Kein ungewohnter Anblick mehr in Stadtgebieten: Kaninchen ohne Züchter.
Foto: S. Kriesten

Einmal mehr zeige eine Studie, welch wichtige Rolle unsere Städte in Zukunft als Lebensraum für Wildtiere spielen werden, berichtet die Universität Potsdam. Es klingt wie ein Echo jüngster Studien, die feststellten, dass Insektengruppen wie Bienen oder Libellen in Stadtgebieten eine höhere Artenvielfalt aufweisen als in landwirtschaftlich genutzten Gebieten. Doch bei der Potsdamer Studie ging es um eine völlig andere Spezies: Kaninchen.

Im Fall des Wildkaninchens (Oryctolagus cuniculus) haben Forscher um die Verhaltensbiologin Madlen Ziege zeigen können, dass die Tiere tatsächlich vom ländlichen Umland in die Frankfurter Innenstadt einwanderten und es nach wie vor tun. Zugleich stellte sich heraus, dass die Stadtkaninchen genetisch sogar vielfältiger sind als ihre Artgenossen auf dem Land. Die Ergebnisse wurden im Journal "Scientific Reports" publiziert.

Die Erklärung

"Wildkaninchen erreichen dort hohe Dichten, wo sie ausreichend Nahrung finden und die Möglichkeit haben, in nächster Nähe Bauten anzulegen", erklärt Ziege. Und solche Bedingungen gebe es in großen Städten wie Frankfurt am Main zunehmend besser als in den "ausgeräumten" Agrarflächen des ländlichen Umlandes.

Die Stadtkaninchen weisen laut der Untersuchung darüber hinaus eine höhere genetische Vielfalt auf als ihre Artgenossen auf dem Land. "Das liegt daran, dass es in der Stadt viel höhere Dichten gibt und die Kaninchen sich trotz Barrieren wie Straßen besser miteinander austauschen können", sagt die Forscherin. "Auf dem Land leben die wenigen Kaninchengruppen viel weiter voneinander entfernt. Das führt zu einer größeren Inzucht." (red, 16. 2. 2020)