Wien – Dem österreichischen Fußballverband (ÖFB) geht es gut. Nach Jahren des kontinuierlichen Wachstums verfügt der ÖFB 2020 über ein Verbandsbudget von rund 45 Millionen Euro. Ist es da noch notwendig, dass der ÖFB jährlich 15 Millionen Euro Fördergelder durch das Bundes-Sportfördergesetz (BSFG) erhält? Nein, wenn es nach den NEOS geht. "Eine große Problematik" ortet NEOS-Abgeordneter Yannick Shetty in quasi gesetzlich vorverteilten Fördergeldern an große Fach- und Dachverbände, "die keine objektiven Leistungskriterien erfüllen müssen. Da werden einfach pauschal ein paar Millionen Euro über den Tisch geschoben. Und das ohne Begründung. Das kann nicht im Sinne des Gesetzes sein", sagt Shetty dem STANDARD.

Yannick Shetty findet gesetzlich vorverteilte Fördergelder an große Fach- und Dachverbände (ÖFB, ÖSV, ÖOC, etc.) problematisch.
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Die Vergabe der 80 Millionen Euro Bundes–Sportfördermittel, generiert aus gesetzlich festgeschriebenen Einnahmen aus dem Glücksspiel, ist zu einem guten Teil vorgegeben. Von den 60 Fachverbänden hierzulande hat der ÖFB eine Sonderstellung inne, ihm stehen jährlich automatisch 15 Millionen Euro zu. Der Rest verteilt sich auf die übrigen Sportarten und diverse Organisationen, wobei der Posten Spitzensport (33,5 Mio.) vor allem die 59 anderen Verbände betrifft, der Posten Breitensport (25,56) vor allem die drei Dachverbände (Askö, Union, Asvö).

Gut aufgehoben

Bernhard Neuhold, ÖFB-Geschäftsführer, sieht die Förderung von 15 Millionen Euro beim ÖFB "gut aufgehoben". Weil der Verband mehr als zwei Drittel der Gelder direkt an die Bundesliga und die Länder weiterleitet. "Damit finanzieren wir nicht das Nationalteam." Als Leistungskriterien nennt Neuhold mehr als 120.000 Spiele, die der ÖFB jährlich von 43.000 Funktionären und 2.500 Schiedsrichtern abwickeln lässt. "Wir investieren in Struktur und Breite."

In einer am Freitag eingebrachten parlamentarischen Anfrage an Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler kritisieren die Neos nicht nur die ÖFB-Förderung. Es geht insgesamt um die "mangelhafte Umsetzung" des Bundes-Sportfördergesetzes. Thematisiert wird auch, dass in vielen Entscheidungsgremien im Sport keine Frauen sitzen. Oder – Stichwort Unvereinbarkeit – dass es nach wie vor Überschneidungen zwischen Fördergebern und Fördernehmern gibt. "Jemand schreibt sich am Vormittag im Verband ein Förderansuchen, und am Nachmittag geht er in die Bundes Sport GmbH und entscheidet dort über seinen eigenen Antrag", sagte der ehemalige Grünen-Abgeordnete Dieter Brosz.

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Bernhard Neuhold verwaltet das größte Budget eines Sportverbandes in Österreich.
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Kritisiert wird in der Neos-Anfrage auch eine intransparente Leistungs-Matrix, die zur Fördervergabe herangezogen werde. "Fachverbände, die wesentlich höher eingestuft werden als andere, erhalten dennoch weniger Gelder. Und es gibt keinen Rechtsanspruch auf Förderungen. Das führt doch jeden leistungsbezogenen Anspruch ad absurdum. Willkür waltet weiter", sagt Shetty.

Hinterfragenswert

Der Rechnungshof merkte bereits 2016 an, dass der Fußballbund "der mit Abstand größte Fördermittelempfänger war". An die Dachverbände Askö, Union und Asvö gingen jeweils mehr als zehn Millionen Euro, Förderbedarf sei "kein Entscheidungskriterium" gewesen. RH-Empfehlung: "Die Zweckmäßigkeit einer primär am Erhalt von Organisationsstrukturen orientierten Sportförderung wäre zu hinterfragen."

Dass kleine Verbände um höhere Förderungen kämpfen, kann ÖFB-Geschäftsführer Neuhold nachvollziehen. Der ÖFB habe aber ein Alleinstellungsmerkmal, biete eine flächendeckende Trainerausbildung, investiere in Frauenfußball, Integration und Inklusion. "Der Fußball trägt in Österreich eine höhere gesellschaftspolitische Verantwortung."

Neos-Abgeordneter Shetty hält entgegen: "Die derzeitige Handhabung des Gesetzes führt zu einer massiven Besserstellung bestimmter Organisationen und Verbände gegenüber dem Rest. Das kann nicht im Sinne des gesamtgesellschaftlichen Interesses sein." Auf Sportminister Werner Kogler und Sektionsleiter Philipp Trattner dürften jedenfalls noch weitere unangenehme Sachverhalte zukommen. (Florian Vetter, 15.2.2020)