Bild nicht mehr verfügbar.

Desinfektion eines Zimmers für medizinisches Personal in einem Krankenhaus in Wuhan.

Foto: Reuters / "China Daily"

Die AUA fliegt länger nicht mehr nach China. Bis zum Ende des Winterflugplans am 28. März werden sämtliche Flüge von und nach China gestrichen, teilte die Fluggesellschaft am Freitag mit. Betroffen sind die Destinationen Peking und Schanghai. Zuletzt waren diese Flüge bis 29. Februar ausgesetzt worden.

"Austrian Airlines wird weiterhin die Situation des Coronavirus laufend beobachten und steht mit den zuständigen Behörden in Kontakt", hieß es in einer Aussendung. Passagiere, deren Flug gestrichen wurde, können kostenlos umbuchen oder erhalten den Ticketpreis zurück. Diese Bestimmungen gelten für Passagiere mit einem Ticket, das von Lufthansa, Swiss oder AUA ausgestellt wurde, und für Flüge mit einer LH-, LX- oder OS-Flugnummer.

Das Coronavirus, erklärt.
DER STANDARD

Krisenmodus bleibt aufrecht

Noch Mitte der Woche sah es so aus, als hätte die chinesische Führung beschlossen, dass die Krise um das Coronavirus endet. Präsident Xi Jinping zeigte sich persönlich seit langem in der Öffentlichkeit. Er betonte die Rolle der Wirtschaft und dass die Zahl der täglichen Neuinfektionen nun stetig sinke. Die Botschaft: Der heroische Kampf gegen das Virus ist noch nicht ganz vorbei, aber wir sind am Siegen. Jetzt bitte alle zurück an die Arbeit.

Am Donnerstag aber schockierten neue Zahlen aus der Provinz Hubei. Sie bestätigen, was viele vermuteten. Die Neuinfektionen stiegen sprunghaft um 18.000 auf 60.000 Fälle an.

Noch höhere Zahlen

Der sprunghafte Anstieg ist zunächst darauf zurückzuführen, dass die chinesischen Behörden die Diagnosekriterien für das Virus geändert haben. War bisher ein sogenannter NAA-Test nötig, um einen Coronafall zu diagnostizieren, genügen nun auch CT-Scans. Es handelt sich also nicht um Neuinfektionen, sondern um schon Infizierte, die bisher nicht in der Statistik auftauchten. Nun zählen auch dokumentierte Fälle mit Entzündungen in beiden Lungenflügeln und anderen Symptomen zur offiziellen Statistik.

Die Zahl der tatsächlich Infizierten ist aber höher, als die offiziellen Stellen es vermelden. Zu den rund 20.000 Infizierten in der Provinz Hubei, deren NAA-Test trotz Symptomen negativ ausgefallen ist, kommen noch eine Reihe von Personen, die zwar ein Spital aufgesucht haben, dort aber abgewiesen wurden. Zahlreiche Berichte von Betroffenen legen das nahe. Auch dass Peking quasi über Nacht die Diagnosekriterien ändert, schwächt das Vertrauen in die Regierung.

Ungewisse Mortalität

Die Zahl der Toten sprang auf mindestens 1.367. Die 242 Toten binnen 24 Stunden deuten darauf hin, dass auch die Mortalität des Virus noch ungewiss ist. Und schließlich gelten die neuen Diagnosekriterien bisher nur in Hubei, dem Epizentrum des Virus.

Zeitgleich kehren die ersten Wanderarbeiter aus der Provinz in die Metropolen der Ostküste zurück, um die Arbeit in den Fabriken wiederaufzunehmen. Übers Wochenende kamen täglich rund 100.000 Menschen mit dem Zug in Schanghai an. Die Straßen der Stadt bleiben aber ausgestorben. Das Regime scheint der Wirtschaft das Primat über die Seuchenbekämpfung gegeben zu haben. Denn mit der Reisewelle steigt auch das Risiko von Neuinfektionen wieder an.

Köpfe ausgetauscht

Unterdessen fordert die Krise die ersten Opfer in der Politik: Der Parteisekretär von Hubei, Jiang Chaoliang, sowie der Parteisekretär von Wuhan selbst, Ma Guoqiang, mussten am Donnerstag ihren Hut nehmen. Ersterer wird ersetzt durch den bisherigen Bürgermeister von Schanghai, Ying Yong. Beide Politiker wurden seit längerem für ihren Umgang mit der Krise kritisiert. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie einen Ausbruch des Virus hätten verhindern können, wenn sie schneller und umfassender reagiert hätten. Bis zu fünf Millionen Menschen haben Wuhan vor der Reisesperre verlassen. Wie viele von ihnen bereits infiziert waren, ist ungewiss.

Der Vorgang folgt auch einem altbewährten Muster in der chinesischen Politik: Wann immer ein Problem auftritt, rollen die Köpfe von Lokal- und Provinzpolitikern, sodass sich die Zentralregierung stets als Retter in der Not präsentieren kann.

Treffen der Minister

In Brüssel trafen sich am Donnerstag die EU-Gesundheitsminister, um zu verhindern, dass aus der Epidemie eine Pandemie wird, wie Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) im Anschluss sagte. Er habe ein positives Gefühl, da es auf europäischer Ebene eine gute Kooperation und einen funktionierenden Informationsaustausch gebe.

Anschober erinnerte, dass 99 Prozent aller Infektionen in China und in Europa bis dato nur 44 Menschen am Virus erkrankt seien. Wichtig sei nun, dass eine europäische Strategie ausgearbeitet werde, die garantiert, dass ein möglicherweise in China entwickeltes Medikament sicher sei.

Erste Kreuzfahrtpassagiere in Kambodscha von Bord

Am Freitag haben die ersten von knapp 2.300 Menschen in Kambodscha das Kreuzfahrtschiff Westerdam verlassen. Am Donnerstagabend hatte das aus Hongkong kommende Schiff in Sihanoukville angelegt. Zuvor hatte es aus Sorge vor einer Einschleppung des Coronavirus mehrere asiatische Häfen in Thailand, Taiwan, Japan, Guam und auf den Philippinen nicht anlaufen dürfen.

Die Passagiere konnten nach dem Anlagen nicht sofort von Bord gehen, sondern wurden zunächst medizinisch untersucht. 20 getestete Verdachtsfälle bestätigten sich allerdings nicht. Alle Ergebnisse seien negativ ausgefallen, teilte die Reederei mit. (Philipp Mattheis aus Schanghai, Mitarbeit: Thomas Mayer aus Brüssel, 13.2.2020)