Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, warum ein Spiel lieber doch nicht das Tageslicht erblicken sollte. Manchmal ist das Budget zu klein, der Releasetermin zu vorzeitig entschieden – oder der Chef hat sich was ganz anderes vorgestellt. In folgendem Artikel werden fünf Beispiele hervorgehoben.

"Starcraft: Ghost"

Starcraft galt zu seiner Zeit als das Echtzeitstrategiespiel mit dem gleichmäßigsten Kräfteverhältnis aller spielbaren Völker. Vier Jahre nach dessen Release, bei einer Pressekonferenz auf der Tokyo-Game-Show 2002 angekündigt, war die Aufregung um Starcraft: Ghost groß. Ein Third-Person-Shooter im Starcraft-Universum. Man hätte in die Rolle von Nova schlüpfen sollen, einer Ghost-Einheit ausgebildet in Spionage und Attentaten. Neben Kerrigan, die man in Starcraft Brood Wars auf dem Planeten Char an die Zerg verlor, ist sie die zweitbekannteste Ghost-Einheit der Terraner – die Menschen-Fraktion des Universums.

Kleine Firma, zu große Ambitionen

Das Spiel sollte in Zusammenarbeit von Nihilistic mit Blizzard Entertainment entwickelt werden. Nihilistic war zu der Zeit ein kleines, 18-köpfiges Unternehmen. Robert Huebner, Mitbegründer von Nihilistic, verriet in einem ausführlichen Interview mit "Polygon", wie es all die Jahre um das Spiel lief: Man war sich nie sicher, wie sich Starcraft: Ghost spielen sollte. zuerst ein Stealth-Shooter, dann mehr Action, dann wurden andere Spiele priorisiert. Man nahm sich Jahr für Jahr ein Beispiel an den frisch erschienenen Spiele anderer Firmen: Splinter Cell, Metal Gear Solid und Halo. Schlussendlich stand man vor der Wahl, mehr zu investieren oder es erstmal auf die Seite zu legen, um vielleicht später daran zu arbeiten. Laut "Rockpapershotgun" wurde die Entwicklung 2014 offiziell von Blizzard abgebrochen. Erst kürzlich ist ein spielbarer Prototyp entwischt.

FAIR/PLAY

"Tiberium (Command & Conquer)"

Command & Conquer genoss anfangs einen respektablen Ruf im Echtzeitstrategie-Genre. EA versuchte schon 2002 die Grenzen des Universums auszutesten. Mit Command & Conquer: Renegade verabschiedete man sich vom Echtzeitstrategie-Genre und versuchte es mit einem Third-Person-Shooter. Die Fans waren geteilter Meinung. Wie aus einem "Rockpapershotgun"-Artikel hervorgeht, versuchte man mit C&C: Renegade ein Fan-Service zu priorisieren, anstatt auf Kosten der Marke das Gameplay aufzupolieren. Das sollte bei Tiberium nicht passieren. Auf dem polnischen EA-Youtube-Kanal wurde im Februar 2008 das Spiel mit einem Trailer angekündigt.

Neuversuch ohne Markennamen

Man verzichtete auf das "Command & Conquer" im Namen, damit dem Gameplay nichts im Weg stünde. Angedacht als First-Person-Shooter, sollte man in einem Vier-Mann-Bataillon eine spannendere Kampagne als die von C&C: Renegade, bestreiten. Kotaku erhielt Ende 2008 ein Memo bezüglich der Einstampfung des Projekts: Das Spiel soll nicht den hohen EA-Standards entsprochen haben. 2018 auf der E3 – Electronic Entertainment Expo – wurde die Reihe endgültig begraben: Command & Conquer Rivals wurde vorgestellt, ein Pay2Win-Mobile-Ableger, wie "Gamestar" feststellte.

NeoGamer - The Video Game Archive

"Scalebound"

Den Konsolenkrieg gewinnt meist der mit den besseren Exklusivtiteln. Bei der E3 2014 wurde ein Spiel vorgestellt, dem Playstation-Fans nachtrauern sollten: Scalebound. Das Spiel hätte von Platinum Games entwickelt werden sollen, die unter anderem bekannt sind für Bayonetta und Nier: Automata.

Over-The-Top-Action

Der junge Drew auf Drachenjagd, mithilfe eines Drachen. Viel mehr over the top ist kaum möglich. Scalebound sah, auch wenn noch nicht ganz poliert, erfrischend aus. "Kotaku" bekam Anfang 2017 eine Bestätigung von Microsoft, dass die Entwicklung des Spiels offiziell abgebrochen wurde. Ein Anfang 2019 erschienener Artikel der "Gameswelt" berichtet über Gerüchte, dass Scalebound für die Nintendo-Switch noch verwirklicht werden könnte.

IGN

"Silent Hills"

Ein Hotelzimmer mit vier Türen. Zu Beginn lässt sich nur die Tür am Ende des Flurs öffnen, die schlussendlich wieder am Anfang des Zimmers mündet. Doch ein Detail hat sich verändert. Eine Horror-Endlosschleife beginnt, die sich so oft wiederholt, bis das Hotelzimmer nicht mehr wiedererkennbar ist.

Froh, aus der Wohnung entwischt zu sein, blickt uns am Ende Norman Reedus – auch bekannt als Daryl Dixon aus AMCs Serie The Walking Dead – entgegen, der damit ein zukünftig erscheinendes Silent Hills ankündigte. Konamis Silent Hill-Reihe dürfte nicht nur Horrorfans bekannt sein. Wer das am 12. August 2014 im Playstation-Store erschienene, kostenfreie P.T. spielen konnte, wird sich an den Korridor gut erinnern.

Kojima und Konami

Mitwirkend an dem Teaser war Hideo Kojima, der spätestens seit der Metal Gear-Reihe Ruhm unter Gamern genießt. P.T. ist die Abkürzung für Playable Teaser und sollte einen ersten Blick auf den Horror-Faktor von Silent Hills gewähren. "Gamestar" berichtete von der Trennung zwischen Kojima und Konami im Oktober 2015. Mit ihr war auch Silent Hills Geschichte. Norman Reedus' Spieleauftritt kam erst Ende 2019 in Kojimas Death Stranding.

GameZone

"Ragtag / Star Wars Projekt ohne Namen"

Wer Visceral kennt, denkt anfangs an Dead Space. EA gab der Spieleschmiede den Auftrag, ein Single-Player-Spiel im Star Wars-Universum zu entwickeln: Projekt Ragtag. Ein Uncharted-ähnliches Spielerlebnis im Star Wars-Universum, das eine Geschichte zwischen Episode IV und Episode V erzählen sollte, wie "Kotaku" schrieb. Visceral Games arbeitete hart daran, eine eigene Vision eines Uncharted-Star Wars EA zu präsentieren, leider vergebens.

Aus für Visceral

In einem offiziellen Post verkündete Patrick Söderlund, damals Leiter des Worldwide Studios von EA, die Schließung von Visceral und die Weitergabe des Projekts an EA Vancouver. Bis dahin unterstütze das Studio Visceral bei der Entwicklung. Die Bewertung der Tester soll laut Söderlund eher negativ ausgefallen sein, als sie Ragtag probieren durften.

Mit der Übergabe wurde das Spiel einem Neustart unterzogen: Man wollte nun ein Open-World-Game daraus machen, mit mehr Wiederspielwert. Anfang 2019 erschien ein "Kotaku"-Bericht, der auch das Ende dieses Open-World-Star Wars-Spiels verkündete. (Konstantin Emminger, 19.2.2020)

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