Entenschnabelsaurier, oder Hadrosaurier, besiedelten unseren Planeten vor etwa 80 bis 66 Millionen Jahren in der späten Kreidezeit. Die bis zu zehn Meter langen Vegetarier lebten wahrscheinlich in Herden, vergleichbar mit unseren heutigen Huftieren.

Hadrosaurier waren mehrere Tonnen schwer.
Foto: AFP/Philippe Lopez

Anhand von Skelett-Funden und anderen Fossilien versuchen Wissenschafter den Körperbau, die Entwicklung und die Lebensweise der Urzeitreptilien zu entschlüsseln. Krankheiten in Fossilien zu identifizieren gibt Aufschluss über ihr Immunsystem und Lebensumstände. Oft gestaltet sich die Diagnose aber als schwierig, da weiche Gewebe in Fossilien zumeist nicht erhalten sind.

Wucherung im Saurier-Schwanz

Forscher an der Universität in Tel Aviv haben nun einen Fall von Langerhans-Zell-Histiozytose in einem Hadrosaurier-Fossil beschrieben. Die Langerhans-Zell-Histiozytose (langerhans-cell histiocytosis, LCH) ist eine relativ seltene Erkrankung, die vor allem beim Menschen bekannt ist und sich meist mit tumorartigen Wucherungen im Knochen zeigt. Sie geht auf Zellen des Immunsystems zurück und betrifft vor allem Kinder im Alter von unter zehn Jahren. In leichten Verläufen verschwinden Schwellungen und Schmerzen nach einiger Zeit, in schweren Fällen kann die Krankheit auch tödlich verlaufen.

Die Form eines Hohlraums im Knochen des Hadrosaurier-Knochens, der im Dinosaurier-Provinzpark in Kanada gefunden wurde, weckte bei den Wissenschaftern das Interesse. Zwei Wirbelknochen im Schwanz des Dinosauriers waren betroffen. Für die Studie, die im Wissenschaftsjournal "Scientific Reports" veröffentlicht wurde, verglichen sie Knochen von zwei Menschen, die zu Lebzeiten mit LCH diagnostiziert worden waren.

Foto eines Hadrosaurier-Wirbelknochens in der Seitenansicht (links) und Aufsicht (rechts). Der Hohlraum öffnet sich in Richtung Schwanzspitze des Sauriers.
Foto: Universität Tel Aviv/Assaf Ehrenreich

CT-Aufnahmen für die Diagnose

Die Dino-Knochen wurden mit Mikro-Computertomografie durchleuchtet. Die Hohlraum-Rekonstruktion bestätigte eine ungleichmäßige Form mit einer klar definierten Randzone und vielfältigen Auswüchsen. Diese Ausprägung unterscheidet sich von den Spuren, die Krebstumore, Tuberkulose oder Pilzinfektionen hinterlassen würden.

Die Forscher schlussfolgerten, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine LCH-Erkrankung handelt. Diese wurde zwar in wenigen Fällen bereits bei anderen Tierarten als dem Menschen beschrieben, wurde aber bisher noch nicht in Fossilien gefunden. Das Pech des kanadischen Hadrosauriers zeigt nun, dass diese Krankheit bereits seit vielen Millionen Jahren auf der Erde existiert. (Friederike Schlumm, 14.2.2020)