Sicher, man kann sich künstliche Wimpern auf die Scheinwerfer kleben, das Logo eines Sexmagazins quer über die Motorhaube, Schallplatten an den Rückspiegel hängen oder sich kalabresische Promenadenmischungen auf die Rücksitzbank schnallen, um ein einzigartiges Auto zu haben. Aber bis auf die Hunde ist das wohl nicht unser Niveau. Charmanter ist es da, ein Auto zu kaufen, das von Haus aus schon nicht jeder fährt. Dann kann man den Wagen auch gleich original belassen und auf einen hohen Wiederverkaufswert hoffen. Der ist bei den meisten der nun kommenden Fahrzeuge auch wirklich zu erwarten, wenn man die Kiste halbwegs gut durch die Jahre der Nutzung bringt. Dann muss man allerdings auch schon bei der Anschaffung tief ins Geldbörsel greifen. Doch nicht alle Autos, die bei uns selten sind, sind auch teuer. Warum das so ist, darauf können Sie sich vermutlich selbst einen Reim machen.

Hyundai verkaufte vom Wasserstoff-Brennstoffzellen-Auto Nexo 19 Stück. Das ist zu viel, um zu den exklusivsten Autos in Österreich zu zählen.
Foto: Guido Gluschitsch

Um herauszufinden, welche die exklusivsten Fahrzeuge in Österreich sind, half die Statistik Austria. Sie führt genau Buch über die Anzahl der Neuzulassungen. 2019 waren das 329.363 Fahrzeuge. Die meisten davon Benziner, 9.242 E-Autos, 19 werden von einer Brennstoffzelle angetrieben – allesamt Hyundai Nexo – und zwei mit Flüssiggas, Dacia Duster nämlich. Im Vergleich dazu wurden 421 Autos mit Erdgas als Treibstoff zugelassen. Doch weder Nexo noch der Duster schaffen es ins Ranking der exklusivsten Autos Österreichs 2019.

Für diese Liste nahmen wir die Summe aller verkauften Autos einer Pkw-Fahrzeugtype zur Hand, mit all ihren Antrieben. Nur wer weniger als zehn Stück verkauft hat, schafft es, hier genannt zu werden. Und nicht einmal davon werden alle erwähnt. Vom Ford Ranger etwa taucht ein Fahrzeug in der Statistik auf – der fällt raus, weil er als Lkw ein Top-Seller war. Ganz ähnlich ist das beim VW Amarok. Rausgeflogen sind auch die meisten der Fahrzeuge, die nur noch schnell zugelassen wurden – etwa weil sie die nächste Abgasnorm nicht mehr geschafft hätten –, aber als Neuwagen nicht mehr angeboten werden.

Der Škoda Octavia war das meistverkaufte Auto 2019 und stieß nach Jahrzehnten den Golf vom Thron.
Foto: Skoda

Schimpfen Sie mich einen krummen Hund, aber ein wenig will ich Sie noch auf die Folter spannen. Weil ich die geringe Anzahl von weniger als zehn zugelassenen Fahrzeugen vorher noch gerne in Relation setzen würde. Zum Beispiel mit dem VW Golf, von dem mehr als 9.000 Stück verkauft wurden – davon mehr als 800 E-Gölfe. Topseller 2019 war aber ausnahmsweise der Konzernbruder Škoda mit dem Octavia: Mehr als 10.500 Stück wurden davon verkauft – 8.505 Fahrzeuge davon mit Dieselmotor. Die Gründe für den Führungswechsel – der Golf hat jahrzehntelang die Statistik angeführt – liegen wohl darin, dass der neue Golf für Anfang 2020 angekündigt war, der Abgasskandal hat da sicher auch mitgespielt, und vermutlich sogar auch die Ankündigung des ID.3, des vollelektrischen Kompakten, der heuer noch auf den Markt kommen soll.

Tesla werden Sie in der Aufzählung auch vergebens suchen. Fast 3.000 Teslas wurden 2019 in Österreich neu zugelassen, davon mehr als 2.300 Stück vom Model 3. Nicht einmal Ssang-Yong schafft es ins Ranking – dabei wurden vom Rodius nur vier Stück verkauft. Den gibt es aber nicht mehr in der aktuellen Verkaufsliste, darum ist er auch gleich wieder aus der Aufstellung rausgeflogen. Insgesamt hat Ssang-Yong etwas mehr als 200 Fahrzeuge in Österreich verkauft. Und Porsche? Die sind ganz weit weg von diesem Ranking. Fast 1.000 Porsche, davon allein schon 334 Stück 911er, verkaufte Porsche 2019. Nicht einmal der verschmähte Cayman, einer der besten und günstigsten Porsches derzeit, schafft es in die Liste. 17 Kenner mit ausreichend Knödl gab es vergangenes Jahr dann dennoch. Sogar Jaguars verkaufen sich so gut, dass sie nicht in diese Aufzählung finden. 44 F-Type wurden verkauft. Mit 206 verkauften Stück ist der rein elektrisch angetriebene I-Pace sogar erstaunlich knapp am Markentopseller E-Pace dran.

