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Harvey Weinstein in New York vor dem Gericht.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/STEPHANIE K

New York – Im Vergewaltigungsprozess gegen Harvey Weinstein hat die Chefanwältin des ehemaligen Hollywoodmoguls die Vorwürfe gegen ihren Mandanten scharf zurückgewiesen. "Er war unschuldig, als er hier in das Verfahren kam, er war unschuldig, als jeder Zeuge ausgesagt hat, und er ist jetzt gerade unschuldig", sagte die Verteidigerin Donna Rotunno in ihrem Plädoyer vor dem Obersten Gericht in New York.

Gleichzeitig betonte sie am Donnerstag vor den Geschworenen, wie wichtig es sei, dass Weinstein mit den gleichen Maßstäben wie alle anderen Angeklagten behandelt werde: "Historisch gesehen sind Sie die letzte Verteidigungslinie dieses Landes."

Zweifel an Zeuginnen säen

Die Darstellung der Anklage, dass die mutmaßlichen Opfer keine Verantwortung trügen, wenn sie mit Weinstein auf ein Hotelzimmer gegangen seien oder sich von ihm hatten Flüge buchen lassen, sei nicht schlüssig, so Rotunno weiter. Die Verteidigerin zeigte E-Mails und erinnerte an Aussagen von Zeuginnen, die ihrer Darstellung zufolge belegen, dass die Frauen von Weinstein profitiert und auch nach den mutmaßlichen Sexualverbrechen noch ein gutes Verhältnis zu dem Multimillionär gehabt hätten.

In den vergangenen drei Wochen hatte die Staatsanwaltschaft versucht, mithilfe von sechs Zeuginnen ein Muster Weinsteins offenlegen – das eines Mannes, der seine Macht in der Filmindustrie systematisch ausnutzte, um sich junge Frauen gefügig zu machen. Weinstein sei ein Mann, der den Frauen für Sex Karrierehilfe versprochen und sie bei einem Nein zum Geschlechtsverkehr gezwungen und vergewaltigt habe. Der 67-Jährige streitet das ab und spricht davon, dass jeglicher sexueller Kontakt einvernehmlich gewesen sei. Weinsteins Anwälte hatten versucht, Zweifel an den Zeuginnen zu säen.

Es geht um nur zwei Fälle

Mehr als 80 Frauen haben Weinstein seit 2017 sexuelle Übergriffe vorgeworfen. In dem Prozess geht es im Kern jedoch nur um zwei Fälle: Weinstein wird vorgeworfen, 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen zu haben, eine andere Frau soll er 2013 vergewaltigt haben. Im Falle einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft. Der Prozess gilt als Meilenstein der MeToo-Ära, die von dem Fall ausgelöst worden ist.

Am Freitag ist die Anklage mit ihrem Plädoyer an der Reihe. Ab Dienstag nächster Woche sollen sich die zwölf Geschworenen dann auf unbestimmte Zeit zu Beratungen zurückziehen, um über Schuld oder Unschuld Weinsteins zu entscheiden. (APA, dpa, 13.2.2020)