Den Frühjahrsauftakt der Fußball-Bundesliga hat Meister Salzburg verhaut. Während die Brust der Linzer nach dem knappen 3:2-Auswärtssieg noch größer geworden ist, müssen die Bullen einen Rückschlag verdauen. Vor allem ein Spieler machte seinem Ärger Luft: Cican Stankovic. Der Salzburg-Goalie kritisierte unter anderen die eigene Klubführung. Ob die Winter-Verkäufe von Erling Haaland und Takumi Minamino dem Team weh tun? "Ich hätte beide Spieler nicht verkauft, wenn sie mich gefragt hätten. Denn man sieht, was sie geleistet haben und auch in anderen Ligen leisten. Solche Spieler kann man nicht von heute auf morgen ersetzen."

Salzburg versucht die Abgänge durch Noah Okafor, Karim Adeyemi und den von Altach zurückgeholten Mergim Berisha zu zu kompensieren. Für Okafor soll Salzburg dem FC Basel knapp elf Millionen Euro überwiesen haben. Dazu rücken ehemalige Bankspieler in den Fokus. Stankovic: "Die Spieler, die nachrücken, sind jetzt zum ersten Mal Stammspieler, das dauert leider noch ein wenig – hoffentlich nicht zu lange, denn die Meisterschaft neigt sich dem Ende zu."

Salzburg-Goalie Stankovic hätte Erling Haaland nicht verkauft.
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LASK-Coach Valerien Ismael machte der erste Ligaerfolg eines Gästeteams in Salzburg nach 53 Partien bzw. dem 1:0 der Admira am 27. November 2016 "stolz". "Es ist eine Bestätigung der Leistung vom Herbst. Wir wollten heute den nächsten Schritt machen", meinte der Franzose, dessen Truppe die "Bullen" nach sechs Meistertiteln en suite vom Thron stoßen und den LASK zum historischen zweiten Championat nach 1965 verhelfen könnte. Auch Ismael warnte aber vor voreiligen Schlüssen. "Wichtig wird sein, dass wir am Ende oben stehen. Wir müssen als Gejagte jede Woche unsere Leistung bestätigen."

Nach 19 Runden liegt der LASK einen Zähler vor Salzburg, drei Runden sind noch bis zur Punkteteilung zu absolvieren. Vorentscheidung ist also noch keine gefallen, das betonten klarerweise auch die Hausherren. "Die Liga war und wird eng bleiben", sagte Coach Jesse Marsch. "Wir konnten an diesem Abend nicht viel gewinnen oder verlieren. Der Kampf geht weiter. Jeder Punkt wird wichtig sein." Ähnlich sah es Kapitän Andreas Ulmer. "Diese Niederlage wirft uns sicher nicht um", betonte der Routinier.

Marsch: "Nicht schlecht gespielt"

Marsch ging mit seinem Team, das in der ersten Hälfte zahlreiche Einschussmöglichkeiten verjuxte, nicht allzu hart ins Gericht: "Wir hatten in ein paar Momenten auch ein bisschen Pech. Die Mannschaft hat aber nie aufgegeben, hat Persönlichkeit und Moral gezeigt. Sie hat nicht schlecht gespielt, wir hätten in gewissen Momenten nur schlauer sein müssen", meinte der US-Amerikaner, der mit Salzburg bisher nur Liverpool (zweimal) und Napoli unterlegen war.

Gemeint waren damit wohl nicht zuletzt die Momente vor den ersten beiden Gegentreffern durch Dominik Frieser (20.) und James Holland (25.). "Zwei Gegentore ausgehend von Einwürfen dürfen so nicht passieren. So verliert man halt ein Spiel", erklärte Mittelfeldmann Zlatko Junuzovic. Außerdem sollten sich die vergebenen Chancen durch den späteren Torschützen Masaya Okugawa und Patson Daka in der Anfangsphase rächen. Da hätte der hoch attackierende LASK seinen Mut fast teuer bezahlt.

"Die ersten 20 Minuten hat Salzburg unheimlichen Druck erzeugt, da hat uns ein überragender Schlager im Spiel gehalten", meinte Ismael im Hinblick auf mehrere Paraden von Alexander Schlager. "In der ersten Hälfte haben wir sehr viel Glück gehabt", erklärte der ÖFB-Teamgoalie aus Salzburg, der im Nachwuchs lange Jahre dem "Bullenstall" angehört hatte. Er ermöglichte erst die 2:0-Führung, die den Gästen mit ihren ersten echten Chancen gelang. "Wir waren eiskalt vor dem Tor", befand Holland. "Für die zukünftigen Aufgaben gibt uns der Sieg sehr viel", betonte der Australier.

Keine Zeit zum Nachdenken

Am Donnerstag wartet in der Europa League bereits das Auswärtsspiel bei Alkmaar, am 4. März ist erneut auswärts im Cup-Halbfinale Salzburg der Gegner. "Mit dieser Intensität, dieser Kampfbereitschaft und dieser Laufleistung können wir jede Mannschaft schlagen", war Schlager überzeugt. Seine Truppe schaffte am Freitag vor den Augen von ÖFB-Teamchef Franco Foda jedenfalls Historisches: Mit dem zehnten Auswärtssieg im zehnten Saisonspiel stellte der LASK einen neuen BL-Rekord auf, verbesserte die alte Bestmarke der Wiener Austria aus der Saison 1985/86.

Salzburg fand in der zweiten Hälfte kaum mehr Mittel, den LASK unter Druck zu setzen und lag nach herrlicher Vorarbeit von Marko Raguz durch Friesers zweiten Treffer 1:3 hinten (56.). Selbst der späte Anschlusstreffer durch Enock Mwepu (81.) löste im Finish kein Offensivfurioso mehr aus. "Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern", konstatierte Verteidiger Andre Ramalho. Sein Team wird ebenfalls am Donnerstag von Eintracht Frankfurt gefordert. "Wir wollen diese vielen Spiele und die Herausforderungen. Das Gute ist, dass es Schlag auf Schlag geht, wir haben nicht viel Zeit zum Nachdenken", sagte Ulmer. (red, APA, 15.2.2020)