Mit Haube und Handschuhen sind wir schon lange nicht im Auto gesessen. Zuletzt in den 1980er-Jahren im leidlich beheizbaren Morris und davor, in der Kindheit, im Käfer, bei dem die Eisblumen eine halbe Stunde nicht wegschmolzen, weil die Lüftung so wahnsinnig effizient war. Nun, mit den E-Autos ist es wieder so weit. Dabei hat Nissan nachgelegt und dem Leaf mehr (Batterie-)Power verpasst.

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In die Südsteiermark war es am vorigen Sonntag dann doch ein breiter Weg und wir wie immer spät dran. Also pfiffen wir auf die Disziplin und bolzten über den Wechsel, wobei, mehr als 120 km/h waren es eh nie. Und so wurde es bis zur öffentlichen Schnellladestelle doch einigermaßen eng. Die bei der Abfahrt angezeigten fast 400 Kilometer Reichweite sind halt doch relativ, sie schmolzen dahin, dass es zum Weinen ist. Hätten wir die Heizung weiter laufen lassen, wäre uns nicht so kalt geworden, aber wer weiß, wo wir liegen geblieben wären.

Foto: Stockinger

Beim größten Burger-Drive-in Österreichs steckten wir dann an (so kann man sich auch zusätzliche Kundschaft verschaffen, Chapeau!), nachdem wir mit einem Taxler um den Platz streiten mussten – der vermeinte nämlich, dass seinem Tesla zwei Parkplätze zustünden. Das Mittagessen in einem schicken Gasthaus musste warten – allerdings nicht eine halbe Stunde, wie erhofft, sondern fast eineinhalb. Also brachen wir die E-Tankerei vorzeitig ab. Laden kann man schließlich auch mit vollem Bauch und nach einem Spaziergang über die Hügel der Weinbauschule Silberberg.

Foto: Stockinger

Die Schwierigkeiten der E-Mobilität wären damit klar umrissen: Spontaneität war einmal, jetzt will jede längere Ausfahrt genau geplant werden. Für die Stadt gilt das natürlich nicht. Denn die Batterie speichert statt 44 kWh neuerdings 62 kWh, die Zahl der Module wurde um fast hundert auf 288 aufgestockt. Das erhöht zwar das Fahrzeuggewicht auf etwas mehr als eineinhalb Tonnen, aber im Stadtverkehr steht man viel, rekuperiert viel und kommt so recht weit. Es kann sogar vorkommen, dass man mit 99 Prozent wegfährt und mit 100 ankommt.

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Zu einer Art Autodrom wird der Leaf mit dem One-Pedal-Modus. Gewöhnungsbedürftig, aber lustig, denn dabei wird das mechanische Bremspedal überflüssig. Einfach runter vom "Gaspedal", und schon steht das Vehikel.

Alles in allem sollte sich Pendeln mit dem Veteranen unter den E-Autos also problemlos ausgehen – sofern man regelmäßig an eine Steckdose andocken kann. Für Straßenparker ist es damit Essig, egal ob in Stadt oder Land, denn vom Einsatz von Verlängerungskabeln raten alle Hersteller ab.

Nicht gerade billiger Zeitgenosse

Insgesamt ist der Leaf ein sehr komfortables Elektroauto, aber, wie alle seine Zeitgenossen, nicht billig. Selbst nach Abzug der staatlichen Förderung bleibt der Leaf in der Grundausstattung kaum unter 34.000 Euro. Dafür ist man von Servicekosten (Bremsscheiben, Kupplung, Motoröl etc.) befreit.

Unsere kalabresischen Mischlingshunde zeigten sich von unseren thermischen Unbilden übrigens unbeeindruckt. Sie hatten es sich auf der Rückbank gemütlich gemacht und vielleicht von der süditalienischen Sonne geträumt. (Luise Ungerboeck, 16.02.2020)