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Russland hat keine Eile bei der Förderkürzung. Saudi-Arabien steht unter größerem Handlungsdruck.

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Moskau – Die kurze Erholungsphase für den Ölpreis ist vorbei: Am Donnerstag ging der Kurs der für Europa wichtigsten Rohölsorte Brent wieder auf Talfahrt und fiel unter die Marke von 56 Dollar pro Barrel. Seit dem Hoch Mitte Jänner ist der Ölpreis um mehr als 20 Prozent zurückgegangen.

Und es könnte noch weiter abwärts gehen. Denn wie es aussieht, gibt es innerhalb der Opec+-Gemeinschaft keine Einigkeit darüber, wie die Förderstaaten dem Nachfrageeinbruch begegnen sollen. Das von Saudi-Arabien geführte Opec-Kartell hat in einem Krisentreffen in der vergangenen Woche weitere Förderbeschränkungen vorgeschlagen, um das Überangebot auf dem Markt zu reduzieren. Doch Russland will beim neuen Deal wohl nicht mitziehen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Donnerstag, noch sei kein Beschluss zum Opec+-Abkommen gefallen.

Doch bei einem Treffen des Energieministers Alexander Nowak mit Vertretern der Ölkonzerne sprach sich die Mehrheit der Industrie nur für eine Verlängerung der bestehenden Förderquote aus. Weitere Einschränkungen wollten die Petrolkonzerne nicht. Am härtesten ist die Position des staatlichen Ölgiganten Rosneft. Der will Medienangaben zufolge sogar das bestehende Abkommen bereits im März auslaufen lassen. Rosneft-Präsident Igor Setschin hatte jüngst Kreml-Chef Wladimir Putin geklagt, dass die Beschränkungen die Förderung von Rosneft 2019 gehemmt hätten.

Keine Angst vor Coronavirus

Unbeeindruckt zeigte sich die russische Öllobby dabei vom Coronavirus. China hat aufgrund der Epidemie seinen Ölverbrauch von täglich elf auf acht Millionen Barrel gesenkt. Doch die Öllieferungen aus Russland sind davon nicht beeinträchtigt. Der Ölpreisabsturz sei durch die negative Berichterstattung erfolgt und kurzfristig, so die Meinung in Moskau.

Russland hat keine Eile bei der Förderkürzung. Der Haushalt ist zwar auf einen Ölpreis von 57 Dollar zugeschnitten, doch die 562 Milliarden Dollar an internationalen Währungsreserven Russlands bedeuten ein dickes Sicherheitspolster. Moskau weiß, dass Saudi-Arabien, das für einen ausgeglichenen Haushalt einen Ölpreis von 80 Dollar braucht, unter größerem Handlungsdruck steht.

Und so hat Russland im Jänner seine Förderung sogar ausgebaut. Die Versuchung ist augenscheinlich groß, die fallenden Kurse für den Gewinn weiterer Marktanteile zu nutzen. (ab, 14.2.2020)