Früher war es üblich, Geräte über mehrere Jahrzehnte im Einsatz zu haben. Ein 20 Jahre alter Fernseher? Keine Seltenheit. Heute ist der Lebenszyklus von Elektrogeräten wesentlich kürzer. Zum einen bringen die Hersteller jährlich neue Modelle auf den Markt, zum anderen halten die Dinge auch nicht mehr so lange wie früher. Das eine bedingt natürlich das andere und ist unter dem Begriff geplante Obsoleszenz subsumiert. Das sorgt immer wieder für Kritik. Erst kürzlich hat Apple in Frankreich 25 Millionen Euro Strafe zahlen müssen, weil seine iPhones eine zu kurze Lebensdauer aufweisen. Aber wie sieht das in der Praxis aus – was kann man etwa mit einem zehn Jahre alten Gerät noch machen? Wir haben in unseren Schubladen gekramt und ein altes iPhone 4 reaktiviert.

Das iPhone 4 kam 2010 auf den Markt.
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iPhone 4 von 2010

Vor zehn Jahren hat Apple das iPhone 4 auf den Markt gebracht. Das Smartphone ist mit einem 3,5 Zoll großen Display, einer 5-Megapixel-Hauptkamera, 512 MB Arbeitsspeicher und zwischen acht und 32 GB Speicher ausgestattet. Auf dem Gerät war erstmals Videotelefonie über Facetime möglich. Als Betriebssystem kam zum Marktstart iOS 4 zum Einsatz. An der Aktualität des Betriebssystems richtet sich im Wesentlichen auch, ob und wie lange ein Smartphone verwendet werden kann. Denn auch wenn die Hardware im Prinzip noch funktioniert, kann es sein, dass viele Apps schlicht und einfach nicht mehr unterstützt werden. Das iPhone 4 wurde bis iOS 7.1.2 unterstützt, das Juni 2014 veröffentlicht wurde – die aktuelle iOS-Version ist 13.3.1.

Viele Apps funktionieren nicht mehr

Das zehn Jahre alte Smartphone wird also schon seit gut sechs Jahren nicht mehr mit aktuellen Updates versorgt. Was heißt das? Das Gerät erhält seit damals nicht nur keine neuen Software-Features mehr, sondern wird auch nicht mehr mit aktuellen Sicherheits-Patches bedacht. Alleine aus Sicherheitsgründen muss man davon abraten, so ein altes Gerät ganz normal zu verwenden.

Das ist ohnehin nicht möglich. Denn die populärsten Apps funktionieren damit nicht mehr. Whatsapp beispielsweise erfordert mindestens iOS 9, für Instagram benötigt man zumindest iOS 11 – ebenso für Google Maps, Youtube oder Spotify. Um nur ein paar der beliebtesten Apps zu nennen. Wer also ein zehn Jahre altes iPhone verwendet, bleibt bei den beliebtesten Apps ausgesperrt. Schon das Herunterladen der Programme aus dem App Store ist nicht mehr möglich. Das ergibt aus Entwicklersicht auch Sinn, denn es wäre einfach ein zu großer Aufwand sämtliche alten Betriebssysteme weiter zu unterstützen.

Das aktuelle iPhone-Betriebssystem iOS 13 wird noch von Geräten aus dem Jahr 2015 unterstützt – also iPhone 6S und 6S Plus. Auch das iPhone SE von 2016 läuft noch damit. iOS 11, das viele Apps als Mindestanforderung haben, wird ab dem iPhone 5s von 2013 unterstützt. Fünf bis sieben Jahre kann also in etwa als Grenze dafür angenommen werden, wie lange iPhones zumindest in Punkto Software aktuell gehalten wird. Darüber hinaus ist dann aber meist Schluss.

Was noch möglich ist

Unbedingt entsorgen muss man so alte Geräte allerdings auch nicht. Es gibt durchaus Anwendungsmöglichkeiten dafür. So kann man ein iPhone 4 beispielsweise noch tadellos als Musikplayer verwenden. Mit der eigenen Apple ID verbunden, wird die über iTunes gekaufte Musik normal in der Musik-App angezeigt. Auch als mobiles Fotoalbum taugt das Gerät noch. Bei aktivierter iCloud-Fotomediathek werden die Fotos automatisch auf das iPhone übertragen. Ebenso kann man Podcasts hören und E-Books lesen. Die vorinstallierten Apple-Apps sind natürlich auch funktionstüchtig: etwa Taschenrechner, Notizen oder Kamera.

Ob die Hardware noch mitspielt, hängt natürlich vom jeweiligen Zustand des Geräts ab. Beim Testgerät der Redaktion war eine gewisse Trägheit bei der Reaktionsfähigkeit des iPhones zu spüren. Zentraler ist aber noch die Frage, wie lange ein so alter Akku noch hält. Die Akkuladung ist im Test bei durchgehender Musikwiedergabe mit ausgeschaltetem Display im Flugmodus in fünf Stunden um nicht ganz 20 Prozent zurückgegangen. Mit dem iPhone 4 aufgenommene Fotos können denen von aktuellen Smartphone-Kameras nicht mithalten – für schnelle Schnappschüsse reicht die Qualität aber allemal.

Die Kamera des iPhone 4 ist gemessen an heutigen Standards keine fotografische Offenbarung, aber als Zweitkamera für rasche Schnappschüsse noch durchaus brauchbar.
Foto: Standard/Riegler

Sicherheitsmaßnahmen

Allerdings sollte man das Gerät nicht mit aktiver Internetverbindung verwenden. Denn wie erwähnt werden Sicherheitslücken schon lange nicht mehr geschlossen. Was man dennoch tun kann: Musik lässt sich auch per Kabel über den Computer auf das Smartphone laden. Eine Sim-Karte benötigt man zur Nutzung übrigens nicht, auch wenn immer wieder Mal ein Hinweis erscheint, wenn sich keine Karte im Gerät befindet. Wer zu Hause über ein sicheres WLAN verfügt, kann die Titel kabellos übertragen und das Gerät bei aktiver Nutzung dann vom Netzwerk trennen bzw. dauerthaft im Flugmodus belassen. So wird ein altes iPhone beispielsweise zu Musikplayer und Kamera für Kinder umfunktioniert oder zum Zweitgerät fürs Sporteln. (Birgit Riegler, 16.2.2020)