"Wer halbwegs knapp und ohne falsche oder irreführende Behauptungen auf die Frage antwortet, wird nicht unterbrochen": Wolf, hier mit Kanzler Kurz.

Foto: Screenshot ORF TVthek

"Stazi", "absoluter Abschaum", "Klaviatur der Nazis und der Stasi", "Demagogie und Untergriffigkeit", "das Handwerk legen": "ZiB 2"-Anchor Armin Wolf staunte auf Twitter gerade, "was man mit seiner Arbeit an Emotionen auslösen kann". Häufiger Anlass auch weniger drastisch formulierter Kritik: dass Wolf Interviewpartner unterbricht. Wann und warum er das tut, erklärt Armin Wolf in einem neuen Blogeintrag.

Zu lange, am Thema vorbei, falsch, irreführend

"Ich unterbreche sie aber nur dann, wenn sie überlange Antworten geben, Antworten auf Fragen geben, die gar nicht gestellt wurden, oder Dinge behaupten, die faktisch nicht korrekt oder irreführend sind", schreibt Wolf in dem Blogeintrag unter dem Titel "Ich unterbreche Sie ungern, aber ...".

Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz habe er im jüngsten "ZiB 2"-Interview relativ häufig unterbrochen, räumt Wolf ein.

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"Wer jedoch halbwegs knapp (grob: unter einer Minute) und ohne faktisch falsche oder irreführende Behauptungen auf die gestellte Frage antwortet, wird nicht unterbrochen", versichert Wolf in seinem Blog. "Egal wer es ist, egal von welcher Partei. Aber ich überlege mir meine Fragen ziemlich lange. Wäre mir egal, ob sie beantwortet werden oder nicht, müsste ich sie nicht stellen."

Manche Gäste antworteten absichtlich sehr lange – damit Wolf in der vorgesehenen Zeit (meist sechs bis acht Minuten) "weniger (potenziell unangenehme) Fragen stellen" könne – oder Wolf sie unterbrechen müsse, was viele Zuschauer stört. Wolf: "Die überlangen Antworten sind eine bewusst eingesetzte Taktik."

Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) habe zuletzt praktisch ganz darauf verzichtet, überhaupt auf Wolfs Fragen zu reagieren, und gleich ihre geplanten Aussagen erzählt. Das Interview sorgte auch im STANDARD für intensive Debatten (Analyse, Pressefreiheits-Watchdog).

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Wolf findet Interviews, in denen er keine Antworten auf seine Fragen bekommt, "oft besonders aufschlussreich: Man erfährt aus den Nichtantworten zwar in der Regel weniger über das besprochene Thema, dafür aber sehr viel mehr über den Gast. Auf welche Fragen wie nicht geantwortet wird, ist häufig lehrreich. Und es sagt uns auch viel über einen Politiker oder eine Politikerin." (fid, 14.2.2020)