Manchester – Die Zwei-Jahres-Sperre für den englischen Meister Manchester City hat die Fans des Clubs schockiert. Womöglich bleibt Pep Guardiola nur noch in dieser Saison die Chance, noch einmal die Champions League zu gewinnen. Der englische Fußball-Meister will das Urteil vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS anfechten. Fragen und Antworten:

Welches Strafmaß wurde von der UEFA festgelegt?

Man City wurde von der UEFA für zwei Jahre vom Europacup ausgeschlossen. Die Strafe gilt für alle UEFA-Wettbewerbe, also auch für mögliche Teilnahmen an der Europa League. Außerdem muss der Verein eine Geldstrafe in Höhe von 30 Millionen Euro zahlen. Das Strafmaß gilt ab der Saison 2020/21.

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Was wird City genau vorgeworfen?

Der englische Meister soll zwischen 2012 und 2016 Sponsoreneinkünfte weit über Gebühr bewertet und damit bewusst getäuscht haben. Haupteigner von Manchester City ist Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, Halbbruder des Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Chalifa bin Zayid Al Nahyan. Interne Emails und Clubdokumente legten demnach nahe, wie ManCity systematisch betrogen haben könnte. Gelder, die als Einnahmen durch Sponsoren aus Abu Dhabi – darunter mit Etihad Airways die nationale Fluggesellschaft – deklariert wurden, sollen in Wirklichkeit von Scheich Mansour gezahlt worden sein.

Was ist das Financial Fairplay?

Die Clubs, die in den Europacup-Wettbewerben starten, dürfen nicht mehr ausgeben als sie einnehmen. Die Bilanzen müssen über einen Bewertungszeitraum von drei Jahren ausgeglichen sein. Wird die Gewinnschwelle nicht erreicht, dürfen Geldgeber nur bis zu einem begrenzten Punkt aushelfen. Die Regelung wurde 2013 eingeführt.

Wie ist der vermeintliche Betrug aufgeflogen?

Enthüllungen der Plattform Football Leaks und des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" hatten die UEFA-Untersuchungen in Gang gebracht.

Welche finanziellen Folgen hat die Sperre für Manchester über die zusätzliche Geldstrafe hinaus?

Englische Medien errechneten kurz nach Verkündung des Europapokal-Banns für Manchester Verluste für den Verein in Höhe von umgerechnet rund 200 Millionen Euro. Die Summe setzt sich aus Prämien und Boni für die Teilnahme an der Champions League sowie zu erwartenden Ausfällen von Sponsoreneinnahmen zusammen. Zudem würde Manchester 2021 voraussichtlich auch nicht vom vorgesehenen Geldregen bei der Premiere des neuen Klub-WM-Formats profitieren können, wo jüngsten Medienberichten zufolge jeder Klub mindestens 46 Millionen Euro Antrittsbonus und der Sieger sogar 106 Millionen Euro kassieren soll.

Wie reagiert der Verein auf die Strafe?

Manchester hat einen Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof angekündigt. Der Verein sei "enttäuscht, aber nicht überrascht". Der Fall sei von der UEFA initiiert, von der UEFA verfolgt und von der UEFA beurteilt worden, kritisierte City.

Wie reagiert Manchesters Besitzer Scheich Mansour?

Die Antwort auf diese Frage liegt völlig im Dunkeln. Ein Ausstieg des Scheichs liegt genauso im Bereich des Möglichen wie eine Fortsetzung seines finanziellen Engagements, nachdem Mansour seit der Übernahme des Vereins vor zwölf Jahren schon gut 1,5 Milliarden Euro in den Verein gepumpt hat und dieses Investment im Falle eines Verkaufs seiner Anteile weitgehend abschreiben müsste.

Was bedeutet die neue Situation für Manchesters Trainer Pep Guardiola und seine Spieler?

Das ist völlig offen. Grundsätzlich ist schwer vorstellbar, dass Guardiola sich im wichtigsten Wettbewerb Europas mit der Rolle des Zuschauers begnügen möchte. Der Vertrag des früheren Meister-Trainers von Bayern München läuft zwar noch bis 2021, enthält aber angeblich bereits für das Ende der laufenden Saison eine Ausstiegsklausel, so dass sich Guardiola vermutlich eine neue Aufgabe bei einem ähnlich ambitionierten Verein suchen dürfte. Gleiches dürfte für das Gros seines überaus prominent mit ehrgeizigen Stars besetzten Teams gelten.

Wer würde von dem Ausschluss profitieren?

Der Tabellenfünfte der Premier League würde nachrücken. Das wäre aktuell Sheffield United. Aber auch die Chancen der derzeit strauchelnden Top-Clubs Tottenham Hotspur, Manchester United und Arsenal würden steigen.

Gab es in der Vergangenheit bereits ähnliche Fälle?

In dieser Saison wurde der frühere Champions-League-Sieger AC Milan wegen eines deutlichen Transferminus in den Jahren zuvor ausgeschlossen. Allerdings waren die Lombarden nur für die Europa League qualifiziert, so dass sie die Strafe akzeptierten. Ansonsten traf es eher kleinere Clubs wie CFR Cluj und Astra Giurgiu. Ein Fall von solcher Tragweite gab es aber bisher nicht.

Muss der aus Katar alimentierte Club Paris Saint-Germain ähnliche Sanktionen fürchten?

PSG ist akut nicht bedroht – trotz der hohen Transferausgaben für Neymar (222 Millionen Euro) und Kylian Mbappe (180). Erst am 19. März 2019 hatte der CAS einem Einspruch der Franzosen gegen weitere Financial-Fairplay-Ermittlungen stattgegeben. Damals ging es aber eher um einen Verfahrensfehler, weil die Rechtsprechende Kammer der UEFA nicht rechtzeitig Einspruch gegen die Einstellung des Falls eingelegt hatte. Trotzdem bleibt PSG im Visier der Finanzermittler. (sid, APA, 15.2.2020)