In Ausbau und Modernisierung des U-Bahn-Netzes werden heuer 167 Millionen Euro investiert.

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Die Wiener Linien können erneut einen Rekord beim Verkauf von Jahreskarten vermelden. Aktuell besitzen 852.000 Personen eine rote Stammkundenkarte, das sind um 30.000 mehr als vor einem Jahr. Im Vergleich zu 2011 – dem letzten Jahr vor Einführung der 365-Euro-Jahreskarte – ist die Zahl an Jahreskartenbesitzern seither um fast eine halbe Million gestiegen.

Im Modal Split, das ist die statistische Verteilung der in Wien zurückgelegten Wege nach Verkehrsmitteln, stagniert der Öffi-Anteil hingegen seit Jahren auf hohem Niveau. Wie im Vorjahr wurden 38 Prozent der zurückgelegten Wege in der Stadt mit U-Bahn, Straßenbahn und Bus bestritten. Geändert hat sich der Modal Split aber in anderen Bereichen: So ging der Anteil der Wege, die innerhalb Wiens mit dem Pkw zurückgelegt werden, im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozentpunkte auf 25 Prozent zurück. Profitiert hat davon der Fußwege-Anteil, der von 26 auf 30 Prozent zulegte. Der Radanteil stagniert trotz Ausbaus der Radinfrastruktur seit mehreren Jahren bei rund sieben Prozent.

Dass der Öffi-Anteil kurzfristig steigt, glaubt Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer nicht. Einen signifikanten Schub sollen der Bau der U5 und die Verlängerung der U2 bringen. Das U-Bahn-Großprojekt verzögert sich aber. Trotzdem finden bereits Vorarbeiten statt, zum Beispiel bei der künftigen U2-Endstation Matzleinsdorfer Platz.

Denn die Wiener Linien mussten nach laut Eigenangaben völlig überhöhten Anboten von Unternehmen im Frühjahr 2019 viele Vergabepakete neu ausschreiben. Aktuell laufe "die heiße Phase der Detailverhandlungen mit den Bietern", sagte Steinbauer. Die Verfahren sollen im Sommer abgeschlossen werden. Mit einem Baustart für den großen und schweren Tiefbau rechnet Steinbauer im Herbst 2020. Die U5 von Karlsplatz bis Frankhplatz soll bis 2025 finalisiert sein, die U2 bis Matzleinsdorfer Platz bis 2027.

Höhere Kosten bei U-Bahn erwartet

Die Stadt dürfte sich jedenfalls trotz Neuausschreibung auf höhere Kosten einstellen. So rechnet die Stadt laut internen Papieren, die dem STANDARD vorliegen, mit Maximalkosten von 1,2 Milliarden Euro netto – auf Preisbasis 2016. Bei der Präsentation der U-Bahn-Ausbaupläne 2014 sprach die Stadt noch von Gesamtkosten von rund einer Milliarde Euro.

Mit dem U-Bahn-Ausbau sollten dann auch die Fahrgastzahlen wieder deutlicher steigen. Zuletzt waren die Zuwächse auf hohem Niveau nur noch gering: 2016 wurden 954 Millionen Fahrgäste gezählt, 2018 waren es 966 Millionen. Für das Vorjahr liegen laut Steinbauer noch keine Zahlen vor. Die Werte seien aber "stabil". Fraglich ist, ob die Wiener Linien ihr Ziel von einer Milliarde Fahrgäste bis 2020 knacken werden.

Neue U2-Station "An den alten Schanzen" bis 2024

Eine U-Bahn-Baustelle wird auch in der Donaustadt angegangen: Die U2 in Richtung Seestadt Aspern erhält zwischen Aspernstraße und Hausfeldstraße eine weitere Station namens "An den alten Schanzen". Der Rohbau wurde bereits errichtet, eine Fertigstellung wird für 2024 angepeilt. Damit erhalten künftige Bewohner des Stadtentwicklungsgebiets Oberes Hausfeld, wo in den nächsten Jahren tausende Wohnungen errichtet werden, direkten U-Bahn-Zugang.

Im Bereich Straßenbahnen wird bis Herbst mit der Verlängerung der Linie O um vier Stationen vom Praterstern ins Nordbahnhofviertel das letzte Projekt des Öffi-Pakets 2020 abgeschlossen. Bei den Bussen soll der Test mit 12-Meter-E-Bussen weitergehen. Wie berichtet, sollen ab 2023 insgesamt 60 E-Busse im Süden Wiens eingesetzt werden. Dazu wird auch ein Kompetenzzentrum für E-Busse in Siebenhirten errichtet. Zudem testen die Wiener Linien im Juni erstmals einen Wasserstoff-Bus. Bis 2027 sollen insgesamt 72 E-Busse und zehn Wasserstoffbusse in Wien unterwegs sein.

Insgesamt investieren die Wiener Linien heuer 368 Millionen Euro – davon 95 Millionen in den Ausbau und 72 Millionen in die Modernisierung des U-Bahn-Netzes. Eine Erhöhung der Ticketpreise schloss Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) für das Wahljahr 2020 aus. (David Krutzler, 12.2.2020)