Frontantrieb. Diesel. Ford-Bedienelemente. Nein, der Jaguar X-Type von 2001 war nicht unbedingt dazu angetan, Anhängerschaft und Ruhm der Marke zu mehren. Der XE von 2015 hingegen, der sehr wohl. Und immerhin hatte der X-Type es geschafft, die Ausweitung des Portfolios nach unten, wie von der deutschen Premiumkonkurrenz schon lange vorexerziert, so weit vorzubereiten, dass niemand mehr in Ohnmacht fiel, als der XE nach nachfragebedingter Kunstpause und Eigentümerwechsel in dieselbe Kerbe schlug. Ähnliche Größe, wieder auch Diesel, aber zwei entscheidende Unterschiede: ganz andere Qualitätsanmutung – und vor allem: Hinterradantrieb.

Auch ästhetisch hat der XE Format. Sehr fesch, die kleinste Limo aus dem Hause Jaguar. Allrad wäre übrigens auch eine Option.
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In einem solchen, einem facegelifteten XE D180 RWD, sitzen wir nun und genießen jede Ausfahrt. Denn die sonst so souverän und geschmeidig nur von BMW gelebte Gewaltentrennung – vorne lenken, hinten antreiben – beherrscht auch der XE in hohem Maße. Wer dafür ein Sensorium hat, für die oder den ist dieser Einstiegs-Jaguar ein regelrechtes Genussmobil.

Lustiges Schwanzeln

Das Interieur hat Jaguar komplett überarbeitet und aufgewertet und das (Touch-)Infotainment-System optimiert (es gibt aber immer noch Verbesserungspotenzial).
Foto: Stockinger

So fällt uns zunächst kaum auf, dass das Interieur komplett überarbeitet und aufgewertet, das (Touch-)Infotainment-System optimiert wurde (und immer noch Verbesserungspotenzial besitzt). Nein, da freut man sich, wenn der Wagen auf feuchtem Untergrund zu einem lustigen Schwanzeln anhebt und sonst einfach nur den Slogan der angesprochenen Konkurrenzmarke mit britischem Leben füllt: Freude am Fahren.

Was also die fahrdynamischen Qualitäten anlangt, trifft sich der XE mit BMWs 3er auf Augenhöhe, und weil Alfa neuerdings die eckige Lenkung der Giulia entschärft hat, sie aber immer noch so direkt bleibt, bilden diese drei das dynamische Trio in dieser Fahrzeugklasse. Außerdem: Limousine! Endlich einmal kein SUV. Das ist heutzutage fast schon exotisch.

Foto: Der Standard

Dass bei der Acht-Gang-Wandlerautomatik (ZF!) statt des gewöhnungsbedürftigen Drehschalters mit dem Facelift ein Getriebewählhebel nach Art des X-Type in den XE wanderte, passt ebenfalls zur sportiven Grundausrichtung.

Beim Diesel ist es so, dass man sich seit Auftritt X-Type daran gewöhnt hat, inzwischen beginnt bekanntlich schon eher wieder die Entwöhnung. Betrachten wir den 2,0-Liter-Motor ganz nüchtern, ist er erstens sauber, wie das Gesetz es befiehlt. Kalt und beschleunigend ist er zweitens nicht der Leiseste, er geht aber so kräftig (180 PS, 430 Nm) zu Werke, wie es eben zum XE passt. Testverbrauch, drittens? 6,7 l / 100 km – winters bei viel Stadt und Autobahn. (Andreas Stockinger, 23.02.2020)