Wien – Schlanke 14 Kilo, vergleichsweise weißes Fell, noch ein wenig tapsig und ein bisschen wasserscheu – so hat sich am Donnerstag das Eisbärenjunge im Tiergarten Schönbrunn in Wien erstmals im Freien präsentiert. Drei Monate nach der Geburt fackelte der Nachwuchs nicht lange: Nachdem Bärenmama Nora ein paar kurze Erkundungsrunden gedreht hatte, zeigte er sich neugierig den Kameras der versammelten Journalistenschar.

Der Ausflug in bewegten Bildern.
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Zuerst noch zwischen den Beinen der Mutter Schutz suchend, ging es rasch zum Rand des Wasserbeckens – doch da war dann fürs Erste einmal Schluss. Vorsichtig – weil doch recht ungeschickt und immer kurz vorm Abrutschen – tastete sich das Bärenjunge am Rand entlang, während Nora sichtlich ihr Bad genoss. Es war das erste seit ihrem Umzug in die Wurfbox vor vier Monaten.

Eisbärin Nora und ihr Nachwuchs.
Foto: APA / Herbert Neubauer

Zufrieden darüber zeigten sich Zooleitung und Tierpflege. "Das Schönste ist, wenn sich die Mutter darum kümmert – und Nora ist eine sehr gute Mutter", äußerte sich der neue Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck zur Situation.

Eisbären kommen nackt, blind und taub zur Welt. Sie sind zu diesem Zeitpunkt in etwa so groß wie ein Meerschweinchen.
Foto: APA / Herbert Neubauer

Das Jungtier hatte am 9. November das Licht der Welt erblickt. Es war eine Zwillingsgeburt, allerdings starb das zweite Jungtier noch am ersten Tag.

Chauvinisten der Arktis

Für die Aufzucht des Nachwuchses sind bei Eisbären ausschließlich die Mütter verantwortlich, die Väter können den Jungen sogar gefährlich werden. Kontakt mit dem Vater wird es daher nicht geben, er hat in Schönbrunn ein eigenes Gehege.

Morgens, halb 10 Uhr in Schönbrunn.
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Wenn die Jungen abgestillt sind und erwachsen werden, müssen sie auch ihre Mütter verlassen und werden im Tiergarten von dieser getrennt. Dies erfolgt dann, wenn das Muttertier mit dem Verbeißen beginnt, so ein Pfleger.

Nackt, blind und taub

In der freien Wildbahn werden die durch den Klimawandel bedrohten Tiere 25 bis 30 Jahre alt, in menschlicher Obhut um die 40 Jahre. Bei der Geburt sind Eisbären nackt, blind und taub und in etwa so groß wie ein Meerschweinchen.

Die Mutter freut sich nach vier Monaten in der Wurfbox über ein Bad, dem Nachwuchs ist das Wasser noch nicht geheuer.
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Den letzten Eisbärennachwuchs in Schönbrunn gab es 2007, in der Zwischenzeit wurde das Eisbärengehege neu gebaut und 2014 neu eröffnet.

Bisher namenlos, Geschlecht unbekannt

Einen Namen hat der Eisbärennachwuchs noch nicht, da die Pfleger noch nicht sein Geschlecht kennen. Sobald sie hier Klarheit haben, wird gemeinsam mit den Zoobesuchern ein Name gesucht. Die Besucher werden gebeten, den Tieren, die durch eine Glaswand abgetrennt sind, ruhig entgegenzutreten – das erhöhe auch die Chance, dass die Tiere nahe zu ihnen kämen.

Der neue Besuchermagnet soll die Erfolgsstory im Tierpark fortsetzen. Im Vorjahr kamen 2,3 Millionen Besucher in den Westen von Wien, ein Plus von 14 Prozent im Jahresvergleich. Dafür sorgten unter anderem die Ankunft des Pandamännchen Yuan Yuan und die Geburt des Elefantenweibchens Kibali. Für die Öffentlichkeit ist der Eisbärennachwuchs ab Freitag zu sehen. (APA, red, 13.2.2020)