Aber jetzt ...

Und damit jetzt endlich zum Ranking der exklusivsten Autos. Und es sind wirklich besondere Fahrzeuge, denn am anderen Ende der Topseller der Verkaufsstatistik stehen nicht unbedingt die Flopseller.

Platz 19: Lamborghini Aventador, acht Stück

Wer vermutet hat, dass sich in diesem Ranking einige Sportwagen befinden, liegt schon richtig. Ein Lamborghini bildet da aber noch lange nicht die Spitze an Exklusivität. Vom Aventador – die offene Variante des hier dargestellten AVJ mit dem 770 PS starken V12-Motor kostet 387.007 Euro – wurden acht Stück verkauft. Vom Huracan sogar 20, und mit 34 Stück schon fast am Massenmarkt angekommen ist der Urus. Wer hätte das gedacht?

Foto: Lamborghini

Platz 18: Morgan, sieben Stück

Und schon wird die Aufzählung ein wenig schwammig. So wissen wir, dass Morgan 2019 ganze sieben Fahrzeuge neu zugelassen hat, aber nicht genau, welche – was vermutlich an Einzelgenehmigungen liegen dürfte. Aktuell ist neben dem 3Wheeler der neue Morgan PlusSix im Programm. Er hat nun einen Alurahmen, eine Leistung von 335 PS und eine Acht-Gang-Automatik. Die First Edition ist auf 100 Stück limitiert und beginnt bei 130.000 Euro gradaus. Die erste Serie ist auch ein heißer Tipp, 2020 im engsten Kreis der exklusivsten Autos aufzutauchen.

Foto: Morgan

Platz 17: Alfa Romeo 4C, fünf Stück

Der 4C steht zwar auch nicht mehr im aktuellen Line-up von Alfa Romeo – der Verkauf wurde sogar schon 2018 wegen der strengeren Abgasvorschriften eingestellt –, dennoch darf er in dieser Aufzählung nicht fehlen. Einfach weil er schön anzuschauen ist. Gelegenheit, uns daran zu erinnern, dass der 4C bei Maserati gebaut wurde. Topseller bei Alfa Romeo war 2019 ebenfalls ein SUV, der Stelvio. O tempora, o mores.

Foto: Alfa Romeo

Platz 16: Nissan GT-R, vier Stück

Ab 133.360 Euro bekommt man den 570 PS starken Nissan GT-R mit dem V6-Biturbo. Davon wurden in Österreich 2019 vier Stück verkauft. Deutlich günstiger ist da der 370Z, der als Roadster 55.752 Euro kostet, als Coupé 48.350 Euro. Mit 328 PS wird einem sicher auch nicht fad, können die fünf Kunden in Österreich bestätigen. Neben den Sportwagen ist Nissan auch noch dick im E-Auto-Geschäft. 557 Leaf und 50 NV-200 mit E-Antrieb verkaufte Nissan 2019. Insgesamt waren es mehr als 4.300 Fahrzeuge. Topseller war dabei – wenig überraschend – der Qashqai.

Foto: Nissan

Platz 15: KTM X-Bow, vier Stück

Der radikale KTM X-Bow wird anscheinend nicht nur dazu benutzt, Rennen zu fahren – dann dafür braucht man ja keine Straßenzulassung –, sondern auch, um ganz normal bewegt zu werden. Vier Modelle bietet KTM derzeit vom X-Bow an, den GT4, den RR, den R und den GT. Heuer wird angeblich noch ein weiterer X-Bow mit einem Fünfzylinder vorgestellt.

Foto: Guido Gluschitsch

Platz 14: Lexus LS, drei Stück

Lexus hat keinen leichten Stand in Österreich. Vom Limousinen-Flaggschiff LS, das ab 111.600 Euro startet, wurden in Österreich 2019 nur drei Stück zugelassen. Hybride wohlgemerkt, während fast alle anderen Protagonisten in dieser Liste Benziner sind. Die Japaner kämpfen mit ihrem Design und eigenem Antriebskonzept hart gegen die deutschen Platzhirsche. Insgesamt verkaufte Lexus 2019 in Österreich 319 Fahrzeuge, davon 315 Hybride und vier Benziner. Toyota stellt sich übrigens in Österreich gerade auf neue Beine, wovon auch Lexus profitieren dürfte. Ob wir die Toyota-Edel-Tochter also nächstes Jahr in einer ähnlichen Aufzählung wiederfinden werden, bleibt spannend.

