Mit vermeintlichen Wundermitteln soll man beim Gaming besser werden. Ein starker Kaffee hat aber einen ähnlichen Kurzzeiteffekt.

Foto: Screenshot/Gamestandard

Legales Doping beim Gaming boomt. Pillen, Energydrinks oder Pulver sollen die Leistung beim Spielen erheblich steigern. Vermarktet werden die Produkte mit Namen wie "GodMode" oder "LevlUp" und zugleich ein "unfairer Vorteil" versprochen. Sämtliche Wundermittel eint eines: Sie sind überteuert und bestehen größtenteils aus Koffein.

Starker Kaffee mit ähnlichem Effekt

Zumindest bei der Konzentration sollen die Pillen oder Energydrinks helfen, wie Sportmediziner Robert Fritz gegenüber dem STANDARD schildert. Allerdings würde man mit einem starken Kaffee laut dem Mediziner einen ähnlichen Effekt erzielen. Die restlichen Inhaltsstoffe, die die Hersteller der legalen Dopingmittel angeben, sollen "nur relativ wenige Auswirkungen" auf die Konzentration des Gamers haben.

"Ich würde die Finger davon lassen"

Abraten würde Fritz aber trotzdem von den vermeintlichen Wundermitteln. Bei den Produkten sei die Koffeindosis sehr hoch. Beim Energy-Drink "Galaxy Edition" von LevlUp ist bei einer Portion etwa so viel Koffein enthalten wie bei fünf Espressi. Nimmt man mehrere Energydrinks hintereinander ein, kann es zu laut dem Mediziner zu massiven Nebenwirkungen wie Krämpfen, Angstzuständen oder Zittrigkeit kommen. "Ich würde die Finger davonlassen", schlussfolgert Fritz.

Bewegung und Training helfen

Seine Maximalleistung beim Gaming kann man aber auf ganz anderem Wege erlangen, und zwar durch Vermeidung von Stress und körperlicher Bewegung. Bereits ein Spaziergang soll nach einem stressigen Tag laut Fritz bei der Konzentration helfen. Auch beim Reaktionsvermögen, das bei vielen kompetitiven Games gefragt ist, sollen die Bewegung und körperliches Training helfen. "Hier kann ich neurologische Bahnen immer wieder trainieren, dass gewisse Mechanismen immer besser werden", schildert der Sportmediziner ferner.

E-Sport-Teams investieren in den Bereich

Wo es beim Spielen wirklich um jede Millisekunde geht, ist im E-Sport. Dort hat die Reaktion eines Spielers oftmals drastische Auswirkungen auf das weitere Geschehen. Da das Reaktionsvermögen im Laufe des Lebens abnimmt, gehen viele Spieler auch vor dreißig in Pension. Um das maximale Leistungspotenzial der Spieler abzurufen, legen die Teams den E-Sportlern körperliche Bewegung und gesunde Ernährung nahe. Manche Organisationen haben auch eigene Fitnesstrainer.

Ein Trick des Sportmediziners

Ein Problem beim Gaming sieht der Sportmediziner aber trotzdem, und zwar das lange Sitzen, das auch bei Bürojobs dazugehört. Dies würde auf lange Sicht zu körperlichen Problemen führen. Um dem entgegenzuwirken, rät Fritz zu regelmäßigen Pausen alle 45 Minuten. "Ein guter Schmäh ist es, viel zu trinken. Dann muss ich nämlich regelmäßig aufs Klo und steh dadurch immer wieder auf", empfiehlt der Arzt in diesem Zusammenhang zuletzt. Dann kann man auch noch im fortgeschrittenen Alter bei den Besten dabei sein – ganz ohne Wundermittel. (Daniel Koller, 14.2.2020)