiert hätte. Denn der Cypress-Chip ist in keinster Weise für den Einsatz im Weltall zertifiziert. (gpi, 12.2.2020)