Foto: Lexus

Platz 13: Lada Granta, drei Stück

Wie eingangs erwähnt, muss man nicht unbedingt viel Geld loswerden, will man ein Auto fahren, das nicht jeder fährt. Bei einem Lada ist man diesbezüglich immer gut bedient. Insgesamt wurden 2019 143 Ladas neu zugelassen – wir reden da nur von Pkws, die als Lkws angemeldeten Taiga/Niva sind da also nicht mitgerechnet, wohl aber die 109 Stück, die als Pkws zugelassen wurden. Und hat man sich für einen der 29 Vesta entschieden, ist man immer noch recht exklusiv unterwegs. Der Granta wurde dreimal verkauft. Alternativ könnte man auch zum Kalina greifen, der gar nicht in der Zulassungsstatistik auftaucht.

Foto: Lada

Platz 12: Lotus, drei Stück

Bei Lotus haben wir wieder das Problem, dass die einzelnen Typen nicht ausgewiesen werden können. Bei insgesamt drei verkauften Stück 2019 ist das aber auch gar nicht so wichtig. Ein Lotus ist besonders. Punkt. Falls Sie jetzt überlegen: Drei Modelle gibt es derzeit. Die ohnedies bekannten Elise, Exige und Evora. Mit Evija kommt bald ein weiteres Modell hinzu.

Foto: Lotus

Platz 11: Bentley Mulsanne, zwei Stück

Obwohl Bentley im obersten Preissegment angesiedelt ist, verkaufen sich die Autos in Österreich erstaunlich gut. Insgesamt 43 Bentleys wurden 2019 in Österreich zugelassen – damit scheinen die Autos, die in Österreich gekauft werden und bei unseren östlichen Nachbarn zugelassen werden, gar nicht auf. Wieder fällt der SUV aus der Reihe. Diesmal aber nicht, weil er das meistverkaufte Auto der Marke ist, sondern weil er der einzige Diesel in der Bentley-Statistik ist. Mit 29 Stück verkaufte sich der Continental deutlich besser. Der exklusivste ist der Mulsanne, von dem zwei Stück zugelassen wurden. Den gibt es übrigens, wenn es stimmt, ab 387.800 Euro.

Foto: Bentley

Platz 10: Maserati Quattroporte, zwei Stück

Insgesamt verkaufte Maserati 2019 in Österreich 36 Fahrzeuge. Wieder hatte mit dem Levante ein SUV die Nase ganz weit vorn. Von den 13 Ghibli hatten vier einen Dieselmotor. Der Quattroporte, den es bei uns ab 122.340 Euro gibt, fand zwei Käufer. Gran Tourismo und Gran Cabrio tauchen in der Statistik gar nicht auf.

Foto: Maserati

Platz 9: Rolls-Royce Cullinan, zwei Stück

Noch einmal treibt ein SUV, der eigentlich gar nicht zur Traditionsmarke passt, in dieser Liste sein Unwesen, diesmal bei Rolls-Royce. Insgesamt hat Rolls-Royce in Österreich drei Autos verkauft, zwei Cullinan und einen Wagen, von dem die Statistik keine Auskunft über die Type gibt. Das ist aber auch schon wurscht, so am Boden zerstört, wie wir ob des Geschmacks der potenten Rolls-Royce-Kunden sind.

Foto: Rolls-Royce

Platz 8: Ferrari F8, ein Stück

Vom F8 mit dem V8-Mittelmotor wurde in Österreich 2019 nur ein Stück verkauft. Trotzdem führt der Wagen diese Liste nicht an. Aus einem einfachen Grund – die Marke Ferrari ist dafür nicht exklusiv genug. Immerhin wurden im vergangenen Jahr bei uns 47 Ferraris verkauft. Topseller war der F488 mit 21 Stück. Kein Wunder, der SUV Purosangue ist ja auch erst für 2021 angekündigt.

Foto: Ferrari

Platz 7: Aston Martin Rapide, ein Stück

Aston Martin auf Platz 7? Der Inbegriff von Luxus und Sportlichkeit? Ja, weil sich diese Autos erstaunlich gut verkaufen. 15 Fahrzeuge wurden 2019 in Österreich angemeldet, darunter sechs DB S, sechs DB11, zwei Vantage und ein Rapide. Nur so zum Gustoholen: Der 558 PS starke V12 beschleunigt den Rapide S nicht nur in 4,4 Sekunden auf Tempo 100 – er kann auch Putz von Hausfassaden lösen.

