In der Stadt Guangzhou verkehren die öffentlichen Züge und Busse seit einigen Tagen wieder – zahlreiche Fahrgäste gibt es aber nicht, viele sind in Angst vor der Verbreitung des neuen Coronavirus und der von ihm ausgelösten Krankheit Covid-19.

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Hubeis Provinzchef Jiang Chaoliang wurde entlassen.

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Wuhan – Die offizielle Zahl der Todesopfer durch das Coronavirus in China ist um 254 gestiegen, alle außer zwölf davon in der zentralchinesischen Provinz Hubei. Das teilten die chinesische Regierung und jene in der Provinz, wo die Viruserkrankungen Anfang des Jahres ihren Ausgang genommen hatte, am Donnerstag mit. Die offizielle Gesamtzahl der Menschen, die in Festlandchina an den Folgen der Infektion gestorben sind, nahm damit auf rund 1.350 zu.

Im Zentrum der Hauptstadt Wuhan hat die Regierung ihre drakonischen Ausgangssperren weiter verschärft, sie entsprechen nun jenen, die im Kriegszustand gelten. Nur jene Personen, die an der Bekämpfung der Krankheit arbeiten, dürfen dort noch ihre Wohnungen verlassen. Nachbarschaftskomitees sollen zu Fixpreisen Nahrungsmittel verteilen.

Günther Mayr von der ORF-Wissenschaftsredaktion spricht unter anderem über die 40 Corona-Fälle in Europa.
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Die jüngste Zunahme der Zahl der Todesfälle liegt deutlich über den bisherigen Tagesbilanzen – am Vortag hatte es etwa mit nur 97 Todesfällen eine im Vergleich zu den Vortagen auffällig niedrige Zahl gegeben. Das hängt nach Angaben der Behörden in Hubei damit zusammen, dass die Mediziner inzwischen die Verfahren zur Diagnose des 2019-nCoV-Virus ausgeweitet haben und damit wohl einige Altfälle in die Bilanz eingeflossen sein: In die Statistik fließen nun nicht nur jene Krankheits- und Todesfälle ein, bei denen ein positiver Virustest stattgefunden hat, sondern auch jene, bei denen die klinischen Symptome (insbesondere Erkrankungen der Lunge) mit dem Verlauf von Covid-19 zusammenpassen. Auch scheinen einige Fälle, die in der auffällig positiven Statistik vom Mittwoch gefehlt haben, nun nachgetragen worden zu sein.

In Peking waren am Dienstag die Straßen fast menschenleer.
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Olympische Spiele sollen stattfinden

Der Gesundheitsausschuss der Provinzregierung Hubei teilte ferner mit, dass weitere 15.152 Fälle von Ansteckungen mit dem Erreger in der Provinz bestätigt wurden. Auch das steht im Zusammenhang mit der neuen Zählmethode – nimmt man die deshalb neu bestätigten Fälle aus, beträgt die Zahl der Neuinfektionen nur 1.508. Die offizielle Gesamtzahl der Krankheitsfälle in Festlandchina stieg damit auf fast 60.000 – weltweit liegt sie nun bei 60.329. Die allermeisten Todes- und Infektionsfälle treten weiterhin in Hubei auf. Die Behörden haben die Provinz weitgehend von der Außenwelt abgeschottet.

Die weiterhin rasante Ausbreitung des Coronavirus hat in China zu ersten Konsequenzen geführt. Der oberste politische Chef der Provinz wurde abgesetzt, meldete die Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag. Der Sekretär der Kommunistischen Partei für Hubei, Jiang Chaoliang, wurde durch den Bürgermeister von Schanghai, Ying Yong, ersetzt. Die Entlassung ist Teil einer Welle, die offenbar nicht in allen Fällen mit der Krankheit in Verbindung steht: So wurde auch der für Hongkong zuständige Spitzenfunktionär Zhang Xiaoming entlassen – er wird für die Ausbreitung der Proteste in dem Gebiet mitverantwortlich gemacht.

Die Krankheit hat weiterhin auch Folgen für das offizielle Leben: Nach der am Mittwoch bekanntgegebenen Verschiebung des für Mitte April geplanten Formel-1-Grand-Prix von Schanghai wird nun auch über die Zukunft der für Juli und August geplanten Olympischen Sommerspiele in Tokio gesprochen. Japan bemühte sich am Donnerstag allerdings, diesen Gerüchten entgegenzutreten: Der Chef des japanischen Olympischen Komitees, Yoshiro Mori, bekräftigte am Donnerstag bei einem Treffen mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Tokio, dass die Planung für die Spiele nicht durch die neue Lungenkrankheit Covid-19 beeinträchtigt werde. "Ich möchte noch einmal klarstellen, dass eine Absage oder Verschiebung der Tokio-Spiele nicht erwogen wurden", sagte er. In Japan sind bisher 29 Covid-19-Fälle registriert worden.

Raiffeisen-Mitarbeiter in Peking zurück an Arbeitsplätzen

Wegen des Coronavirus haben viele Firmen vor Ort ihre Mitarbeiter zur Arbeit nach Hause geschickt. Auch die 12 Angestellten der österreichischen Raiffeisen Bank International-Filiale in Peking hatten vorläufig bis über das Wochenende Home Office. Mittlerweile herrsche in der Niederlassung "Normalbetrieb", mit einigen Vorsichtsmaßnahmen, sagte ein Banksprecher heute zur APA.

Die börsennotierte Raiffeisen Bank International (RBI) ist die einzige österreichische Bank mit einer operativen Filiale in Peking. In Zhuhai gibt es eine Repräsentanz.

EU tagt zu Reaktion

Auch die EU-Gesundheitsminister wollten am Donnerstag über den Umgang mit der Krankheit beraten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betonte vor der Zusammenkunft noch einmal, es gebe derzeit "sehr, sehr wenig" Erkrankungsfälle in der EU. Bei den Besprechungen gehe es in erster Linie um den Informationsaustausch und darum, dass die EU-Länder voneinander lernen. "In Europa sind wir so stark wie die schwächste Maßnahme eines Mitgliedsstaates", betonte er. Reisebeschränkungen in Europa erachtet der Minister für "derzeit nicht angebracht". In einer Situation, in der "Ernsthaftigkeit, Vorsicht und Aufmerksamkeit" notwendig seien, dürfe keine Panik erzeugt werden. Diese wäre ein "schlechter Ratgeber".

Kein bestätigter Fall in Österreich

In Österreich hat es bis Donnerstagnachmittag keinen bestätigten Fall einer 2019-nCoV-Infektion gegeben. Es wurden landesweit 157 Tests durchgeführt, alle waren negativ, informierte das Gesundheitsministerium auf seiner Homepage. Gegenüber Mittwoch sind damit 52 Untersuchungen dazugekommen. Da es immer mehr Verdachtsfälle in Österreich gibt, veröffentlicht das Gesundheitsministerium täglich am Vormittag die Zahl der bisher durchgeführten Tests, gibt aber nicht mehr jeden Fall einzeln bekannt. Hinzu käme die Meldung eines etwaigen bestätigten Falles einer Infektion, was bisher nicht der Fall war. (red, APA, 13.2.2020)