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Donna Rotunno hat erst einen Fall verloren, bei dem es um Sexualverbrechen ging.

Foto: REUTERS/Jeenah Moon

Die "Rede der Königin" nannte Harvey Weinstein das Schlussplädoyer seiner Anwältin Donna Rotunno in Anlehnung an den von ihm produzierten Film "The King’s Speech – Die Rede des Königs". Für den ehemaligen Filmmogul war von Anfang an klar, dass er eine Frau als Leiterin seines Verteidigungsteams im Prozess wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs haben will. Und für die 44-jährige Rotunno ist es nicht das erste Mal, dass sie einen Mann wegen vorgeworfener Sexualstraftaten verteidigt. Im Gegenteil: Sie hat sich auf ebendieses Gebiet spezialisiert.

Aufgewachsen in einem Vorort der US-Metropole Chicago, war Rotunno von klein auf fasziniert vom Anwaltsberuf. Ihre liebste TV-Serie als Kind war The Paper Chase, die Geschichte eines erstsemestrigen Jusstudenten in Harvard. Sie selbst erlangte ihren Abschluss am Rechtsinstitut der Universität Chicago-Kent und arbeitete drei Jahre danach bereits als stellvertretende Staatsanwältin des Bundesstaats Illinois – vor allem an Fällen von häuslicher Gewalt und Kapitalverbrechen. Mit 29 Jahren machte sie sich schließlich als Strafverteidigerin selbstständig und baute sich einen Ruf auf – den Ruf der unnachgiebigen "Bulldogge", wie sie ein von ihr besiegter Staatsanwalt einmal nannte. Einer "Bulldogge", die Frauen, die ihre Mandanten eines Sexualverbrechens beschuldigen, vor Gericht auch schon einmal zum Weinen bringt. Aber einer "Bulldogge", die sich auf Fakten und das Gesetz stützt.

Das richtige Auftreten

Rotunno spekuliert auch nicht, wenn es um ihr Auftreten geht. "Die Geschworenen wissen es zu schätzen, wenn man darauf stolz ist, wie man sich anzieht", sagte sie zu US-Medien. Rotunno trägt gerne klassische Designerkleidung, eine Lederhandtasche und Jimmy-Choo-Pumps. Um ihren Hals hängt eine Kette mit der Gravur "unschuldig".

An die Unschuld ihres Mandanten glaubt Rotunno auch jetzt, überhaupt zweifelt sie an der Sinnhaftigkeit der #MeToo-Bewegung, die sexuelle Übergriffe durch Mächtige – meist Männer – thematisiert. Immer wieder sagte sie, dass in der Öffentlichkeit der Ruf und die Karriere von Männern ohne rechtsstaatlichen Prozess zerstört würden. Solch einen hat Rotunno erst einmal verloren. Ein 19-jähriger Ex-Highschool-Footballspieler war der Vergewaltigung einer 15-Jährigen schuldig gesprochen worden. Er wurde zu 16 Jahren Haft verurteilt. Eine Zeichnung aus dem Gerichtssaal von damals hängt noch immer über ihrem Schreibtisch. (Bianca Blei, 15.2.2020)