Foto: Aston Martin

Platz 6: Dodge Charger, ein Stück

Dieses Auto hatten Sie nicht auf der Liste, gell? Nicht einmal die Marke, oder? Dabei verkaufte Dodge in Österreich 15 Pkws – die Pick-ups sind da nicht dabei. Zehn Challenger, vier Durango und einen Charger. Letzteren gibt es mit unterschiedlichen Motorisierungen vom 3,6-Liter-V6 mit 296 PS bis zum 6,4-Liter-V8 mit 477 PS. Über allen steht der Charger SRT Hellcat mit dem kompressaufgeladenen 6,2 Liter großen V8 und 717 PS Leistung.

Foto: Dodge

Platz 5: Chevrolet Corvette, ein Stück

Chevrolet hat 2019 in Österreich fünf Autos verkauft, drei Camaros, einen Tahoe, diesen Riesen-SUV, und eine Corvette. Der Anstand gebietet es, dass die Corvette in dieser Aufzählung ihren gebührenden Platz findet. Als Z06 wird sie von einem 659 PS starken V8 angetrieben – und gegen alle Erwartungen lässt sich dieses Auto inzwischen sogar wirklich sportlich bewegen. Das war ja bei einer Corvette nicht immer so. Geraden gingen ja, aber Kurven wurden schnell zum Problem. Im Bild sehen Sie übrigens schon die neue Corvette, die demnächst auf den Markt kommt.

Foto: Chevrolet

Platz 4: Infiniti QX, ein Stück

Es ist für Infiniti schon fast ein Trostpreis. 2019 haben sie nur sieben Fahrzeuge verkauft. Darunter sechs Q mit Diesel und einen FX oder QX mit Benzinmotor. Viel Verve war da aber, ehrlich gestanden, nicht mehr dahinter, die Autos der Edeltochter von Nissan in Österreich an den Mann zu bringen. Denn es ist schon eine Zeitlang klar, dass sich Infiniti im Frühjahr 2020 vom österreichischen Markt verabschieden wird. Schade eigentlich. Für diesen Schritt fänden wir andere Marken weitaus prädestinierter.

Foto: Guido Gluschitsch

Platz 3: McLaren 720S, ein Stück

Jetzt wird es schon wirklich exklusiv. McLaren hat 2019 in Österreich zwei Autos verkauft, sagt die Zulassungsstatistik; einen 675LT und einen 720S. Selbstverständlich macht hier der 720S das Rennen. Wie auch sonst wohl meist, wenn er in 2,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprintet. Angetrieben wird er von einem 720 PS starken V8.

Foto: McLaren

Platz 2: Caterham Super Seven, ein Stück

Der Caterham ist eines der radikalsten Autos der Zeit. Weil er so ehrlich ist. Der Seven 275 kommt mit 137 Ford-PS aus und ist mehr Sportwagen als jeder 500-PS-SUV, weil er nicht einmal 600 Kilogramm wiegt. Der Seven 485 hat 240 PS und bedarf schon einer kundigen Hand am Volant. Der Seven 275 startet bei 31.595 Euro. Das ist jetzt wirklich nicht die Welt. Darum: Es ist an uns, den Caterham nächstes Jahr nicht mehr an so prominenter Stelle in dieser Liste zu sehen.

Foto: Caterham

Platz 1: Kutsenits City, ein Stück

In Hornstein im Burgenland betreibt die Familie Kutsenits ein Busunternehmen, K+K Busreisen. Die Söhne haben das Geschäft vom Vater übernommen. Stefan Kutsenits senior hat sich aber nicht zur Ruhe gesetzt, sondern baut mit K-Bus eigene Busse, darunter auch Bürgerbusse, also kleine Citybusse. Ein einziges Stück, ein Diesel, wurde davon 2019 als Pkw zugelassen. Das geht nur, wenn neben dem Fahrer maximal acht Sitzplätze vorhanden sind – darüber hinaus wäre es ein Bus, für den man die Lenkerberechtigung D braucht.

Hier im Bild sehen wir aber nicht den Diesel, sondern den neuen Kutsenits City, einen Elektro-Bürgerbus. Er entsteht im hauseigenen Werk in Slowenien und baut auf dem Nissan e-NV 200 auf. Solarpanele an Heck und Dach versorgen etwa die Klimaanlage mit Strom. Damit bleibt dem City in der Praxis eine Reichweite von rund 130 Kilometern. Alleinstellungsmerkmal ist, dass Kutsenits es schafft, diese Busse als Niederflurfahrzeuge anzubieten.

Platz ein bekommt der Kutsenits City aber nicht nur, weil allein ein Stück verkauft wurde – die größeren Busse nach dem gleichen Konzept sind bereits international im Einsatz, tauchen aber in der Pkw-Statistik nicht auf –, sondern auch, weil jeder ums kleine Geld damit fahren kann. Eine etwas größere Variante des Kutsenits City fährt übrigens in Hornstein als Schulbus und Ortstaxi. Eine Fahrt kostet einen Euro. (Guido Gluschitsch, 20.2.2020)

Foto: Kutsenits